Nr. 13: Thriller (German Edition)
Massen zu Fuß langsam vorankam, wenn Se mich fragen.“
Daniel schüttelte den Kopf über so viel Dummheit. Fremdverschulden konnte folglich bei Gitte Hamachers Crash ausgeschlossen werden. Ein Freispruch für Schäfer, Beck, Haas und Engel. Zumindest in diesem Fall. Hamacher hatte einen Unfall fingieren wollen, um die Werkstatt nicht nur übers Ohr zu hauen, sondern sie auch noch auszunehmen, und war übers Ziel hinausgeschossen. Anders als von ihr geplant, endete ihr Vorhaben für sie nicht im Krankenhaus, sondern auf dem Friedhof.
„Danke.“ Leander reichte ihr seine Visitenkarte. „Ich befürchte, Sie müssen trotzdem eine Aussage bei der Polizei machen. Aber Sie brauchen nicht sofort mit uns mitkommen. Rufen Sie mich bitte in den nächsten Tagen an, um einen Termin auszumachen.“
„Aber Sie sagten doch …“
Mit einer geschmeidigen Bewegung griff Leander in die Innentasche seiner Polarjacke und zückte einen Computerausdruck, der Petra Schumann zeigte, und unterbrach die Frau: „Kennen Sie diese Person? Haben Sie sie vielleicht schon einmal hier in der Gegend gesehen?“
„Nee. Ihr etwa?“, fragte sie ihre Freundinnen, doch sie zuckten mit den Achseln. „Was hat die denn ausgefressen?“
„Tut mir leid.“ Cool lächelte Leander die Abfuhr weg.
Bis der DNA-Abgleich bewies, dass es sich bei der Mikwe-Leiche um Petra Schumann handelte, waren ihnen eigentlich die Hände gebunden. Aber Daniel war sich hundertprozentig sicher, dass sie es war, daher hatte er sich über die Vorschriften hinweggesetzt – das schien zur Gewohnheit zu werden –, denn die Zeit war zu kostbar, um sie zu verschwenden.
Während Leander zwei Männern, die hinzukamen, das Bild von Schumann zeigte, drifteten Daniels Gedanken ab.
Leander machte sich. Das hatte er nicht erwartet. Am Anfang hatte er den Hospitanten für einen Warmduscher und Arschkriecher gehalten, aber das war er nicht. Er ermittelte mit mehr Freundlichkeit und Diplomatie, als Daniel und Tomasz es taten. Vielleicht stumpfte man mit den Dienstjahren ab.
Aber konnte er Tom ersetzen? Es gab keine festen Teams im KK 11. Daniel und Tom hatten jedoch an vielen Fällen zusammengearbeitet und sie teilten sich das Büro schon eine halbe Ewigkeit. Nun drohte Daniel seinen Partner zu verlieren. Tom war mehr als das, er war ein Freund für ihn. Wie oft hatten sie im Zum stolzen Römer ein Kölsch gezischt? Bevor Daniel in den Rollstuhl kam, hatten sie regelmäßig Sport zusammen getrieben. Aber, was viel mehr wog, Tomasz war der einzige Kollege, dem er gebeichtet hatte, einmal im Affekt beinahe seinen Vater getötet zu haben.
Daniel wurde es schwer ums Herz, denn er drohte nicht nur Marie zu verlieren, sondern auch Tom.
Doch dann fragte er sich, ob Tomasz ihre Bindung noch als ebenso eng ansah. Seit Daniels Unfall im März letzten Jahres hatten sie wenig Zeit zusammen verbracht, und zugegeben, er war nicht immer einfach gewesen. Außerdem kritisierte Tom ihn in den letzten Wochen oft. Sollte er ihm nicht eigentlich helfen, wieder ein vollwertiges Mitglied des KK 11 zu werden?
Im nächsten Moment verteidigte Daniel ihn vor sich selbst. Natalia und ihre Eltern setzten Tom ziemlich unter Druck. Außerdem hatte er zigmal versucht, Daniel aus seinem Schneckenhaus zu locken, als dieser frisch aus der Reha-Klinik entlassen zu Hause saß, alles schwarzmalte und seine Umwelt mit seinem Sarkasmus tyrannisierte. Jetzt war es an Daniel, seinem Freund beizustehen und seine Launen zu ertragen.
Deshalb bekam Tomasz mildernde Umstände. Vorerst.
Aufgeregtes Getuschel der drei Damen riss Daniel aus seinen Grübeleien. Ein Mann stapfte an ihnen vorbei und warf ihnen einen diabolischen Blick zu, worauf sie enger zusammenrückten und er zufrieden grinste. Die Schnallen seiner Springerstiefel klackten bei jedem Schritt.
Der Mann mit den implantierten Hörnern!
17. KAPITEL
Maries Beschreibungen trafen genau zu. Die roten Kontaktlinsen erweckten den Anschein, als glühten seine Augen. Der Saum des Ledermantels schwang hin und her, als versteckte sich darunter ein Wesen vor dem Tageslicht, während der tropfenförmige Anhänger an seiner Halskette auf und ab hüpfte.
Er klingelte bei der Nummer 13 und stellte einen Fuß auf die Treppenstufe. Während er wartete, dass ihm geöffnet wurde, drehte er seinen Kopf in Richtung Daniel, Leander und der Frauen. Er fauchte wie ein Tiger und entblößte dabei seine spitz gefeilten Eckzähne.
Jemand öffnete die Tür, ließ ihn aber nicht
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