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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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nicht, sonst hätten Sie mich oder meine Freunde längst verhaftet.“
    Daniel hatte den Eindruck, gerade gefickt worden zu sein. Schäfer war clever. Sie durften ihn nicht unterschätzen, weil er so bequem aussah. Wütend presste Daniel seine Kiefer so fest aufeinander, bis es wehtat.
    „Um was geht es hier eigentlich?“ Der Unbekannte hob beide Hände. „Ich kann keinen Ärger gebrauchen.“
    Daniel drehte seinen Bock zu ihm. „Können Sie sich ausweisen?“
    „Sicherlich haben Sie schon von Vincente gehört.“ Sachte tippte er sich auf seine stolzgeschwellte Brust. Als Daniel den Kopf schüttelte, stieß er enttäuscht Luft aus. „Vinzent Quast – mit qu, nicht mit kw, wie viele denken. Ich mache in Fanartikeln.“
    „Ich verstehe nur Bahnhof.“
    „Devotionalien. Von Berühmtheiten wie unserem Prof hier.“
    „Professor?“
    „Professor Doktor, um genau zu sein. Darauf muss ich bestehen. Intelligente oder besonders brutale Verbrecher bringen die meiste Knete ein.“ Vincente rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
    Unruhig trat Schäfer von einem Fuß auf den anderen. „Nur für nordische Philologie.“
    „Sie verkaufen Kram von Kriminellen?“ Daniel traute seinen Ohren kaum.
    „Ex-Knackis. Eine coole Geschäftsidee, was? Bringt verdammt viel ein.“ Rasch fügte Quast hinzu: „Für alle Beteiligten.“
    „Wie kommt man auf so etwas?“ Mit gerunzelter Stirn sah Daniel Schäfer an, der seinem Blick auswich. Offenbar schämte er sich dafür, Vincente zu beliefern. Aber seine Beschämung schien nicht so groß zu sein wie der Wunsch, die Hausgemeinschaft aufrechtzuerhalten.
    „Weil ich selbst ein Fan bin“, sagte Vincente im Brustton der Überzeugung.
    „Von Verbrechern?“
    „Vom Kalten Walter .“
    Daniels Augen weiteten sich. „Dem Kannibalen?“
    „Dem Menschen dahinter. Ich kenne ihn besser als jeder Nachbar, der nach seiner Verhaftung in eine Kamera sagte, dass er sich schon immer vor Walter Steinbeißer gefürchtet hätte, nur um zwei Minuten Ruhm zu genießen.“ Vincente hielt den tropfenförmigen Anhänger fest, als würde er ihm helfen, seine Verärgerung im Zaum zu halten. „Besser als die Journalisten, die Walter in ihren Artikeln zu einem brutalen Schlächter ohne Gewissen machten.“
    „Was ein Mann, der seine Opfer tötet und verspeist, auf keinen Fall ist, nicht wahr?“, fragte Daniel sarkastisch.
    „Er liebte sie. Aus ganzem Herzen.“ Vincente küsste die dunkelblaue Träne. „Alle. Das bewies er ihnen, indem er sich für immer an sie band. Wie ein Treueschwur. Er schenkte ihnen Wärme und Nähe.“
    Angewidert schnaubte Daniel. Das war doch Bullshit!
    „Er suchte sich nur Menschen aus, die von ihren Familien, Freunden und Bekannten schlecht behandelt wurden“, verteidigte Vincente ihn inbrünstig.
    „Seltsamerweise waren sie alle jung.“
    „Ein Typ, dessen Alter ihn ständig schikanierte. Ein Mädchen, das zwei Zentner wog und von seinen eigenen Eltern versteckt wurde. Eine Dreißigjährige, die noch nie einen Freund gehabt oder auch nur gefickt hatte. Ein Vater, dem seine Ische den Kontakt zu seiner eigenen Brut per Gerichtsbeschluss untersagt hatte. Der Lehrer, der von seiner Schulklasse tyrannisiert wurde.“
    „Jeder von uns hat irgendeine traurige Geschichte zu erzählen.“ Demonstrativ klopfte Daniel auf seine Armlehne. „Sie vergessen die sexuelle Komponente. Der Kalte Walter gab zu, dass es ihn erregte, Menschenfleisch zu essen.“
    „Lebe entsprechend deiner eigenen Natur!“ , zitierte Vincente den Stoa-Leitspruch, der von innen über der Tür hing. Bevor Daniel protestieren konnte, hob Vincente abwehrend eine Hand. „Wer sagt uns, was richtig und was falsch ist?“
    Daniel war es egal, dass er zu laut sprach. Am liebsten hätte er sein Gegenüber angeschrien und dessen Gesicht in den Schnee gedrückt, damit er wieder klar wurde. „Eine gesunde Moralvorstellung.“
    „Die das Kollektiv uns aufzwingt. Darunter sind auch die ach so ehrenwerten Bürger, die mir meine Devotionalien abkaufen.“ Triumphierend zwinkerte Quast. „Ich mag Individualisten und alle, die anders sind. Die sich nicht an diese Scheiß-Gesellschaft anpassen. Die Dreck gefressen haben wie ich.“
    „Den Dreck haben Sie selbst verursacht.“
    „Nicht jeder kommt aus gutbürgerlichen Verhältnissen wie Sie, Herr Kommissar.“
    Daniel war froh, dass Vincente ihm über den Mund fuhr und hitzig weitersprach, sonst hätte er womöglich den Fehler gemacht und zu viel über sich

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