Nr. 13: Thriller (German Edition)
preisgegeben.
„Ich bin ein Kämpfer, der andere Kämpfer unterstützt. Die, die sich nicht unterkriegen lassen, müssen zusammenhalten. Bestell das Haas“, wandte sich Quast an Schäfer.
Er wollte gehen, doch Daniel hielt ihn auf. „Warum will Stefan Haas bei diesem … Fanartikelhandel nicht mitmachen?“
„Er findet es makaber“, schaltete sich Schäfer ein. Er klang zerknirscht. Immer wieder rieb er über sein Gesicht. „Er meint, man sollte sich für seine Taten schämen und nicht daran verdienen. Und er hat recht. Aber uns bleiben nicht viele Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. Daher sind wir gezwungen, jede, die sich uns bietet, wahrzunehmen, wenn wir diese Hausgemeinschaft aufrechterhalten wollen.“
Anscheinend war das Schäfers oberste Priorität. Daniel erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Es schien dem Anführer der Sexualstraftäter nicht allein darum zu gehen, endlich wieder ein Zuhause zu haben, sondern auch, der Welt zu beweisen, dass Menschen sich ändern und wieder eingegliedert werden konnten. Nun fragte sich Daniel, ob er dafür auch einen Mord vertuschen würde.
„Mein Laden ist legal. Meine Geschäftspartner verdienen durch mich ehrliche Kohle. Ich bin ihr Ticket zurück ins Leben, und das sogar, während einige von ihnen noch im Knast sitzen.“ Frenetisch erhob Vincente seine Stimme. „Das ist Resozialisierung!“
Ob sein Business wirklich legal war, würde Daniel nachprüfen. Ebenso ob seine Leidenschaft für das, was er tat, nicht schon mal ins Hitzige ging, wenn einer seiner Partner nicht mitspielen wollte.
In einiger Entfernung hörte Daniel ein Schnaufen. Er drehte seinen Kopf in die Richtung. Keuchend kam Leander, die Jacke im Arm, auf ihn zu. Alleine. Sein Kopfschütteln sagte genug.
Wer Roman Schäfers rätselhafter Besucher war, würden sie nicht erfahren. Mist! fluchte Daniel innerlich. Aber eins war ihm nun klar: Schäfer hütete ein Geheimnis. Oder mehrere. Er wandte sich wieder an Vincente. „Wie verkaufen Sie die Devotionalien?“
„Über private Kontakte, Empfehlungen und über meinen Online-Shop. Für den mache ich Werbung auf einschlägigen Plattformen, in Real-Crime-Fan-Foren und so was halt. Allen Produkten wird ein Echtheitszertifikat mitgeliefert. Die Übergabe der Ware an mich durch meine Koops, wie ich sie nenne, halte ich mit einem Foto fest. Sollte ich jemanden nicht persönlich treffen können, lichte ich eben den Umschlag aus dem Knast ab. Sie erhalten eine prozentuale Beteiligung. Die Gelder, die fließen, kann ich belegen. Es ist alles sauber dokumentiert. Ich habe einen Gewerbeschein und führe regelmäßig Steuern ab. Ob es Ihnen passt oder nicht, wie ich meine Kohle verdiene, ich gehöre auch zu den ehrenwerten Bürgern Kölns.“ Vincente steckte sich den tränenförmigen Stein wie ein Bonbon in den Mund. Während er breit grinste, schob er ihn mit der geteilten Zungenspitze hin und her.
Obwohl die lüsterne Geste ihn anekelte, konnte Daniel seinen Blick nicht davon abwenden. Konnte der Anhänger, wie Marie vermutete, wirklich ein Erkennungszeichen in der Pädophilen-Szene sein? Kannten sich Quast und Schäfer daher?
Ein beunruhigender Gedanke kam Daniel.
Vincente war ein ausgefuchster Typ und mit allen Wassern gewaschen. Ein Geschäftsmann, der vermutlich aus allem, was sich bot, Geld machte. Modern, skrupellos. Er kannte sich im Internet aus, nutzte dessen Möglichkeiten.
„Ich kann auch etwas für ihn tun“ , hatte er Schäfer eine Botschaft für Haas mitgegeben. „Du weißt schon, was ich meine. Ein kleiner Bonus.“
Vielleicht waren die Mitglieder dieser skurrilen Hausgemeinschaft nicht nur Partner, sondern auch Kunden. Versorgte er sie etwa mit Kinderpornos? Als Köder? Oder als Zusatzeinkommen unter der Hand?
Daniel hielt ihn auf jeden Fall für brandgefährlich, denn er hatte dieselbe kranke Denkweise wie sein Idol, der Kalte Walter.
Außerdem zählte er zum kleinen Kreis der Personen, die Zutritt zur Nummer 13 hatten. Somit hätte er durchaus den Mord an der Rothaarigen begehen können.
18. KAPITEL
Marie ertappte sich dabei, wie sie Friedrich Schuster anstarrte, wie sie jede kleinste Bewegung, jede Äußerung von ihm auf Hinweise prüfte. Aber natürlich sah man einem Pädophilen seine krankhafte Neigung nicht an. Er trug weder sein Haar anders als andere Menschen noch erkannte man ihn an seiner Kleidung oder seinem Sprachhabitus. Pädosexuelle verstanden sich gut darin, ihre Sehnsüchte zu verbergen, weil sie
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