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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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direkt vor dem efeuberankten Gebäude, sondern vor dem daneben. Fürchteten sie sich etwa vor den verurteilten Sexualstraftätern mehr, als dass sie sie verabscheuten?
    Daniel fuhr geradewegs auf die drei Damen zu und überließ es Leander, sie vorzustellen. Da der Hospitant zwar sagte, dass sie vom Polizeipräsidium kamen, aber das Kriminalkommissariat für Tötungsdelikte unerwähnt ließ, interpretierten die Frauen die Situation falsch. Wild plapperten sie durcheinander.
    „Sie waren doch die beiden Typen, die Gittchen aufgesucht hatten, bevor se …“
    „Ein schrecklicher Unfall.“
    „Wollten Sie sie einbuchten, weil se zu viele Knöllchen bekommen hatte?“
    „Darüber dürfen wir keine Aussagen machen.“ Daniel wunderte sich, dass Gitte Hamacher ihren Nachbarn nichts über die Zeugenaussage ihrer Mutter berichtet hatte. Warum? Glaubte sie Elisabeth nicht? Oder hatte sie Angst, dass sie damit Öl ins Feuer gießen würde, der Hass der Bürgerwehr überschwappen und sie Selbstjustiz üben würden?
    „Gittchen ist immer gerast wie ’ne Irre.“
    „Irgendwann musste das ja mal passieren.“
    „Da ist was schrecklich schiefgegangen, wenn ihr mich fragt.“
    „Wie meinen Sie das?“ Leander lächelte zwar freundlich, schaute sie jedoch fordernd an.
    Als hätte sie ihr Kind schreien gehört, tat die Frau aufgeregt und ging eiligen Schrittes zum Kinderwagen. Sie zog ihn aus dem Hauseingang und kehrte zurück. Unentwegt tippte sie ihn an, dabei hatte Daniel den Eindruck, dass das Schaukeln das Baby erst aufweckte. Nutzte sie dies als Ventil für ihre Nervosität?
    Mit fester Stimme sagte Daniel: „Wir verlangen eine Erklärung!“
    „Gittchen, bei der war das Portmariechen immer leer, das wusste jeder. Als der Amtsarzt vorbeikam, war die Alte gerade klar im Kopf. Sie ist noch nicht vollkommen gaga, sondern hat ihre Phasen. Die Heinis erkannten ihre Demenz nicht an, auch nicht, dass se schwerst pflegebedürftig ist, weil se noch alleine essen und sich waschen kann, wenn man ihr alles ans Bett bringt. Also sagten se Nee zur Pflegestufe 3.“
    „Und?“ Leander beugte sich über den Kinderwagen und streichelte die Wange des Babys.
    „Das Doofe war, dass Gittchen sich davon keinen Pflegedienst leisten konnte. Sie musste ihren Job kündigen und die Alte selbst pflegen. Zaster fehlte hinten und vorne, wenn Se verstehen.“
    Dieses Gerede um den heißen Brei machte Daniel ungehalten. „Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann raus damit!“
    „Ihre Kutsche warn Montagsauto, musste ständig in die Werkstatt. Letzte Woche erst. Aber Gittchen konnte nicht zahlen. Das wissen die aber noch nicht. Dann machte die Alte auch noch Ärger, redete Stuss und hatte Albträume. Das war zu viel für Gittchen. Wissen Se, wie scheiße es ist, jemandem morgens, mittags und abends den Arsch abzuwischen?“
    „Nein, das weiß ich nicht“, sagte Leander mitfühlend, „aber ich kann es mir vorstellen. Wie wollte Frau Hamacher das Problem mit der Rechnung lösen?“
    Daniel wusste, warum Leander nicht nach der Mutter fragte. Anscheinend hegte er dieselbe Ahnung wie er selbst. Elisabeth musste ihre Tochter mit der Mordbeobachtung genervt haben, sodass Gitte sie mit Tabletten ruhigstellte, um sich darauf konzentrieren zu können, an Geld zu kommen.
    Die Frau druckste herum.
    Schwungvoll drehte Daniel seinen Bock herum. „So kommen wir nicht weiter. Bitte, folgen Sie uns aufs Präsidium, um eine Aussage zu machen.“
    „Was sollen denn die Leute von mir denken?“ Entsetzt riss sie ihre Augen auf und schaute Hilfe suchend die anderen beiden Frauen an. „Hatte Gittchen euch denn nicht von ihrem Plan erzählt?“
    Ihre beiden Nachbarinnen schüttelten die Köpfe.
    „So was aber auch!“ Sie wand sich, knibbelte an ihrer Unterlippe und sagte schließlich: „Sie wollt ’nen Unfall bauen, absichtlich, und es so aussehen lassen, als sei die Werkstatt dran schuld, als hätten die das Auto nicht richtig repariert. Statt Kohle zu blechen, wollte sie welche von denen kriegen, als Wiedergutmachung, auch Schmerzensgeld.“
    „Ist das nicht ein wenig viel Aufwand, um eine Rechnung nicht begleichen zu müssen?“ Leander hob seine Schultern und breitete seine Arme aus.
    „Die Karre wäre eh nicht mehr übern TÜV gekommen, ohne mächtig viel Zaster reinzustecken. Außerdem hatte Gittchen viele Punkte in Flensburg und befürchtete, beim nächsten Knöllchen gar nicht mehr ans Lenkrad zu dürfen. Sie fuhr halt gerne schnell. Weil se durch ihre

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