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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Tagen hatte er plötzlich ein Messer genommen und seinen Schwanz abgeschnitten. Die anderen Bewohner fanden ihn blutüberströmt und riefen den Notarzt. Hatte er den Drang verspürt, rückfällig zu werden, und eine krasse Entscheidung gefällt? Oder hatten ihn Schäfer, Haas und Beck kastriert, weil Engels fehlende Selbstkontrolle drohte, den Ruf des ganzen Hauses und somit des ehrgeizigen Projektes zu beflecken?
    Um die Reaktion eines Verdächtigen zu testen, fiel Daniel gerne mit der Tür ins Haus. „In dem Apartment gegenüber Ihrem wurde ein Mord beobachtet.“
    „Ich war das net!“ Engels Hals bekam rote Flecken.
    Daniel horchte auf. Sein Puls beschleunigte sich. Energisch rollte er näher an ihn heran. „Dann wissen Sie, wovon ich spreche?“
    „Natürlich net. Aber Sie denken doch, ich war’s, sonst wären Sie net hier.“ Langsam stieg die Röte auch in Engels Wangen. „Wann wurde das Mädchen getötet?“
    „Das Mädchen?“ Daniel setzte sich kerzengerade auf. Hatte sich Engel soeben verraten?
    „Na, wenn Sie mich dazu befragen, muss es sich wohl um ’ne Minderjährige handeln, oder? Trag ja jetzt den Stempel Kinderficker.“
    Klang logisch. Innerlich seufzend lehnte sich Daniel wieder zurück. „Den Zeitpunkt des Todes können wir nicht hundertprozentig bestimmen.“ Weil die Leiche fehlte.
    „Dann machen Sie eben eine neunundneunzigprozentige Zeitangabe, Herr Kommissar, aber irgendwas muss ich wissen, um ’ne Aussage dazu zu machen.“
    „Dazu kann … darf ich keine Angaben machen. Haben Sie oder einer der anderen Bewohner der Bruchstraße 13 eine rothaarige Frau in Ihrem Bekanntenkreis?“
    „Das ist alles, was Sie haben? Nee, sorry, Mann, ich kann Ihnen net weiterhelfen.“
    Natürlich nicht, dachte Daniel zerknirscht. „Ist Ihnen etwas an Ihren Mitbewohnern aufgefallen?“
    „Freunden“, korrigierte Engel ihn.
    „Hat sich einer von ihnen merkwürdig verhalten?“
    „Wir sind doch alle Freaks.“
    „Waren Sie mal in der Wohnung, die gegenüber von Ihrer liegt?“
    „Warum sollte ich, wenn da nix ist?“
    „Hatten Sie in den vergangenen Wochen Damenbesuch?“
    „Welche Frau würde sich schon in das Haus trauen, in dem das Böse haust?“ Engel lachte abfällig. „Welche würde sich überhaupt mit uns abgeben? Glauben Sie echt jetzt, ich könnte noch jemals ’ne Freundin bekommen? Ich werd die restlichen 60 Jahre allein sein, weil ich als Halbstarker drei Jahre Bockmist gebaut habe. Net gerade fair.“
    „Ihre Schwester leidet ebenso ihr ganzes Leben lang unter dem Missbrauch von Ihnen und Ihrem Vater, und das bestimmt mehr als Sie“, schrie Daniel ihn an. Nach seinen Erfahrungen wählten viele Opfer den Suizid, weil sie keine andere Möglichkeit sahen, sich von den Erinnerungen, dem Schmutz und dem Ekel vor sich selbst zu befreien. „Wie sieht es mit Schäfer aus?“
    „Weiß net.“
    „Und Stefan Haas?“
    „Geschieden und von den Weibern kuriert.“
    „Uwe Beck?“
    „Der legt sich net gerne fest, sondern hüpft lieber von Blume zu Blume, zumindest als er noch als Saisonarbeiter in ganz Deutschland unterwegs war.“
    Wanderarbeiter suchten auch oft Prostituierte auf. „Aber wir Kerle haben doch Bedürfnisse“, probierte Daniel die versöhnliche Masche. „Bestimmt holen Sie sich, was jeder von uns braucht, vom Strich.“
    „Nee, Mann. Die Zeitungen haben unsere Gesichter abgedruckt und selbst die Nutten meiden uns.“
    Wenn das stimmte, was Engel sagte, staute sich das Testosteron in der Nummer 13. Wohin mit dem sexuellen Druck, wenn es kein Ventil dafür gab? Zu Wichsen würde die Bewohner nicht lange zufriedenstellen.
    Daniel hatte vermutet, dass eine rothaarige Bordsteinschwalbe in die Nummer 13 geflattert war, aber die Pädophilen waren Geächtete und standen nicht nur im Knast in der Hierarchie ganz unten. Auch Huren hatten Kinder.
    Ohne viel Hoffnung zeigte Daniel das Foto von Petra Schumann vor. Vielleicht hatte Engel die Tote aus dem jüdischen Ritualbad ja mal mit Roman Schäfer zusammen gesehen.
    „So eine Tussi aus gutem Haus würde mich Triebtäter net einmal mit der Kneifzange anfasse.“ Obwohl Engel die Worte angewidert aussprach, verzog er keine Miene. Sein Gesicht war zu einer Maske gefroren. Nur seine Hände unter der Bettdecke zuckten hin und her. Er saugte seine Unterlippe ein und kaute auf den Krusten herum, bis Blut hervorquoll. „Nee, kenn ich net. Nie gesehen.“
    Seufzend steckte Daniel den Ausdruck wieder weg. Der Einundzwanzigjährige

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