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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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sah erwachsen aus, schien aber noch nicht trocken hinter den Ohren zu sein, wenn er schon bei dem Foto einer Frau nervös wurde. Was würde er dann erst machen, wenn eine, die er attraktiv fand, leibhaftig vor ihm stand? Sich einnässen?
    Erneut stellte er sich Engels Unterleib vor. Wie der von Frankensteins Monster! Aus Stücken zusammengebaut. Daniel überlief ein eiskalter Schauer. „Warum haben Sie sich selbst verstümmelt?“
    Rasch sah Engel weg.
    „Selbsthass?“
    Michael Engel guckte starr aus dem Fenster, dabei war dort nichts zu sehen, außer grauen Wolken, die Schneeregen ausspuckten.
    „Hatten Sie doch wieder Lust auf einen halb reifen Pfirsich und wollten verhindern, dass Sie ihn pflücken?“
    Demonstrativ presste Engel seine Lippen aufeinander.
    „Oder hat Ihnen jemand das angetan?“
    Überrascht schaute Michael Engel ihn an. Sein Gesicht glühte. Blut sammelte sich auf seiner Lippe. „Ich war das! Mit dem Brotmesser! Das wissen Sie doch längst. Ich war alleine. Mutterseelenallein. Da war keiner. Ich brauche keinen, um Mist zu bauen. Das schaffe ich selbst.“
    „Warum?“
    „Geht niemanden nix an!“ Speichelfetzen stoben aus Engels Mund. „Das werd ich mit ins Grab nehmen!“

21. KAPITEL
    Daniel fand seine Reaktion merkwürdig. Engel tat ja gerade so, als hütete er ein Geheimnis. Konnte es sein, dass er rückfällig geworden war und sich selbst bestraft hatte?
    Da Engel dichtmachte wie ein bockiger Teenager, ließ Daniel ihn alleine. Der junge Mann kam ihm nicht ganz koscher vor. Er war ihm zu nervös. Zudem blockte Engel. Defensive Menschen hatten für gewöhnlich etwas zu verbergen.
    Um sich ein umfassendes Bild zu machen und weil er schon mal da war, entschied Daniel, noch mit dem Chirurgen, der Engel operiert hatte, zu sprechen. Glücklicherweise hatte Dr. Krishan Bakshi kurz Zeit für ihn, wie eine Krankenschwester für ihn herausfand.
    Sich noch nicht ganz im Klaren, ob sich der Weg in die Chirurgie lohnte, fuhr er in den Aufzug. Im Lift fiel sein Blick auf die Infotafel, auf der die einzelnen Abteilungen aufgeführt waren. An einem Schriftzug blieb sein Blick hängen:
    Frauenklinik/Entbindungsstation/Kreißsaal
    Er spürte einen Stich knapp unter dem Herzen. Marie würde nie ein Kind gebären, nie vor dem Bettchen stehen, um ihr Fleisch und Blut zu beobachten, nie die winzigen Fingerchen streicheln und niemals Mama gerufen werden – nicht, wenn sie mit ihm zusammenblieb jedenfalls.
    Natürlich gab es andere Wege und Mittel wie Samenbank und künstliche Befruchtung, aber die hatten nichts mit ihm zu tun. Er würde immer ein Außenstehender bleiben, ein Beobachter, der höchstens die Vaterrolle spielen, aber nie biologisch Vater sein konnte.
    Wohin sollte das führen? Was brachten medizinische Schritte? Ob Marie mit einer Alternative glücklich werden könnte, stand auf einem anderen Blatt, aber immerhin bekäme sie, was sie wollte.
    Nur, wie sah das mit ihm aus?
    Daniel horchte in sich hinein, während der Fahrstuhl hielt und Besucher zustiegen. Würde er ein fremdes Kind, die Frucht aus dem Sperma eines unbekannten Mannes, aufziehen wollen? Es würde immer noch zur Hälfte von Marie abstammen. Jedoch würde Daniel sich nie in ihm wiedererkennen. Es würde keine Merkmale von ihm haben – nicht seine Zehen, nicht seine Nase und nicht sein Lächeln. Rein gar nichts!
    „Diese großen Hände, die hat der Bub von seinem Vater, das ist kaum zu leugnen.“
    „Die Ohrläppchen von der Kleinen sehen genau aus wie die vom Papa!“
    Wenn jemand, der nicht Bescheid wusste, solche Bemerkungen machte, was sollte Daniel darauf antworten? Und solche Kommentare würden kommen, da war er sich sicher, sie kamen immer, egal ob eine Ähnlichkeit vorhanden war oder nicht. Die Menschen interpretierten sie einfach hinein, wollten den Eltern ein Kompliment machen oder wussten nicht, was sie sonst sagen sollten.
    Solche Floskeln würden Marie jedes Mal in Verlegenheit bringen und ihn verletzen.
    Eventuell würde der Junge oder das Mädchen ihn sogar täglich an sein Versagen erinnern, daran, dass nicht er, sondern ein Fremder, der für Geld in einen Becher gewichst hatte, Marie ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt hatte. Er war unsicher, ob er es schaffen konnte, diese Denkweise abzulegen. Das Kind konnte schließlich nichts dafür. Würde er es lieben können, als wäre es sein eigenes?
    Seufzend verließ Daniel den Aufzug. Als wäre der Boden der Chirurgischen Abteilung mit Sand aufgeschüttet, kam er

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