Nr. 13: Thriller (German Edition)
Mal höher ansetzen und lebenswichtige Organe treffen würde.
„Was war genau passiert?“
In einer arroganten Weise hob Bakshi eine Augenbraue. „Wollen Sie wirklich alle ekeligen Details?“
„Die Kurzform reicht. Sie sind ja furchtbar in Eile.“
Der Chirurg schmunzelte abfällig. „Bei der Einlieferung fehlte dem Patienten Engel ein Großteil seines Glieds. Alles, was ich tun konnte, war die Blutung zu stillen und einen Harnkatheter zu legen.“
„Sein Penis konnte nicht angenäht werden?“
„Ich bin verdammt gut in meinem Job, aber Tote kann nicht einmal ich zum Leben erwecken.“
Daniel stutzte. Laut Akte hatten Schäfer, Beck und Haas Michael Engel zeitnah gefunden und sofort einen Krankenwagen gerufen. Das konnte aber nicht stimmen, weil sonst Engels bestes Stück nicht schon abgestorben gewesen wäre.
Es sei denn, Dr. Krishan Bakshi hatte sich an einem Kinderschänder gerächt, als das Schicksal ihm die Chance dazu bot. Grüblerisch schaute sich Daniel um. Bei den vielen Auszeichnungen und Zeitungsartikeln über ihn, die an den Wänden hingen, konnte er sich das nicht vorstellen. Abgesehen davon, dass ihm sein Berufsethos so etwas verbot, hatte Bakshi einen Ruf zu verlieren.
Folglich mussten die Pädophilen gelogen haben. Was war in der Zeit zwischen Engels Verzweiflungstat und dem Anruf beim Notarzt geschehen? „Und jetzt? Was wird aus Engel da unten?“
Klick, klick. „Haben Sie den Begriff Penoid schon einmal gehört?“
Während Daniel den Kopf schüttelte, fragte er sich, was das für ein Bericht war, da Bakshi ständig nur die Maus benutzte und nicht die Buchstaben auf der Tastatur.
„Das ist ein chirurgisch aufgebauter Penisersatz.“
Daniels Augen weiteten sich.
„Unfallopfer und Transsexuelle sind, trotz der eingeschränkten technischen Möglichkeiten, froh, dass es heutzutage möglich ist, sie mit einem Neophallus auszustatten. Er ist als Annäherung an das Glied zu betrachten, nicht als vollwertiger Ersatz. Aufgrund der funktionalen und kosmetischen Anforderung stellt solch eine Operation eine hohe Anforderung dar. Nur die besten Chirurgen – Spezialisten – sind fähig, sie erfolgreich durchzuführen, davon gibt es nicht einmal eine Handvoll in Deutschland, wenn Sie mich fragen.“
„Selbstverständlich sind Sie eine von diesen Koryphäen.“
Bakshi kommentierte diesen Seitenhieb mit einem Lächeln. „Dazu entnehme ich dem Unterarm des Patienten einen Hautlappen, konstruiere damit eine Phalloplastik und anastomosiere die Nerven und Gefäße mikrochirurgisch mit der Leiste.“
Das bedeutete Narben und noch mehr Schmerzen für Engel. Auch wenn er sich die Suppe selbst eingebrockt hatte, er tat Daniel leid.
„Die künstliche Harnröhre muss mit dem natürlichen Ausgang verbunden werden. Nach dem zwölften Tag kann der Patient bereits im Stehen urinieren. Das Penoid wird Berührungen spüren können und eine gewisse Erregung ebenfalls, aber das dauert mindestens ein halbes Jahr, meistens länger, je nachdem, wie schnell die Nerven einwachsen.“
„Kommen Abstoßungen vor?“
„Selten, da Eigengewebe transplantiert wird und der Neophallus an die Aorta femoralis angeschlossen wird.“ Klick, klick. „Die Oberschenkelarterie versorgt das Transplantat ausreichend mit Blut.“
Daniel hatte mehr erfahren, als er wissen wollte. Von den Beschreibungen war ihm flau im Magen. Ohne es zu merken, hatte er schützend die Hände über den Schritt gelegt.
Er wollte sich gerade verabschieden, als Bakshi sagte: „Für den gesamten Aufbau ist nur eine einzige Operation nötig. Allerdings kann der Eingriff erst durchgeführt werden, nachdem die Entzündung abgeklungen ist.“ Der Arzt schnalzte genervt mit der Zunge und machte ein paar weitere Klicks.
„Wie meinen Sie das?“
„Die Klinge, die Engel benutzte, muss sehr verschmutzt gewesen sein. Jedenfalls haben Bakterien bei ihm eine Entzündung hervorgerufen, und dass ich ihn unter größtmöglicher Sorgfalt versorgt habe, steht außer Frage.“ Bakshi redete sich in Rage. „Was weiß ich! Möglicherweise zog er sich auch über den verdreckten Boden zur Tür und hat dabei seinen zerfransten Stummel …“
„Moment mal“, unterbrach Daniel ihn. „Was soll das heißen?“
„Das Glied sah aus, als hätte er mehrmals ansetzen müssen.“
„Es wies keine glatte Schnittfläche auf?“
Konzentriert sah der Arzt auf seinen Bildschirm und schob ständig die Maus hin und her. „Nein, sagte ich doch. Außerdem war zu viel
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