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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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sie beide zu viele andere Dinge im Kopf, um über ihre Ehe zu sprechen, Dinge, die ihnen zeigten, wie lächerlich ihre Probleme im Gegensatz zu Mord und Kidnapping waren.
    Lebte Thijs seit fast fünf Monaten bei seinem Entführer? Oder wurde der Junge im letzten Sommer getötet und verscharrt? Aber wenn es so war, warum hatte man trotz des massiven Polizeiaufgebots seinen kleinen Leichnam nicht gefunden?
    Unter der Decke massierte Marie ihren Bauch. Er tat weh, als hätte jemand sie geboxt. Sie hatte Friedrich Schuster unrecht getan. Ihr Chef war kein Pädophiler, sondern selbst Opfer eines Verbrechens.
    Blieb immer noch die Frage, was es mit dem tränenförmigen Stein auf sich hatte.
    Was verband den Intendanten mit Vinzent „Vincente“ Quast? Die beiden Männer waren so unterschiedlich – Schuster bieder und streng und der Devotionalienverkäufer rebellisch und schräg –, dass ein zufällig gleicher Modegeschmack für Marie völlig abwegig war.
    Es musste jedoch einen gemeinsamen Nenner geben. Marie würde nicht eher ruhen, bis sie ihn gefunden hatte!

24. KAPITEL
    Der Junge dachte an Bienen. Die sahen niedlich aus, aber ihr Gift war gefährlich für ihn. Wenn sie ihn stachen, konnte es sein, dass sein Hals zuschwoll. Dann bekam er keine Luft mehr. Wären doch nur Bienen hier unten! Eine einzige würde reichen.
    Sein Rachen tat so weh, als wäre sein Wunsch wahr geworden. Aber kein Tier hatte ihn gestochen, sondern der Mann, und der war nicht giftig. Leider.
    Der Junge spülte seinen Mund aus, doch er schmeckte ihn immer noch. Er musste würgen und beugte sich über den Eimer, in den er machen musste. Darin stand noch sein Pipi von gestern. Das machte seine Übelkeit noch schlimmer. Angeekelt schob er ihn fort.
    Er wollte raus aus diesem Loch! Seine Augen hatten sich inzwischen an das schummrige Licht gewöhnt. Wenn der Mann ihn besuchen kam, brachte er eine Laterne mit und leuchtete in die Zelle. Er stellte sich vor die Gitterstäbe und schaute ihn lange an. Dabei kratzte er sich zwischen den Beinen, als hätte er Flöhe in seiner Unterhose.
    Jedes Mal wurde dem Jungen schlecht vor Angst. Er verkroch sich in die hinterste Ecke, doch sein Gefängnis war klein. Nirgends war er vor dem Monster sicher.
    ***
    „Sollen wir wieder Fingerspiele machen?“, hatte der Mann eben, als er wieder vor der Zelle stand, gefragt und fies gegrinst.
    Nein, nein. Ganz bestimmt nicht. Nie wieder! Eifrig schüttelte der Kleine seinen Kopf. Seine Haare waren bis über die Ohren gewachsen. Die Locken klebten im Nacken, denn er schwitzte vor Angst. „Ich habe Durst. Mein Napf ist leer.“
    „Das musst du dir erst verdienen.“
    „Hab schrecklichen Hunger. Bitte, bitte, krieg ich was zu essen?“
    „Musst du dir verdienen.“
    „Mir ist furchtbar kalt.“ Außerdem taten die Steine an seinem Po weh. Sie lagen nicht richtig aneinander. Zwischen ihnen war so viel Platz, dass Käfer und Spinnen darin herumkrabbelten. Das fand er gruselig.
    „Wenn du eine Decke haben willst, musst du mir einen Gefallen tun.“
    Das Tor knarrte, als der Mann eintrat. Der Junge bekam eine Gänsehaut. Er versuchte stark zu sein, aber er konnte nicht aufhören zu zittern. Seine Zähne klapperten.
    Der Fremde strich ihm übers Haar, dann streichelte er das Messer in seiner Hand und dann über seinen offenen Hosenschlitz. Darunter war seine Jeans ganz dick.
    Als er ihm sein Ding in den Mund schob, schrie der Junge. Er zappelte, aber der Mann hielt seinen Kopf fest. Dann drückte er auch noch die Klinge gegen seine Wange. Der Junge bekam Panik. Er heulte und boxte gegen die Beine des Mannes, aber er war zu schwach.
    Das Monster lachte. Bald stöhnte es nur noch.
    ***
    Der Mann war wieder gegangen, aber der Junge musste immer wieder weinen.
    „Pst“, machte es leise in der Dunkelheit. „Stell dir vor, du bist weit weg.“
    Mit der Decke wischte er sich übers nasse Gesicht. „Was?“
    „Wenn er das mit dir tut, mach die Augen zu und denke an Schokoladeneis oder ans Freibad.“
    „Ich will nach Hause.“
    „Das ist jetzt unser Zuhause.“
    Der Junge schluchzte laut.
    „Manchmal musst du stillhalten und brav sein. Dann ist es nicht ganz so schlimm. Manchmal musst du aber auch jammern und flennen. Sonst macht er, dass du das tust, denn er mag das. Das wirst du schon noch rausfinden.“
    Der Junge verstand nur die Hälfte, er war verwirrt und wollte heim. Hier unten war ihm, als wäre er begraben und trotzdem nicht tot. Suchte sein Vater ihn denn nicht?

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