Nr. 13: Thriller (German Edition)
versichert. „Allein schon deshalb, weil sie Angst haben, dass jemand bei ihnen einbricht, ihnen ein Brotmesser in den After rammt und sie von innen heraus aufschlitzt.“
Seitdem die Mitglieder der Bürgerwehr gesehen hatten, dass die Polizisten in die Bruchstraße 13 gegangen waren, brüllten sie ihre Parolen noch lauter. Hatte einer von der Nachbarschaftsinitiative Michael Engel erwischt?
Daniel fiel auf, wie aufgeräumt und reinlich Engels Wohnung war. „Halten Sie hier während seines Krankenhausaufenthalts alles sauber?“
„Stefan Haas hat sich dazu bereit erklärt.“
„Warum?“
„Weil Michael sonst ausflippen würde, sobald er aus dem Spital nach Hause kommt. Er hat da so einen Tick, verstehen Sie?“
„Sie meinen, er hat einen Putzfimmel?“ Daniel waren solche Menschen suspekt. Nicht jeder mit Reinlichkeitsmanie hatte selbstverständlich eine Leiche im Keller, aber entweder kompensierten sie eine Schwäche oder versuchte, ein Geheimnis zu vertuschen.
„Wenn Sie mich fragen, lenkt er sich damit von der Einsamkeit ab. Er hat am meisten von uns allen an der Isolation zu knabbern.“
Wenn es im Apartment immer blitzblank war, wie konnte dann das Fleischmesser, mit dem Engel sein Glied abgetrennt hatte, schmutzig gewesen sein? Daniel sah das als Beweis für seine Theorie an, dass es sich dabei nicht um die Tatwaffe handelte.
Natürlich konnte Engel an einem anderen, dreckigen Ort entmannt und in seine Wohnung transportiert worden sein. Aber die Blutlache auf dem Küchenboden, die in der Fallakte erwähnt wurde, besagte etwas anderes. Folglich blieb nur eine Möglichkeit: Der Täter musste die Tatwaffe mitgebracht haben. Daniel dachte an die mysteriöse Rothaarige, an Vincente und den Mann, der durch den Hinterausgang geflüchtet war. Hatten doch mehr Personen Zutritt zu diesem Haus, als Schäfer ihm weismachte?
„Sie behindern unsere Ermittlungen. Warten Sie gefälligst draußen“, sagte einer der Polizisten und scheuchte Daniel und Roman Schäfer ins Treppenhaus. Doch bevor er die Wohnungstür schließen konnte, stellte sich Daniel mit seinem Bock in den Eingang. Er erntete ein Brummen und heimste einen weiteren Minuspunkt ein, bekam jedoch seinen Willen.
Eigentlich hatte Daniel hier nichts mehr zu suchen und seine Kollegen hatten ihm das überdeutlich klargemacht, es war nicht sein Fall. Aber da Elisabeth Hamachers Zeugenaussage mit dem Haus zu tun hatte, behauptete er einfach, einer Spur nachzugehen. Kriminaldirektor Voigt drängte darauf, die Mordsichtung als Halluzination einer dementen Greisin abzutun und Daniel nach Hause zu schicken, wo er nicht länger im Weg stand. Keine Leiche, keine Spuren, was tat Daniel hier noch?
Plötzlich kam einer der Polizisten mit einem absonderlichen Kleidungsstück aus dem Schlafzimmer in die Diele. Er rief seinen Kollegen und zeigte es ihm, worauf beide lästerten, als wären sie alleine. Der braune Stoffgürtel, der locker um den Bügel hing, rutschte und fiel zu Boden.
Daniels Augen wurden groß wie Bullaugen. „Eine Mönchskutte?“
„Oh nein.“ Schäfer lachte. „Na ja, jeder andere sieht in dem braunen Kapuzenumhang eine Ordenstracht. Aber Michael besteht darauf, es sei das Gewand von Obilan Knobi.“
„Obi-Wan Kenobi.“
Schäfer zuckte mit den Achseln. „Aus irgend so einem Filmquatsch über Marsmenschen.“
„Star Wars.“
„Er träumte immer davon, eine dieser … dieser Conventions zu besuchen und dort seine Traumprinzessin kennenzulernen.“
„Leia“, antwortete Daniel, ohne richtig hinzuhören. Sein Herz wummerte in seinem Brustkorb.
Schäfer schien keine Ahnung von all dem zu haben, denn er runzelte die Stirn. „Wenn Sie mich fragen, war das nur der Wunsch eines jungen Mannes nach einem anderen Leben mit einer neuen Identität, wo er die Chance hätte, geliebt zu werden. Hier schlägt ihm nur Hass entgegen.“
Elisabeth Hamacher hatte Marie gegenüber ausgesagt, dass der Mann, der die rothaarige Unbekannte getötet hatte, eine Kutte getragen hatte. Angeblich fand die Tat in der leer stehenden Wohnung statt. Aber diese konnte die Dame nur einsehen, wenn sie sich nach vorne beugte oder gar auf die Kante setzte, falls sie das bei ihrem Alter und ihrer Körperfülle überhaupt noch schaffte. Dagegen hatte sie eine gute Sicht auf die Fenster von Engels Apartment. Hatte sich Frau Hamacher in den Wohnungen vertan? Immerhin litt sie an beginnender Demenz und bekam von ihrer Tochter Beruhigungspillen verabreicht.
Daniel
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