Nr. 13: Thriller (German Edition)
dem Job zu tun hatte, fragte aber dennoch: „Dich zum Beispiel?“
„Er wollte nie, dass ich zur Polizei gehe, meinte, dort bräuchten sie echte Kerle und keine Weicheier.“
„Das drückte er sicherlich anders aus.“
„Genau das sind seine Worte gewesen.“
„Alles nur dummes Geschwätz!“ Als Daniel den Schraubverschluss der kleinen Flasche Cola öffnete, zischte es. Er spülte die Verärgerung über die Dreistigkeit von Leanders Erzeuger hinunter. „Die Menschen lesen Kriminalromane und schauen sich Krimiserien an, in denen all diese toughen Helden und coolen Typen vorkommen, und machen sich ein falsches Bild von unserem Beruf.“
„Mein Vater arbeitet beim LKA in Düsseldorf, Abteilung 2.“
Daniel, der sich gerade eine Gabel Fritten in den Mund schieben wollte, hielt überrascht inne. „Beim Staatsschutz? Du wolltest doch nicht etwa Gesetzeshüter werden, um deinem Vater zu beweisen, dass er dich falsch einschätzt, oder?“
„Ich weiß, dass das die falsche Motivation war.“
„Und jetzt hast du keine Lust mehr, weil Daddy seine Meinung über dich trotzdem nicht ändert.“ Enttäuscht kaute Daniel die Pommes weich.
„Du hast wirklich gute Instinkte. Er wird in mir nie den Sohn sehen, den er sich gewünscht hat. Aber das ist es nicht. Ich bin ständig müde, fühle mich schlapp.“
„Das ist eine der Schattenseiten unseres Jobs. Viele Überstunden, kurze Nächte.“
„Mal schickt EKHK Fuchs mich zu dir. Dann soll ich die MK Mikwe unterstützen. Heute soll ich wieder mit dir zusammenarbeiten. Ich gehöre zu keinem Team, sondern komme mir vor, als würden alle versuchen, mich schnellstmöglich abzuschieben.“ Noch hatte Leander sein Essen nicht angerührt.
„Das liegt nicht an dir, sondern an mir.“
„Verstehe ich nicht.“
„Denk nur an Michael Engels Kastration. Ich deckte auf, dass die ermittelnden Beamten schlampig gearbeitet hatten. Weil sie sich weigerten, tiefer zu graben, musste ich selbst bei der Staatsanwältin einen Durchsuchungsbeschluss beantragen. Das war natürlich nicht der Amtsweg, aber ich hatte keinen Bock zu betteln und noch mehr Zeit zu vergeuden. Daraufhin bekamen die Kollegen und ihr Vorgesetzter einen Denkzettel verpasst. Jetzt sollst du mir auf die Finger schauen, mich bremsen, damit ich meine Kompetenzen nicht weiter überschreite. Mein eigenmächtiges Handeln hat zwar einen Zusammenhang zwischen Engel und Petra Schumann aufgedeckt, aber intern eine Menge Ärger gebracht.“
Mit offenem Mund lehnte sich Leander zurück.
„Du solltest deinem Vater mal erzählen, dass du den härtesten Bullen des Präsidiums an die Zügel genommen hast. Der Fuchs würde diese Aufgabe nur dem Stärksten und Cleversten übergeben.“
Leander rollte mit den Augen, lachte dann jedoch. „Iss dein Schnitzel, sonst wird es kalt. Außerdem würde mein Dad das eh nicht glauben. Er will sogar, dass ich meine Freundin auf die Straße setze.“
„Du hast eine …?“
„Was dachtest du denn?“
Daniel spürte, wie Hitze in seine Wangen stieg. Umständlich schnitt er ein Stück Fleisch ab.
Leander bewarf ihn mit einer Gurkenscheibe. „Du hast geglaubt, ich hätte einen Liebhaber, habe ich recht?“
„Entschuldige bitte, aber du benutzt Handcreme, isst Grünzeug, du schlägst sogar die Beine übereinander.“ Weil ihm die Situation unangenehm war, redete Daniel weiter, bevor Leander etwas erwidern konnte. „Wie heißt deine Kleine?
„Melanie. Sie schreibt Krimis. Ich habe sie bei ihrer Recherche kennengelernt.“ Leander lächelte in sich hinein.
„Wie lange seid ihr schon zusammen?“
„Erst seit einem Jahr. Aber weil es ihr schlechter ging, zog sie schon nach dreieinhalb Monaten bei mir ein.“
„Schlechter? Wenn dir das zu persönlich ist, wenn du nicht darüber reden möchtest, ist das okay.“
Leander nickte, sprach jedoch weiter: „Weißt du, in jedem ihrer Bücher verarbeitet sie einen realen Kriminalfall. Das ist das Markenzeichen ihrer Romane.“
„Ein spannender Ansatz.“
„Inzwischen allerdings hat sie sich so intensiv mit Verbrechen, die tatsächlich geschehen sind, auseinandergesetzt, dass sie sich immer mehr zurückzieht. Sie verlässt kaum noch unsere Wohnung. Hat Angst vor der Welt, weil überall das Böse lauern würde.“
„Wie das?“
„Wenn Jugendliche, die sich gegenseitig foppen, in die Straßenbahn steigen, denkt Mel sofort an Pöbeleien, Messerattacken und zu Tode geprügelte Helfer auf Bahnsteigen. Sie sieht nicht mehr die Idylle
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