Nr. 13: Thriller (German Edition)
einen scheuen Eindruck, aber wahrscheinlich ist er nur mit den Nerven fertig. Er verarbeitet den Verlust noch. Vielleicht nicht den von seiner Frau, die brachte ihn ja in den Knast, aber den von Noel. Das tut mir trotz allem leid für ihn. Aber soll mir das irgendetwas sagen?“
„Ihr Wagen ging auf einem Parkplatz in Flammen auf. Dafür gibt es mehrere Zeugen. Nachbarn, die sich gerade zur Arbeit aufmachten. Sie sagten aus, dass Frau Haas mit Noel zur Grundschule fahren wollte, wie jeden Morgen. Dort jobbte sie vormittags auch als Hilfssekretärin.“
„Ein Auto brennt nicht so leicht.“ Diesen Gedanken hatte Daniel schon einmal gehabt, vor gar nicht langer Zeit. Bei einem Fall, der ihn das erste Mal nach Ehrenfeld geführt hatte.
„Als Verena Haas den Motor startete, explodierte das Fahrzeug. Die beiden verbrannten bis zur Unkenntlichkeit.“
„Verpuffung und Feuer waren so heftig?“
„Frau Haas fuhr ein Auto mit einem bivalenten Antrieb. Beide Tanks, der mit Benzin und der mit Flüssiggaskraftstoff, waren komplett gefüllt. Die Kriminaltechniker stellten später fest, dass die Leitung zum Autogas einen Riss hatte. Durch den trat Gas aus. Durch die Funken beim Starten kam es zur Explosion. Es sah alles nach einem furchtbaren Unglück aus.“
„Wie bei Gitte Hamachers Autounfall. Doch da wurden die Techniker skeptisch, weil die Risse auch Schnitte sein konnten.“ Daniel wischte sich mit der Papierserviette über den Mund. „Bei Frau Haas gab es keine Zweifel?“
„Die alleinerziehende Mutter war wohl chronisch klamm. Das Fahrzeug war zehn Monate über den TÜV. Dem Zustand nach, schien es noch nie gewartet worden zu sein.“
Wahrscheinlich suchte man deshalb nur oberflächlich. Ungehalten warf Daniel die Serviette auf den Tisch. „Hatte Stefan Haas ein Alibi?“
„Er, Schäfer, Engel und Beck bestätigten, zusammen gesessen zu haben.“ Geräuschvoll kaute Leander auf einer Radieschenscheibe herum.
„Also ist es nichts wert.“
Nachdenklich zupfte Daniel an einem Barthaar unter seinem Kinn, das er am Morgen bei der Rasur übersehen hatte und das ihn nur nervte, weil es länger war als der Rest. Alle Ereignisse, die mit der Nummer 13 zusammenhingen, waren in den letzten zwei Wochen passiert.
Die Fahrzeugexplosion von Verena und Noel Haas.
Elisabeth Hamacher, die den Mord an einer Rothaarigen beobachtete.
Gitte Hamachers tödlicher Autounfall.
Petra Schumanns Ermordung.
Der Fund ihrer Leiche im jüdischen Ritualbad.
Michael Engels Kastration.
Es war fast so, als stünden die Geschehnisse in Zusammenhang, als bildeten sie eine kausale Kette, die Daniel nur noch nicht erkannte. Einzelne Glieder, wie dass Schumann und Engel sich mit großer Wahrscheinlichkeit gekannt hatten, das ja, aber nicht das große Ganze.
Stefan Haas hatten sie bisher am wenigsten durchleuchtet. Er schien ein Angsthase zu sein, der mit niemandem etwas zu tun haben wollte. Ein Mitläufer, den man leicht übersah. Schweigsam und leise, wie ein Schatten. Er ließ lieber andere reden und die Dinge regeln. Aber das bedeutete nicht, dass er harmlos war. Immerhin hatte er sich an seinem Sohn vergriffen.
Was hatte Vincente in Bezug auf ihn fallen lassen? Daniel hatte den Satz kaum wahrgenommen, da er ihm aus dem Zusammenhang gerissen erschien, mehr wie der Marketingslogan aus dem Mund eines Verkäufers, der Haas’ Kram feilbot: „Haas ist ein wenig scheu. Aber stille Wasser sind tief.“
Und schmutzig, fügte Daniel jetzt in Gedanken hinzu.
Auch, wenn die beiden noch keine Geschäfte miteinander machten, so war der Freak einer der wenigen, die hinter die Kulissen des Kinderschänder-Hauses blicken durften. Sicherlich kannte Quast Stefan Haas besser. Nicht so gut wie seine Kumpels Schäfer, Beck und Engel, aber auf jeden Fall weitaus besser als die Polizei.
Hatte Daniel soeben ein weiteres Bindeglied zwischen den Ereignissen entdeckt? War der unscheinbare Stefan Haas nicht nur ein Pädophiler, sondern auch ein Killer?
29. KAPITEL
Ben bekam eine Gänsehaut, als er das Haus Nummer 13 betrat. Nach dem Gespräch, das er bei seinem letzten Besuch zufällig mitgehört hatte, wäre es klüger gewesen, nie wieder auch nur in die Nähe zu kommen:
„Du darfst ihn nicht reinlassen.“
„Er sieht und hört nur das, was ich will.“
„Keine Besucher!“
„Lass den Jungen meine Sorge sein.“
„Ich werde das regeln.“
„Finger weg von ihm!“
„Dein Problem ist, dass du emotional wirst.“
„Ben gehört mir. Halte
Weitere Kostenlose Bücher