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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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mich?“
    „Extra für dich, Kobold.“
    „Ich bin doch erst 15 und darf noch keinen Alkohol trinken.“
    „Das bleibt unser kleines Geheimnis.“
    Zuerst reagierte Marie überrascht, dass er das Gebäck ablehnte, wahrscheinlich hatte sie es extra für ihn gekauft. Dann zuckte sie mit den Achseln und nahm selbst eins. Doch bevor sie ein Stück abbiss, sprach sie weiter: „Sie machen Geschenke, geben sich großzügig. Mit Speck fängt man Mäuse.“
    „Die sind nicht aus der Kleiderstube, sondern ich habe sie gekauft.“
    „Das kann ich nicht annehmen.“
    „Waren im Angebot. Zieh sie an.“
    „Hier? Jetzt?“
    „Du schämst dich doch nicht etwa vor mir? Warum denn? Du hast nichts, was ich nicht auch habe.“
    Nachdem Marie den Keks gegessen hatte, spülte sie mit Tee nach. „Pädophile sind geschickt im Manipulieren. Sie gaukeln Freundschaft und Freundlichkeit nur vor. Ihr Ziel ist einzig und allein der Missbrauch. Sie sind wie der Rattenfänger von Hameln, der auf seiner Flöte bezaubernde Lieder spielt und die Kinder damit zum Lachen und zum Tanzen bringt. Doch er hat nichts Gutes im Sinn, denn die Melodie bindet sie an ihn, sodass er sie entführen kann. Durch die Fröhlichkeit, die er verbreitet, merken sie erst, was er vorhat, wenn es zu spät ist.“
    Der Duft von Ingwer, der aus dem Becher aufstieg, verschlimmerte Benjamins Übelkeit. Oder lag es an dem, was Roman ihm im Treppenhaus hinterhergerufen hatte, als Ben geflüchtet war? Was waren seine Worte wert?
    „Es tut mir so unendlich leid. Ich mag dich, Kobold. Ich mag dich wirklich. Bitte, verzeih mir.“
    Marie zog den Kragen ihres beigefarbenen Rollkragenpullovers vom Hals, als wäre ihr warm vom Tee geworden. Kurz schaute sie zum Fenster. Vielleicht überlegte sie, es zu öffnen, entschied sich aber offenbar dagegen. Sie nahm die Zeitung hoch und musterte Roman. „Sie erschleichen sich das Vertrauen eines Mädchens oder eines Jungen, mit der Absicht, sie zu missbrauchen. In ihren Augen haben sie kein Kind vor sich, sondern ein Sexobjekt.“
    Benjamin legte die zusammengeknüllte Kleidung, die Roman ihm geschenkt hatte, neben sich auf die Couch, weil er es plötzlich nicht mehr ertrug, sie festzuhalten. Damit nicht auffiel, dass er zitterte, packte er seine Knie fest.
    Alles, was Marie gesagt hatte, traf auch auf Roman und ihn zu. Aber Roman konnte nicht an Sex interessiert sein, das war unmöglich.
    „Während ich weg war, hast du nachgedacht, stimmt’s? Und Angst bekommen. Ich hatte gehofft, dass die ungezwungene Atmosphäre dich auflockert. Und dass meine Ehrlichkeit und Offenheit dir zeigt, was für ein Mensch ich wirklich bin. Ich habe schlimme Dinge getan und bereue sie von Herzen, aber ich kann sie nicht ungeschehen machen. Alles, was ich tun kann, ist sicherzustellen, dass sie nie wieder passieren.“
    „Dafür gibt es aber keine Garantie.“
    „Bei mir doch. Bei mir haben die Ärzte einen Riegel vorgeschoben.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich habe mich für eine Depot-Therapie entschieden. Freiwillig. Das ist eine chemische Kastration.“
    „Chemisch?“
    „Ich muss regelmäßig Medikamente gespritzt bekommen, die verhindern, dass meine Hoden und Nebennieren Testosteron produzieren.“
    „Aber sobald du sie absetzt …?“
    „Ich muss sie ein Leben lang einnehmen. Alle drei Monate wird die Spritze wiederholt.“
    Hatte Roman ihn belogen? Er konnte die Therapie gar nicht erst begonnen haben oder er hatte sie abgebrochen und keine Auffrischung der chemischen Kastration durchführen lassen. Ohne Zweifel konnte er gut mit Worten umgehen. Er hatte Übung im Manipulieren, denn er hatte bereits einige Schüler des Internats, das er geleitet hatte, missbraucht.
    Ben stöhnte gequält und rieb über seine Brust, weil er Stiche spürte, von denen er keine Ahnung hatte, woher sie kamen.
    „Alles okay?“, fragte Marie und drückte seinen Arm.
    Unfähig etwas zu erwidern, nickte Benjamin nur. Es tat weh, dass der einzige Freund, den er hatte, ihn womöglich verarschte. Dass sein erstes Mal mit einem Mann, wenn sie es auch nicht richtig miteinander getrieben hatten, durch hässliche Vermutungen beschmutzt wurde.
    Ben konnte den Verrat nicht glauben. Er wollte es vor allen Dingen nicht, denn er mochte Roman. Als Kumpel. Als Mentor. Und mehr.
    Aber vielleicht machte er sich etwas vor. Möglicherweise war er nur ein weiteres Opfer des Pädophilen Roman Schäfer.

31. KAPITEL
    Der Zettel, der Daniels Parkplatz in der Garage des

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