Nr. 13: Thriller (German Edition)
fand sich schon kalkweiß, wenn er nur einen der drei wöchentlichen Termine ausfallen ließ.
Sein ungebügeltes Hemd ließ Daniel vermuten, dass der desolate Zustand etwas mit Natalia zu tun hatte. Aber den ganzen Tag waren sie nie alleine gewesen, sodass er ihn hätte fragen können, wie es mit dem Hauskauf aussah. Eventuell machte der Ehestreit ihn mürbe. Denkbar war auch, dass Tom und Natalia längst gegen Toms Willen einen Kredit aufgenommen hatten und die finanzielle Last ihn bedrückte.
Karsten Fuchs schob Leander zur Seite, damit Daniel mit seinem Rolli ins Büro hineinfahren konnte. „Wolltest du heute nur einen halben Tag arbeiten, Zucker?“
„Ich wäre froh, wieder Überstunden fürs KK 11 zu machen. Aber man lässt mich ja nicht.“
„Das kannst du haben, vielleicht schneller, als dir lieb ist. Du hast ja mal wieder deine Kompetenzen überschritten und das Labor beauftragt, die DNA von Petra Schumann und dem Blut in ihrem Magen mit dem Speichel und dem Blut auf Michael Engels Kutte abzugleichen, bevor weder ich noch die Kollegen, die die beiden Fälle bearbeiten, Bescheid wussten.“
Hinter ihm hielt Leander den Atem an. Selbst die Zigarette in Toms Mundwinkel wippte nicht mehr.
„Es war nur so eine Ahnung. Ich weiß, ich war zu impulsiv“, entschuldigte sich Daniel, „und habe dich zu spät ins Bild gesetzt. Es tut mir leid, aber die Zeit drängte und …“
Fuchs hob die Hand und brachte ihn zum Schweigen. „Du hattest den richtigen Riecher, daher Schwamm drüber.“
Sichtlich erleichtert stieß Leander die Luft aus und drehte sich weg, als der Erste Kriminalhauptkommissar ihm einen fragenden Blick zuwarf.
Als Tom sprach, fiel die Zigarette. Geschickt fing er sie auf. „Das Blut, das Schumann geschluckt hatte, stammte von Engel. Meine Mikwe-Leiche hat irgendetwas mit deinen Pädophilen zu tun.“
Daniel war nicht nach Jubeln zumute, weil er mit seiner Vermutung richtiggelegen hatte. Die Studentin wurde dadurch auch nicht wieder lebendig. Außerdem stand nicht fest, ob Engel wirklich ihr Mörder war. Etwas regte sich in Daniels Unterbewusstsein, aber er bekam den Gedanken nicht zu fassen.
„Dr. Krishan Bakshi, der Chirurg, der Engel operierte, sagte mir, dass der abgetrennte Penis nicht so aussah, als wäre er mit einem Messer abgeschnitten worden. Dafür wäre die Schnittstelle zu“, bei der Vorstellung grauste es ihm, „zerfranst gewesen, so hatte er es ausgedrückt.“
„Willst du damit andeuten, dass …?“ Leanders Augen wurden immer größer.
„Es liegt doch wohl auf der Hand, dass die kleine Schwarzhaarige Engel einen geblasen hat“, sagte Fuchs in seiner ureigenen Art direkt heraus. „Und dann …“ Er bleckte seine Zähne und ließ seine Kiefer zuschnappen, wie ein Hund, der sich in eine Wade verbiss.
„Die Zeugin Elisabeth Hamacher hat einen Kampf in der Bruchstraße 13 beobachtet. Entweder hat Engel Schumann zum Oralsex gezwungen oder sie kam freiwillig mit ihm und etwas lief bei der Fellatio schief.“ Daniel zuckte mit den Achseln. „Vielleicht gerieten die Turteltauben in Streit oder er forderte zu viel von ihr. Deepthroat zum Beispiel.“
„Nicht jede Frau mag Blowjobs“, warf Leander ein. „Laut ihrer Vermieterin Almuth Klein hatte Petra Schumann einen Mann kennengelernt. Denn bevor die junge Frau spurlos verschwand, sagte sie zu ihr, sie hätte ein Date. Davor hatte Klein sie jedoch nie mit einem Freund gesehen.“
„Schumann hatte Michael Engel möglicherweise schon zwei- oder dreimal getroffen“, dachte Daniel laut nach. „Gerade so viel, um ihm zu vertrauen und ihm nach Hause zu folgen. Ein festes Paar waren sie jedoch nicht.“
„Ich glaube nicht, dass sie von seiner Vorstrafe gewusst hat.“ Leander, der bisher halb von Fuchs verdeckt worden war, trat nun hinter ihm hervor und setzte sich auf die Tischkante seines Schreibtischs. „Keine Frau würde sich mit einem Pädophilen einlassen.“
Tap! Tap! Tap! Tomasz klopfte seine Zigarette auf die Armlehne, als befürchtete er, der Tabak könnte herausrieseln, bevor er dazu kam, sie zu rauchen. „Höchstens eine, die auf Bad Boys steht, und das trifft nicht auf das Opferprofil von Petra Schumann zu.“
„Oder eine Käufliche.“ Der Erste Kriminalhauptkommissar baute sich vor dem Rollstuhl auf. „Sagte Elisabeth Hamacher nicht aus, sie hätte beobachtet, wie eine Rothaarige getötet wurde?“
Daniel murrte. Sein Chef hatte den Finger genau in die Wunde gelegt. „Das bleibt ein großes
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