Nr. 13: Thriller (German Edition)
ausstrahlte, schien sich in Bens Haut einzubrennen. Seine Hose wurde ihm zu eng. Das musste an dem neuen Slip liegen. Er hätte ihn nicht anbehalten sollen, nur weil er von Roman kam.
Entsetzt über die Reaktion seines Körpers sprang Ben auf. Er setzte die Flasche an den Mund und wollte trinken, aber es flossen nur ein paar Tropfen heraus. Wann hatte er sie geleert? Verlegen wankte er zur Wand und zupfte an den Gitarrensaiten. „Jetzt, wo ich zwei Pullen intus habe, kann ich bestimmt auch spielen.“
Roman lachte. Fürsorglich nahm er Benjamin die leere Flasche ab, brachte sie in die Küche und kehrte mit einem Glas Leitungswasser für ihn zurück. Er stellte sich dicht hinter Ben, griff an ihm vorbei, sodass ihre Oberarme aneinanderrieben. Seine Fingerspitzen glitten sachte über die Saiten und brachten sie zum Klingen.
Ein heißkalter Schauer rieselte durch Benjamin hindurch. Er spürte die Wärme von Romans Körper. Sie ging auf ihn über und bewirkte, zusätzlich zum Alkohol, dass ihm noch schwindeliger wurde.
Roman nahm die Gitarre von der Wand, setzte sich auf die Couch und klopfte neben sich. Ben nahm Platz, doch noch immer drehte sich alles in seinem Kopf. Er ahnte, dass das Bier, das er vor Aufregung förmlich inhaliert hatte, nur einen kleinen Teil dazu beitrug. Einen viel größeren machte Roman aus. So angeschaut zu werden. Ihm so nah zu sein. Die beiläufigen Berührungen. Bestimmt dachte Roman sich nichts dabei, er war nur nett zu ihm, dem vermeintlichen Straßenkind, dem er helfen wollte. Es lag an ihm, Ben, selbst.
Als Roman ihn von sich wegdrehte und von hinten die Arme um ihn schlang, hielt Ben für einige Sekunden die Luft an. Doch sein Freund legte ihm nur die Gitarre auf den Schoß, was Benjamin recht war, da Roman so nicht sehen konnte, was dort los war. Roman schmiegte sich an seinen Rücken und zeigte ihm einige Griffe. Ben konnte sich kaum konzentrieren. Er bemühte sich, war aber zu abgelenkt von dem Gefühlschaos, das in ihm tobte.
Mühsam lernte er einige Akkorde. Damit Roman ihn nicht für total verblödet hielt, schob Ben seine Hände weg und spielte alleine. Es klappte ganz gut.
Bis Roman seinen Arm auf Benjamins Oberschenkel ablegte.
Erschrocken fuhren Bens Fingerspitzen über alle Saiten gleichzeitig. Eine schräge Tonfolge erklang. Er versteifte sich. Die neue Unterhose zwickte noch mehr. Inzwischen war sie eindeutig zu eng. Roman hat sie zu klein gekauft, redete er sich ein, dabei wusste er genau, was los war.
„Konzentrier dich“, forderte Roman ihn mit leiser Stimme auf. Sein Atem streichelte dabei Benjamins Hals.
Ben hätte aufstehen und gehen sollen, aber er wollte nicht. Er musste herausfinden, was passieren würde. Selbst wenn die Welt unterginge, hätte er nicht flüchten wollen.
Ihm war, und diesen Gedanken fand er verrückt, als hätte er lange auf diesen Moment gewartet. Unbewusst, tief in sich drin, um sich nicht bewusst damit auseinandersetzen zu müssen, und weiter unten, dort, wo der Verstand keine Rolle spielt.
30. KAPITEL
Als Roman die Hand in Benjamins Schritt legte, ohne sie zu bewegen, schaffte Ben es irgendwie, die Akkorde weiterzuspielen. Viele davon klangen falsch, aber Roman schien es nicht zu merken oder es war ihm egal. Das Blut sammelte sich weiter zwischen Benjamins Beinen.
Langsam bewegte Roman seine Finger. Er massierte Ben immer genau mit dem richtigen Druck. Zuerst behutsam, dann, je kurzatmiger Benjamin wurde, zunehmend fester. Sie achteten beide nicht darauf, dass Ben wahllos an den Saiten zupfte und die Melodie schräg war. Sie überdeckte kaum das Rascheln des Stoffs, Romans laute Atemzüge und Benjamins Stöhnen.
Als Ben in seiner Hose kam, sprang er auf. Er ließ die Gitarre achtlos fallen, rannte aus Romans Wohnung und runter bis ins Erdgeschoss.
„Es tut mir so unendlich leid“, rief Roman durchs Treppenhaus. „Ich mag dich, Kobold. Ich mag dich wirklich. Bitte, verzeih mir.“
Ben hörte die Verzweiflung heraus, reagierte jedoch nicht. Durch die Hintertür stürmte er ins Freie, ohne ein einziges Mal anzuhalten. Obwohl er den Mantel in Romans Apartment vergessen hatte, lief er weiter in Richtung Bushaltestelle. Er drehte sich nicht um und hielt erst an, als er dort ankam.
Keuchend krümmte er sich. Er verfluchte die teuflischen Seitenstiche. Es tobte ein Sturm in seinem Kopf und in seinem Brustkorb. Erschöpft fiel er auf die harte Sitzschale. Er spürte die Kälte nicht, nahm aber plötzlich die Menschen um sich herum
Weitere Kostenlose Bücher