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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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wahr, die ihn verwundert anstarrten, und senkte seinen Blick.
    Seine Wangen brannten. Er schämte sich, nicht so sehr, weil er sich von seinem väterlichen Freund hatte verführen lassen, sondern weil er es genossen hatte.
    Jetzt verstand er auch, weshalb er bei Nina, mit der er im Sommercamp geschlafen hatte, nicht zum Orgasmus gekommen war.
    Und sich in Julia, die er wirklich mochte, nicht verlieben konnte, obwohl er es versucht hatte.
    Und beim Weitwichsen mit seinen Kumpels damals so schnell kam, als er deren steife Schwänze sah.
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Selbst diese verdammten Schwänze in seinem Zeichenbuch. Natürlich wusste er, dass er Kerle als Aktvorlagen interessanter fand, aber er hatte den Gedanken nicht zu Ende gedacht. Nun gab es keinen Zweifel mehr daran, was er war. Aber es fühlte sich merkwürdig an, richtig und falsch zugleich. Er kannte niemanden, mit dem er darüber reden konnte, niemanden, der so war wie er – außer Roman. Ihm jedoch würde Benjamin nie wieder unter die Augen treten können.
    Nicht nur, dass er sich von ihm hatte befriedigen lassen, er hatte es sogar herausgefordert. Ben war es, der den Kontakt gesucht hatte, nicht Roman. Wie ein Teenager gekleidet, war er bei ihm aufgetaucht, war im Haifischbecken, das die Bruchstraße 13 war, herumgeschwommen und hatte sich als Beute angeboten. Roman war lediglich seinem Instinkt gefolgt und hatte zugeschnappt.
    Nein, Halt! dachte Benjamin, als der Bus ihn zurück in die Südstadt brachte. Sein Freund war nicht auf seine Kosten gekommen. Er hatte sich nicht an Ben befriedigt. Bedeutete das nicht, dass Roman wirklich etwas an ihm lag?
    Jedenfalls traf Roman keine Schuld und Ben fühlte sich nicht als sein Opfer, denn er hätte sich wehren können. Genau genommen war sogar Roman das Opfer, denn er war auf Bens Scharade hereingefallen.
    Zu Hause duschte er lange und heiß. Er konnte nicht aufhören, an Roman zu denken, er durchlebte den Moment mit ihm immer wieder. Schließlich kam er nicht mehr gegen den Drang an und onanierte unter der Dusche.
    Danach drehte er das Wasser kalt und weinte, weil er verwirrt war. Er wusste nicht, was er von all dem halten sollte. War es ein Ausrutscher? Würde er sich wieder einkriegen und normal werden? Was würden seine Eltern von ihm denken, wenn sie es wüssten? Dass sie etwas falsch gemacht hatten? Dass sie nie Enkelkinder erwarten konnten? Würde er die Blicke der Schulkameraden ertragen? Bis zum letzten Schultag vor den Abiturprüfungen Mitte April wäre es ein Sprießrutenlauf und er war ja schon als Krimineller verschrien.
    Völlig fertig und mit leichten Kopfschmerzen trocknete er sich ab. Das Bier gärte in seinem Magen. Ben schmeckte es auf der Zunge und schloss nicht aus, dass er es auskotzen würde. Er konnte kaum fassen, dass er immer noch etwas erregt war. Nur mit einem Handtuch um die Hüften trat er aus dem Bad – und lief beinahe in Marie hinein, die mit einem Becher dampfendem Tee aus der Küche kam.
    Schnell rollte er die Kleidung von Roman, die er mit in sein Zimmer hatte nehmen wollen, zusammen, damit sie nicht fragte, woher er die neuen Klamotten hätte. „Ich wusste nicht, dass du zu Hause bist.“
    „Ist das schlimm?“ Mit einer Hand schob sie eine krause Strähne unter die Spange über ihrem Ohr, eine Haarnadel mit einer dezenten rosafarbenen Perle.
    „Ich hatte mich nur erschreckt.“
    „Du hast eher ertappt ausgesehen.“
    Ben spürte, wie jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Hatte sie gehört, wie er sich einen runtergeholt hatte?
    Sie schaute ihn intensiver an und wartete. Doch da er schwieg, fragte sie: „Hast du geweint?“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Deine Augen sind gerötet.“
    „Das kommt vom Duschen.“ Er war zu erschöpft, um rot zu werden, weil er log.
    „Wir haben erst fünf Uhr.“
    „Ich dachte, es wäre schon später.“ Mit einem Nicken deutete Benjamin zur Dachterrasse. „Draußen ist es so dunkel.“
    „Es regnet mal wieder. Typisches Kölner Winterwetter.“ Sie setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und stellte den Becher neben die Tageszeitung auf den Tisch.
    Erst jetzt nahm Benjamin die leise Musik wahr. Laith Al-Deen sang mit schwermütiger Stimme über ein Paar, das grundverschiedene Lebenseinstellungen besaß, und schmetterte ein „Geh!“ in den Raum. Wenn Ben mies drauf war, hörte er erst recht Songs mit einem fetten Beat. Er fand, dass melancholische Lieder einen noch mehr runterzogen. Ging es Marie nicht gut? Ihre

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