Nubila 01: Das Erwachen
zurück. „Ich… Es ist erstaunlich, wie schnell meine Haut plötzlich heilen kann.“
Antonio lächelte beruhigend und legte dann einen Arm um eine Frau.
„ Das hier ist Delilah“, stellte Antonio sie vor. „Meine Gefährtin.“
Delilah wirkte neben Antonio so jung und zerbrechlich, wie ein Kind, obwohl es durchaus sein konnte, dass sie nach Jahren gerechnet sogar einiges älter war als er. Der äußerliche Altersunterschied schien zumindest keinen von beiden zu stören.
„ Kathleen“, begann Antonio, als die anderen Diener sich wieder zerstreut hatten. „Warum bist du weggelaufen?“
„ Ich…“
„ Ach, nun lass das arme Kind doch in Frieden“, schimpfte Delilah und legte Kathleen liebevoll einen Arm um die Schulter. „Sie ist doch noch völlig durcheinander, nicht wahr meine Kleine?“
Kathleen nickte irritiert und Antonio schnaubte amüsiert.
„ Na gut, Frau“, sagte er lächelnd. „Dann kümmere du dich um das Mädchen. Und behandele sie gut, denn wie ich den Herrn kenne, wird sie morgen wieder in ihrem Käfig landen.“
Kapitel 12
Das neue Leben
Innerhalb der nächsten Tage musste Kathleen feststellen, dass in ihrem neuen Leben einfach absolut gar nichts so war, wie sie es erwartete. Ihr Lebensrhythmus hatte sich vollkommen von Tag auf Nacht verlagert und sie musste immer wieder feststellen, dass ihre Vitalfunktionen völlig anders funktionierten als sie es gewohnt war. Sie verspürte nie Hunger. Es war ganz offensichtlich so, dass ihr Körper einfach keine Nahrung benötigte, um bei Kräften zu bleiben. Ihr war zwar aufgefallen, dass die Herren sich einmal in der Nacht alle versammelten, um zu speisen, aber sie hatte weder je gesehen was sie aßen, noch ob überhaupt. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie Blut zu sich nehmen mussten. Denn immerhin war sie von Jason gebissen worden und er hatte nicht abgestritten, dass er eine Art Vampir war. Und auch wenn es viele unterschiedliche Legenden darüber gab, wie genau ein Vampir zu leben hatte, so waren sich doch in einem alle einig. Vampire tranken Menschenblut. Warum sonst hätte Jason sie überhaupt anfallen sollen, wenn es nicht genau um das gegangen wäre? Blut.
Aber was war mit ihr selber? Kathleen hatte seit ihrer Flucht in den Wald keinen einzigen Menschen mehr zu Gesicht bekommen und sie vermutete, dass das auch ganz gut so war. Denn sie ging davon aus, dass sie zwar nicht auf Blut angewiesen war, aber dass ihr Körper rein theoretisch genauso darauf aus war wie der der Herren. Es wurde bei ihr selber einfach nur unterdrückt.
Auch ihr Bedürfnis zu schlafen war vollkommen verschwunden. Ihr Körper benötigte keine Ruhepause und keine Erneuerung. Er funktionierte einfach so, obwohl sie keinerlei Vitalfunktionen mehr hatte.
Die Herren schliefen allerdings schon. Die meisten von ihnen taten das offensichtlich tagsüber, weil sie nachts die Diener im Blick haben wollten, aber Kathleen bekam die Gelegenheit zu beobachten, dass Jason auch manchmal nachts schlief und dann tagsüber aus dem Haus ging. Niemand von den Dienern hatte ihr sagen können wo er hinging und sie traute sich nicht ihn zu fragen.
Antonio hatte allerdings Recht behalten, was den Käfig anging. Sobald die Nacht wieder angebrochen war, hatte man sie wieder in den eingesperrt und das Schloss ausgewechselt. Laney kam immer noch zum Käfig, um sie zu beobachten, aber sie verkniff es sich noch einmal mit Kathleen zu sprechen. Die Minuten wurden zu Stunden, die Stunden wurden zu Tagen und irgendwann schienen die Tage und Nächte ineinander zu verschwimmen, bis Kathleen schließlich keine Ahnung mehr hatte wie lange sie nun schon in dieser eigenartigen neuen Welt war. Doch sie konnte spüren, wie ihr Körper langsam aber sicher immer ruhiger zu werden schien.
„ Du bist total doof“, stellte Laney irgendwann fest, während Kathleen im Schneidersitz auf dem Boden saß und zu meditieren schien.
„ Aha“, gab Kathleen zurück. „Du redest also wieder mit mir.“
„ Ich wollte, dass du zuerst mit mir redest“, sagte Laney vorwurfsvoll. „Ich wollte, dass du dich entschuldigst.“
„ Und ich wollte, ich wäre wieder ein Mensch“, konterte Kathleen und starrte weiter geradeaus. „Man bekommt halt nicht immer was man möchte.“
Schmollend kam Laney näher und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„ Warum verschwendest du eigentlich deine Zeit mit mir?“, fragte
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