Nubila 01: Das Erwachen
Kathleen verständnislos. „Deine ganze Familie wäre glückselig, wenn du mit ihnen reden würdest, und du verschwendest deine Worte an mich. Warum?“
„ Du willst nicht mit mir reden“, gab Laney schulterzuckend zurück. „Wahrscheinlich will ich deswegen mit dir reden.“
Kathleen schnaubte.
„ Vielleicht hast du aus der Sache wenigstens etwas gelernt“, sagte sie. „Vertraue niemals jemandem, den du nicht kennst. Ich hätte dir das blaue vom Himmel gelogen, nur damit du mich aus dem Käfig lässt. Du warst also selber schuld.“
„ Das stimmt nicht. Ich kenne dich wohl.“
Kathleen stockte.
„ Wie meinst du das?“, fragte Kathleen etwas unsicher.
„ Daddy sagt, du bist ein gutes Mädchen“, erklärte Laney ernst. „Etwas launisch, aber das wird schon.“
„ Das hat dein Daddy gesagt?“, fragte Kathleen amüsiert. „Na dann richte deinem Daddy mal aus, dass er darauf lange warten kann.“
„ Hallo ihr zwei“, rief Jason gut gelaunt, als er um die Ecke kam. „Na, Kathleen? Erzählst du meiner Tochter Märchen?“
„ Nein, sie…“
Sags ihm nicht , formte Laney in Kathleens Kopf und Kathleen biss sich auf die Lippen.
„ Sie ist ein liebes Mädchen“, vervollständigte sie ihren Satz.
Jason sah einmal von Laney zu Kathleen und zuckte dann mit den Schultern.
„ Also gut, Ladies“, sagte er immer noch gut gelaunt. „Ich habe zwei Neuigkeiten für euch. Erstens wird morgen ein Fest gefeiert. Laney, du wirst zwar nicht mitmachen können, aber du kannst vielleicht von oben ein wenig zusehen, wenn du dich versteckt hältst.“
Laneys Augen wurden groß und Kathleen verdrehte die Ihrigen.
„ Was gibt’s denn zu feiern?“, fragte sie abfällig.
„ Meine Eltern gehen schlafen“, sagte Jason, als wäre das vollkommen selbstverständlich. „Und die zweite Neuigkeit ist, dass du bei den Vorbereitungen helfen wirst, Kathleen. Sobald die Sonne nachher untergegangen ist, lasse ich dich raus. Du wirst zwar unter ständiger Beobachtung bleiben, aber ich bin zuversichtlich, dass du das gar nicht mehr unbedingt brauchst, nicht wahr?“
Kathleen schnaubte grimmig und Jason strich seiner Tochter übers Haar.
„ Kommst du mit rein, Laney“, fragte er freundlich und Laney nickte zustimmend.
Wir lassen dich nachher raus , formte Laney fröhlich und Kathleen hätte ihr am liebsten hinterher gerufen, dass sie es vorzog in ihrem Käfig zu bleiben, als für die Herrschaften irgendwelche Sklavenarbeiten zu erledigen. Doch sie riss sich zusammen und schluckte ihren Ärger hinunter. Wie aussichtslos auch immer ihre Situation zu sein schien, Laney konnte ganz sicher nichts dafür.
Kathleens Befreiung am Abend lief unspektakulär und absolut ruhig ab. Jason kam mit Delilah zum Käfig, schloss auf und überließ Kathleen dann ohne ein weiteres Wort Delilahs Fürsorge. Diese nahm sie mit unter ihre Fittiche und sorgte dafür, dass Kathleen in den nächsten Stunden viel zu sehr damit beschäftigt war Böden zu schrubben und Fenster zu putzen, um überhaupt nur einen einzigen Gedanken an eine Flucht zu verschwenden.
„ Wie haltet ihr das bloß aus?“, fragte Kathleen, während sie neben Delilah auf dem Boden saß und die ohnehin schon sauberen Fliesen schrubbte.
Delilah sah lächelnd zu Kathleen auf und schüttelte dann amüsiert den Kopf. Langsam gewöhnte sie sich an die unkonventionelle Art der Neuen und erschrak nicht mehr jedes Mal, wenn Kathleen etwas Ungehöriges sagte.
„ Was genau meinst du?“, erkundigte sich Delilah. „Putzarbeit ist doch gar nicht so schlimm. Selbst die Männer machen es und beschweren sich dabei erheblich weniger als du.“
Kathleen sah sich um und musste zugeben, dass Delilah Recht hatte. Antonio stand nur ein paar Schritte weiter und war gerade dabei ein Gemälde zu restaurieren. Da er als Arzt auch mit dem Skalpell umgehen musste wunderte es Kathleen nicht im Geringsten, dass er ziemlich geschickt war bei dieser Arbeit.
„ Ich meine nicht nur die Putzarbeit, Delilah“, gab Kathleen zurück. „Ich meine das alles hier. Ich bin jetzt seit ca. zwei Wochen bei Verstand und seit zwei Wochen passiert hier so ziemlich jeden Tag das Gleiche. Arbeiten, Arbeiten und noch mal Arbeiten. Aber noch nicht mal irgendetwas sinnvolles oder kreatives, sondern alles nur Dinge, die nicht uns nützen, sondern unseren Herren.“
„ Du hast dich an das Wort gewöhnt. Das ist gut“, bemerkte Delilah anerkennend und schrubbte dabei fleißig weiter. „Wenn du noch ein
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