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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Das Gift hat deinem Körper alle Pigmente entzogen, was dazu führt dass du extrem UV-Strahlen empfindlich geworden bist und…“
    Jason unterbrach sich, weil ihm aufgefallen war, dass er mit Kathleen redete, als wäre sie gebildet und wüsste etwas über diese Welt. Aber alle Diener außer den Ärzten waren sehr simpel gestrickt. Die meisten von ihnen waren nie zur Schule gegangen und konnten daher weder schreiben noch lesen. Sie hatten keine Ahnung von der Welt und konnten mit Begriffen wie UV-Strahlung nichts anfangen. Aber Kathleen schien ihm durchaus folgen zu können und das verwirrte Jason ungemein.
    „ Du… An was erinnerst du dich aus deinem früheren Leben?“, fragte Jason schließlich.
    Kathleen zuckte mit den Schultern.
    „ Ich weiß nicht…“, gab sie zurück. „Alles ist so verschwommen und irritierend. Ich… Ich sehe oft Gesichter, aber ich kann sie nicht zuordnen.“
    „ Das meine ich nicht“, wiegelte Jason ab. „Was ist die Quadratwurzel aus hundertvierundvierzig?“
    „ Zwölf“, sagte sie Schulterzuckend.
    „ Welche Sprache spricht man in Brasilien?“
    „ Portugiesisch.“
    „ Wie sagt man `Wie geht’s dir´ auf Spanisch?“
    „ Como estas?“
    „ Wer schrieb `Macbeth´?“
    „ Shakespeare.“
    „ Wer zettelte den zweiten Weltkrieg an?“
    „ Adolf Hitler. Was soll das alles, Jason?... Ich meine Herr?“
    Jason schüttelte unzufrieden den Kopf. Theodor hatte ihn davor gewarnt, dass Kathleen möglicherweise relativ viel wissen würde. Sie war zwar immer noch jung, aber alt genug, um eine gute Schulbildung genossen zu haben. Und obwohl sie sich kaum an ihre Familie oder die Menschen aus ihrem Leben erinnern konnte, so waren solche Dinge immer noch abrufbar. Sie hatte scheinbar Grundkenntnisse in verschiedenen Sprachen, hatte ein gutes mathematisches Grundwissen und kannte sich in Erdkunde und Politik ein wenig aus, genauso wie in Literatur.
    „ Wie… Wie kommt es dass ich mich an solche Dinge erinnere?“, fragte Kathleen offensichtlich verwirrt über sich selber. „Warum weiß ich, wer Beethoven ist, aber nicht wer meine eigene Mutter war? Abgesehen davon, wer ich selber bin?“
    „ Das kann ich dir nicht sagen, Kathleen“, gab Jason ebenso verwirrt zurück. „Das menschliche Gehirn scheint viel komplexer und vielschichtiger zu sein, als ich angenommen hatte. Bei deiner Verwandlung hast du nicht alles vergessen, sondern ein Teil deiner Erinnerungen ist offensichtlich nur in den Hintergrund gerückt. Zeig mir mal dein Gesicht.“
    Kathleen hob gehorsam ihr Gesicht dem elektrischen Licht entgegen, um Jason die Gelegenheit zu geben sie eingehend zu betrachten.
    „ Das ist wirklich faszinierend“, sagte Jason kopfschüttelnd, während er Kathleens Gesicht betrachtete und leicht ihr Kinn berührte. „Es wird tatsächlich schon wieder besser.“
    Kathleen wurde unter seiner Berührung sichtlich etwas nervös und schien nicht zu wissen, wo sie hingucken sollte. Sofort ließ Jason sie wieder los. Er erhob sich und sah Kathleen von oben herab an, weil er sich so überlegener fühlte. Er musste endlich etwas klarstellen. Und dafür wollte er so autoritär wie möglich wirken.
    „ Hör zu, Kathleen“, begann er streng. „Heute ist dein erster Tag und dementsprechend gibt es einfach viele Dinge, die du noch nicht wissen kannst. Aber es gibt etwas, das du dir wirklich klar machen musst. Es gibt keinen Grund für dich, dich vor mir zu fürchten, aber du musst Respekt vor mir haben. Seit Jahrhunderten schon läuft das so. Und obwohl du erst so spät verwandelt wurdest, hast du keine andere Wahl als dich einzugliedern. Akzeptiere das und du wirst ein angenehmes, ruhiges Leben hier führen können. Akzeptiere es nicht und du wirst bestraft werden. Es gibt Regeln und Gesetze auf unserem Anwesen an die du dich halten musst, aber glaube mir, du hättest es viel schlimmer haben können.“
    Kathleen senkte den Blick. Jasons Worte waren ihr nicht mehr neu, aber sie noch einmal so klar ausgedrückt zu hören machte sie irgendwie realer. Sie würde sich wohl oder übel einfach daran gewöhnen müssen.
    „ Gut“, sagte Jason, als er keine Widerworte von Kathleen hörte. „Was heute geschehen ist, darf nie wieder vorkommen, Kathleen.“
    Kathleen nickte.
    „ Was du heute getan hast war gefährlich und zwar für alle von uns, nicht nur für den alten Mann“, wiederholte Jason eindringlich. „Du darfst dich den Menschen nie wieder nähern, Kath. Das ist sowohl deiner Rasse als auch

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