Nubila 01: Das Erwachen
funkelte sie ihn an.
„ Bei allem Respekt, Herr. Da hättet ihr mich doch genauso gut gleich in dem Gefrierraum liegen lassen können.“
„ Kathleen, du lässt mir ja keine Wahl“, sagte Jason jetzt ebenso aufgebracht. „Was soll ich denn sonst machen? Ich kann dich nicht wieder mit nach Hause nehmen. Dort würde Theodor dich als erstes suchen. Du musst weg. Und zwar so weit weg wie möglich. Und ich muss zurück zur Force.“
„ Aber, ich weiß nicht wie…“
„ Keine Sorge, Kathleen. Du wirst bestimmt nicht verhungern“, sagte Jason sarkastisch und verschränkte die Hände vor der Brust.
„ Was wenn ich Wilden begegne?“, fragte Kathleen, ohne auf die Provokation einzugehen.
Jasons Miene verfinsterte sich. Offensichtlich hatte er sich über dieses Problem auch schon Sorgen gemacht.
„ Die Wilden greifen keine Diener an“, sagte er überzeugt. „Aber wenn du DU selbst bleiben willst, dann solltest du dich nicht mit ihnen einlassen. Sie trinken Menschenblut, Kathleen. Lass dich auf keinen Fall dazu überreden, dasselbe zu tun. Soweit ich weiß hast du immer noch menschliche Freunde, also tu dir selbst den Gefallen und mach einen großen Bogen um die Wilden.“
Kathleen senkte den Blick. Sie wusste nicht mehr was sie noch sagen sollte. Was hatte sie denn erwartet? Vielleicht hatte sie irgendwie gehofft, dass Jason mit ihr kommen würde und sie Laney gemeinsam befreien würden. Aber das hatte er offensichtlich nicht vor. Seine Treue galt immer noch der Familie und sie war trotz allem nur eine Dienerin.
Als Jason bemerkte, dass Kathleen nicht vorhatte noch etwas zu sagen stieg er aus und kam um das Auto herum, um Kathleen die Tür zu öffnen.
„ Komm schon“, sagte er als Kathleen nicht auf ihn reagierte. „Oder soll ich dich herauszerren.“
Kathleen warf ihm einen wütenden Blick zu und Jason seufzte traurig.
„ Weißt du…“, sagte er zögernd. „Irgendwie werde ich dich wahrscheinlich sogar vermissen.“
Kathleen stieg aus und wickelte die Wolldecke um sich.
„ Und jetzt?“, fragte sie schnippisch. „Bindet ihr mich an einen Baum, wo ich dann warten kann, bis irgendein Autofahrer mich ins Tierheim bringt?“
Jason knallte die Tür wieder zu und sah Kathleen böse an.
„ Was erwartest du eigentlich von mir, Kath?“, fragte er aufgebracht. „Ich habe dir das Leben gerettet. Eigentlich könnte ich dafür ja wohl ein wenig Dankbarkeit erwarten. Außerdem schenke ich dir die Freiheit.“
„ Das ist nicht Freiheit, sondern Exil“, schimpfte Kathleen und gab sich Mühe ihre Tränen zu unterdrücken. „Ich weiß ja noch nicht einmal wo wir sind oder wo ich hin soll.“
Jason zeigte nach Osten.
„ In dieser Richtung liegt New York. Da muss ich hin, also wirst du dich von dort gefälligst fernhalten“, sagte er. „Ansonsten kannst du hingehen wo du willst. Halte Abstand von den Menschen und von Vampiren. Vielleicht kannst du ja in die Berge gehen oder so. Das ist jetzt nicht mehr mein Problem.“
Kathleen fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen und auf einmal fühlte sie sich unheimlich müde. Was sollte es denn schon bringen mit Jason zu diskutieren. Er war ihr Herr und sie würde tun müssen was er sagte, auch wenn das bedeutete sich der ewigen Einsamkeit auszusetzen. Traurig senkte sie den Kopf.
„ Was immer ihr wollt, Herr“, sagte sie leise.
Jasons Zorn verflog. Es war ihm lieber, wenn Kathleen ihn angiftete oder wütend auf ihn war, aber er konnte an der Situation nichts ändern. Um Kathleen das Leben zu retten musste er sie sich selbst überlassen. Das war ihre einzige Chance.
„ Pass auf dich auf, Kathleen“, sagte Jason sanft und strich ihr sanft über die Wange. „Es tut mir wirklich leid. Aber meine Hauptsorge muss meiner Familie gelten. Ich muss zusehen, dass ich meine Tochter zurückkriege, oder dass ich sie wenigstens sehen darf. Ich habe wirklich keine Zeit mich um dich zu kümmern.“
Als Kathleen nichts sagte seufzte Jason und beugte sich ein wenig vor.
„ Sei vorsichtig“, sagte er. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
Er drückte Kathleen einen Kuss auf die Stirn und drehte sich dann ohne ein weiteres Wort um, um zu seinem Wagen zurück zu gehen. Er stieg ein und brauste dann davon, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
Kathleen sah dem Wagen immer noch hinterher, als die Rückschlusslichter schon längst zwischen den Bäumen verschwunden waren und die Nacht immer kälter wurde. Der Wind frischte auf und blies kalt
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