Nubila 02: Aufstand der Diener
an.“
Die Truppe bewegte sich absolut geräuschlos voran. Kathleen hatte so etwas noch nie gesehen. Sie war im Gegensatz zu Jason nie bei der Force gewesen und hatte auch als Mensch keine Erfahrungen mit der Jagd gemacht. Aber trotzdem kam ihr der Ablauf gleich vertraut vor. Sie hielt sich ständig an Jasons Seite und begleitete ihn auf jedem Schritt. Er hatte die Erfahrung und er kannte sich besser aus.
„Versuch leiser zu laufen“, raunte Jason und Kathleen stutzte. Eigentlich war sie der Meinung gewesen, ihre Arbeit ziemlich gut zu machen, aber Jason sah das offensichtlich anders.
„Komm schon“, flüsterte Jason, als Kathleen begann sich zu sehr auf ihre Schritte zu konzentrieren, und griff nach ihrer Hand.
Sofort bekam Kathleen eine Gänsehaut. Sie reagierte auf seine Berührung so empfindlich wie immer. Ihr Herzschlag erhöhte sich und das Blut schien automatisch schneller durch ihre Adern zu fließen. Leise schimpfend ließ Jason ihre Hand wieder los und lief weiter. Kathleen vermied es ihn anzusehen. Sie wusste nicht, ob er ihr die Schuld für die Gefühlsregungen gab oder ob er es einfach als unvermeidliche Folge der Verbindung ansah. Aber offensichtlich störte es ihn.
Es war Kathleen unangenehm zu wissen, dass er alles fühlen konnte, was sie spürte, aber ihr war der Gedanke noch gar nicht gekommen, dass er sich vielleicht ganz genauso fühlte. Denn nicht nur er spürte, was sie spürte, sondern sie bekam gleichermaßen auch mit, was er fühlte. Das Ärgerliche war nur, dass Jason offensichtlich erheblich besser darin war, seine Gefühle im Zaun zu halten.
Kathleen lief wieder schneller, um mithalten zu können, und hatte Jason mit wenigen Sätzen wieder eingeholt. Sie konnte den Rest der Truppe nicht sehen, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass die anderen ganz in ihrer Nähe waren.
Jason hielt einen Finger an den Mund und bedeutete Kathleen damit still zu sein. Offensichtlich waren sie nicht mehr weit weg. In gebückter Haltung huschte Kathleen hinter den nächsten Baum und wartete auf Jasons Zeichen. Sie konnte die Fabrik jetzt sehen. Es war ein großes, graues Gebäude, das zwischen den Bäumen emporragte und von einem großen grauen Hof umgeben war. Es wirkte wie ein Gefängnis ohne Stacheldrahtzaun. In die Fabrik von Theodor war Kathleen bisher immer durch den Geheimgang gekommen und hatte daher das Gelände noch gar nicht richtig gesehen. Sie vermutete allerdings, dass es ziemlich ähnlich aussehen musste.
„Gibt es hier keinen Geheimgang?“, flüsterte Kathleen, während sie auf Alexanders Kommando warteten.
„Jede Fabrik hat einen“, gab Jason leise zurück. „Aber da niemand von uns den kennt, müssen wir wohl den direkten Weg nehmen.“
Kathleen nickte. Jason gehörte zwar zu der Herrenrasse, aber er kannte deswegen noch lange nicht alle Geheimnisse.
In diesem Moment ertönte ein Schrei. Kathleen schreckte zusammen, weil sie befürchtete, dass es Wilde in der Nähe gab. Aber als Jason ihr beruhigend eine Hand auf den Arm legte, fiel ihr auf, dass das jetzt Alexanders Zeichen gewesen sein musste.
Der Schrei verstummte und wurde von vierzig anderen Personen beantwortet. Kathleen stimmte automatisch in das Gejohle mit ein und rannte dann mit Jason gemeinsam los. Adrenalin schoss durch ihre Adern und sie wurde vom Jagdfieber mitgerissen. Gemeinsam stürmten sie auf das graue Gebäude zu. Die Eroberung hatte begonnen.
Die Fabrik erbebte, als sie von einem Haufen wild gewordener Diener erstürmt wurde, die nicht wirklich viel zu verlieren hatten. Kathleen und Jason waren in der zweiten Gruppe und als sie das Gebäude betraten, war die Vorhut bereits weit gekommen. Die Kaltblüter drängten die wenigen Wachen in die Käfige und ließen dafür die jungen Diener heraus. Allerdings nicht, ohne sie vorher in Ketten zu legen. Man durfte diese Neulinge genauso wenig freilassen wie Anabell oder die anderen Neuen, die im Lager zurückgeblieben waren. In der Fabrik waren Menschen und wenn man nicht aufpasste, dann würde es zu einem grundlosen Gemetzel kommen, das die Diener in kopflose Wilde verwandeln konnte. Alexander hatte nicht vor, das zuzulassen.
Jason versuchte die Schreie seiner Artgenossen zu überhören. Die Kaltblüter versuchten möglichst wenige von den Warmblütern zu verletzen, aber da die Herren sich wehrten, war die Anwendung von Gewalt kaum zu verhindern.
„Komm mit“, knurrte Jason Kathleen an. „Wir müssen die Blutbank finden. Und danach will ich sofort hier wieder
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