Nubila 05: Die letzte Schlacht
wissen, dass sie es durch Darrek verloren hatte. Genügte es denn nicht, dass er ihm Kara genommen hatte? Musste er sich nun auch noch an seiner Tochter vergreifen? Wenn er gekonnt hätte, dann wäre er sofort aufgesprungen und hätte seinem ehemaligen Freund und Vertrauten den Hals umgedreht. Aber dafür war er einfach zu schwach.
„Legt sie beide hierher“, befahl Anisia sofort, als sie das Verletztenzelt erreichten. „Und dann holt mir Blut. So viel wie möglich.“
„Aber …“, begann Doreen. „Willst du sie nicht direkt in Heilschlaf versetzen?“
Anisia schüttelte den Kopf.
„Das kann ich nicht“, erklärte sie. „Laney hat zuviel Blut verloren, und das wird ihr Körper nicht so schnell wieder nachbilden können. Sie braucht Blut. Am besten wäre frisches Menschenblut. Aber eine Konserve oder Vampirblut funktionieren genauso. Kunstblut reicht aber leider nicht aus.“
Jason sah, wie seine Mutter zum Kühlschrank hinüber eilte, um Blut zu holen. In der Zwischenzeit trat Viktor an seine Seite.
„Wie geht es dir, mein Sohn?“, fragte der ältere Mann, und Jason lächelte gequält.
„Ging mir schon besser“, gab er zu.
„Keine Sorge. Wir werden Laney wieder aufpäppeln. Und dann wird es auch dir wieder besser gehen. Ich verstehe allerdings immer noch nicht, wie das möglich ist. Du warst doch mit Kathleen verbunden.“
Jason nickte.
„Ja. Aber Kathleen hat uns getrennt. Das … ist ihre Gabe.“
Überrascht zog Viktor eine Augenbraue nach oben und nickte dann.
„Nun. Das erklärt so einiges. Dich mit Laney zu verbinden, war vielleicht die beste Idee, die du je hattest.“
„War nicht … meine Idee“, erwiderte Jason und sein Blick zuckte zu seiner Tochter hinüber.
Viktor lächelte.
„Ja. Das habe ich mir schon fast gedacht. Sie war immer schon ein kluges Kind. Keine Sorge, Jason. Sie wird das überleben. Ihr beide werdet das.“
Jason nickte und tastete nach Laneys Hand, um sie zu drücken. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihren Lippen, aber sie öffnete nicht die Augen. Sie wirkte noch schwacher, als er sich fühlte.
„Hier ist das Blut“, sagte Doreen und hielt Anisia den Blutbeutel entgegen.
„Sehr gut“, entgegnete diese. „Flöß ihn ihr ein. Und pass auf, dass sie alles trinkt. Sie muss unbedingt wieder zu Kräften kommen.“
Doreen nickte, stützte Laneys Kopf und redete beruhigend auf sie ein. Als Laney endlich zu trinken begann, entspannte auch Jason sich wieder ein wenig. Er konnte regelrecht fühlen, wie die Kräfte in ihren Körper zurückkehrten. Es würde alles wieder gut werden, sagte er sich. Ganz sicher würde alles wieder gut werden.
William kämpfte wie ein Löwe. Als er gesehen hatte, wie Tyr auf Darrek schoss, hätte er den Jungen am liebsten erwürgt. Doch die Tatsache, dass Laney dazwischen geraten war, hatte sich letztendlich als Glücksfall erwiesen. Natürlich wollte William Laney nichts Böses. Aber ihre Verwundung hatte Darrek geholfen die Fesseln, die ihn an Akima banden, endlich zu zerreißen. Er war frei und kämpfte nun auf ihrer Seite. Das war mehr, als William zu hoffen gewagt hatte. William konnte seine Gabe dadurch wieder verwenden, er konnte sich wieder unsichtbar machen, was ihm einen erheblichen Vorteil verschaffte.
Dennoch würden sie in diesem Kampf zu viele Leute verlieren, wenn sie das Ganze nicht ein wenig beschleunigten.
„Tyr!”, rief William. „Du musst Akima und Tristan beseitigen. Nur so können wir sie zur Aufgabe zwingen.“
Der Junge nickte und spannte seinen Bogen. Als Erstes nahm er Tristan ins Visier.
Kapitel 36
Offene Rechnungen
Swana kämpfte mit ihrem Bruder Seite an Seite. Sie und der Rest der Outlaws hatten sich die Wilden als Gegner ausgesucht. Es war eine bewusste Entscheidung gewesen, weil sie mit den Biestern noch lange nicht genug abgerechnet hatten. Jeder von ihnen genoss den Kampf. Sie hatten endlich die Möglichkeit, auf diese Wesen einschlagen zu können, ohne von ihnen in Starre versetzt zu werden. Sie wussten zwar, dass einige der Monster auch mächtige Gaben besaßen, aber dank Darrek war niemand von ihnen dazu imstande, sie zu verwenden. Einige hatten jedoch noch andere Tricks auf Lager.
„Einar, Vorsicht!“, rief Swana genau in dem Moment, als ein riesiger Wilder wie ein Rammbock durch die Menge fegte.
Mehrere Outlaws gingen unter seiner Wucht zu Boden, aber Einar schaffte es noch knapp, sich auf die Seite zu retten.
„Das muss Goliath sein“, sagte er beeindruckt. „Wir
Weitere Kostenlose Bücher