Nubila 05: Die letzte Schlacht
wenn Viktor und Doreen sich in Wirklichkeit nur selbst in Sicherheit bringen wollten. Hauptsache, sie musste Jason und Laney nicht ganz allein zurücklassen.
Viktor nahm Laney vorsichtig auf die Arme und achtete darauf, ihr so wenig wie möglich weh zu tun. Laney stöhnte, als er sich mit ihr zusammen erhob, und Doreen drückte beruhigend die Hand ihrer Enkelin. Zwei Diener hatten bereits Jason auf eine Liege verfrachtet und liefen mit ihm Richtung Lager.
„Wir bringen sie zu Anisia“, versprach Doreen. „Keine Sorge. Wir werden nicht zulassen, dass sie stirbt.“
Kathleen nickte. Sie war immer noch aufgewühlt, weil sie noch nicht fassen konnte, was in den letzten Minuten geschehen war. Sie dachte bereits, sie hätte Jason und Laney verloren. Wenn Darrek die Mauer nicht zum Einsturz gebracht hätte, dann … Sie mochte gar nicht daran denken.
„Ist gut“, sagte Kathleen.
Laney und Jason waren stark. Sie würden das überstehen. Sie mussten einfach. Alles andere war undenkbar.
Wenn Kathleen wirklich eine Hilfe sein wollte, dann musste sie sich jetzt wieder auf die Schlacht konzentrieren. Sie blickte nach vorne und hatte im ersten Moment das Gefühl, dass jeder gegen jeden kämpfte. Die Mitglieder der Force schossen wahllos Pfeile in die Luft, so dass man aufpassen musste, wohin man lief. Es war aber kein System dahinter erkennbar, weil sie alle durch den plötzlichen Angriff der Aufständischen vollkommen überrascht worden waren.
Alles war außer Kontrolle. Die Force kämpfte gegen die Outlaws und die Aufständischen, die Wilden kämpften wahllos gegen jeden, und die Diener der Ältesten kämpften teilweise gegen deren Feinde und teilweise auch gegeneinander.
Vor allem die Kaltblüter, die Theodor mitgebracht hatte, wirkten völlig orientierungslos. Sie waren eigentlich noch viel zu jung, um an einem Kampf teilzunehmen, und hatten noch hauptsächlich ihren Blutdurst im Kopf. Vermutlich waren sie erst vor nicht allzu langer Zeit verwandelt worden und hatten noch keine Gelegenheit gehabt, ihre Selbstbeherrschung zu erlernen.
Das Feuer im Hintergrund stieg indes immer höher, und einige Force-Mitglieder versuchten schreiend, sich davor in Sicherheit zu bringen. Kathleen konnte nur hoffen, dass bei Coal und den Kindern alles in Ordnung war.
Coal war voll in seinem Element. Auch wenn er seine Gabe nicht verwenden durfte, so wusste er durch seine jahrelange Erfahrung im Umgang mit Feuer ganz genau, wie die Flammen reagierten. Das Feuer war sein Verbündeter, und er würde es so lange weiter nach vorne drücken, bis es die Schergen der Ältesten allesamt verbrannt hatte. Der Hass auf diese Vampire war so stark, dass er ihn völlig erfüllte. Er wollte sie alle tot sehen und würde nicht eher ruhen, bis er dieses Ziel erreicht hatte.
Doch gerade, als Coal noch an einer weiteren Stelle Feuer legen wollte, hörte er in der Ferne eine Stimme.
„Daddy!“, rief sie. „Daddy! Wo bist du?“
Coal hielt inne. Celia. Sie rief nach ihm. Seit Cynthias Tod hatten die anderen häufig versucht, ihm das Kind aufzudrängen, in der Hoffnung, dass er seine Vaterrolle wieder wahrnahm. Bisher jedoch ohne Erfolg. Er behandelte das Mädchen meist wie Luft und verbot sich, sie länger als unbedingt nötig anzusehen. Es schmerzte einfach zu sehr, denn alles an ihr erinnerte ihn an Cynthia. Da er nun Jason kannte war ihm klar, dass Celia auch viel von Simon hatte. Doch für Coal war sie eine kleine Kopie ihrer Mutter, und ihren Anblick konnte er einfach nicht ertragen.
Coal wandte sich wieder dem Feuer zu, bevor die Rufe erneut erklangen.
„Daddy! Hilfe!“, schrie Celia jetzt. „Bitte, bitte. Wir brauchen Hilfe!“
Sofort fuhr Coal herum. Celia würde nicht leichtfertig um Hilfe rufen. Dafür war die Situation zu ernst. Normalerweise würde Coal sich keine Sorgen um sie machen, weil sie sich sehr gut mit Feuer auskannte, aber was war mit Janish? Der Junge hatte keine Ahnung und war möglicherweise in Gefahr. Um ihm zu helfen, hatte sich Celia möglicherweise mit in Gefahr gebracht.
„Wo bist du, CeeCee?“, schrie Coal und rannte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
Die Ältesten konnte er später versengen. Jetzt musste er zuerst einmal seine Tochter retten.
Jason fühlte sich völlig betäubt, als sie beim Lager ankamen. Der stetige Schmerz hatte zwar inzwischen aufgehört, aber er spürte immer noch eine bleierne Müdigkeit. Laney hatte viel zu viel Blut verloren, und es machte Jason wütend zu
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