Nubila 05: Die letzte Schlacht
Treffer bei einem der Kaltblüter zu landen. „Sehr gut gemacht.“
Swanas Art zu kämpfen gefiel Kathleen sehr gut. Die junge Frau wirkte sehr unscheinbar und machte sich das zunutze. Sie ließ ihren Gegner ganz nah an sich herankommen und wirkte dabei so verschreckt wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Aber bevor ihr Sparringpartner sie verletzten konnte, schnappte sie ganz plötzlich zu wie eine Kobra. Diese Technik würde mit den Force-Mitgliedern sicherlich funktionieren. Ob dasselbe allerdings auch für die Wilden galt, blieb noch abzuwarten.
Es gab jedoch noch einen anderen Grund, warum Kathleen Swana besonders aufmerksam beobachtete. Sie war die Einzige aus der Gruppe mit einem kleinen Kind, und sie hegte eine enge Freundschaft zu Laney.
„Kathleen.“
Kathleen fuhr herum, als sie Thabeas Stimme erkannte. Die kleine Frau kam mit einem jungen Mann an der Seite auf sie zu und lächelte breit.
„Ich habe dir noch einen weiteren Neuzugang mitgebracht“, erklärte sie und schob den jungen Mann vor sich her. „Er ist heute zusammen mit einer Frau aus Island nachgekommen. Musste sich wohl noch von ein paar Verletzungen erholen. Bei der Frau war das anders. Die hat wohl in New York gewohnt und sich dort angeschlossen, um uns zu helfen. Ich habe sie bereits bei Jason abgeliefert. Dieser Junge hier gehört aber vom Alter her in deine Gruppe. Daher habe ich ihn hergebracht.“
„Tatsächlich?“, fragte Kathleen überrascht und musterte den Mann interessiert.
Im Vergleich zu den anderen Jungvampiren sah er außergewöhnlich gut aus. Er hatte ein schön geschnittenes Gesicht, helle Haare und verschiedenfarbige Augen. So etwas hatte Kathleen noch nie gesehen. Mit Sicherheit war er unter den jungen Frauen der Outlaws sehr beliebt. Der Mann war älter als die meisten von Kathleens Schützlingen, aber doch einiges jünger als die Warmblüter in den anderen Gruppen. Es war, als würde in der Gruppe der Outlaws einfach eine komplette Generation fehlen.
„Wer hat dich abgeholt?“, fragte Kathleen interessiert.
Sie hatte gar nichts davon mitbekommen, dass es noch Nachkömmlinge gab. Der junge Mann zuckte mit den Schultern.
„Sein Name war Alexander“, erklärte er. „Netter Kerl. Wirklich. Nur sehr schweigsam würde ich sagen.“
„Oh ja. Gut“, sagte Kathleen und spürte sofort wieder die Gewissensbisse gegenüber Alexander.
Er versuchte zwar es sich nicht anmerken zu lassen, aber Gadhas Verschwinden ging ihm doch mehr zu Herzen, als er selbst je erwartet hätte. Fünfzehn Jahren Zusammenleben ließen sich einfach nicht so schnell vergessen, egal ob die Verbindung noch intakt war oder nicht.
„Einar!”, rief Swana in diesem Moment voller Begeisterung und fiel dem jungen Mann um den Hals.
Dieser erwiderte die Umarmung, und die Beiden begannen sofort auf Isländisch aufeinander einzureden, sodass Kathleen der Unterhaltung nicht mehr folgen konnte.
„Tja. Damit erübrigt sich wohl auch die Frage, wie der junge Mann heißt und ob er schon eine Freundin hat.“
Thabea schüttelte den Kopf, sodass die Blumen in ihrem Haar hin und her schwangen.
„Ich glaube, das ist seine Schwester“, erklärte sie. „Er hat auf dem Hinweg ständig von ihr geredet.“
Kathleen nickte. Nun gut. Das ergab durchaus Sinn. Immerhin hatten die Jungvampire ihr bereits erklärt, dass die Outlaws keine festen Partnerschaften eingingen. Das kam Kathleen zwar eigenartig vor, störte sie aber nicht weiter. ‘Jedem das Seine’ war ihre Devise.
„Kathleen …“
„Ja?“
Thabea sah zu Boden und strich ihr langes Kleid glatt.
„Meinst du, du könntest dich wohl kurz freimachen? Es gibt da etwas Wichtiges, was ich mit dir besprechen möchte.“
Kathleen sah sich um.
„Harold!”, rief sie den großen Mann.
„Ja, Kath?“
„Kommst du kurz alleine klar? Deine Frau sagt, sie braucht mich.“
„Ich wünschte, das würde sie zu mir auch öfter sagen“, bemerkte Harold grinsend. „Aber geh du nur, Kath. Die Welpen werden mich schon nicht auffressen.“
Thabea führte Kathleen einmal quer durchs Lager, und Kathleens Neugier wuchs bis ins Unermessliche. Es war ungewöhnlich, dass Thabea sich bei einem Problem nicht direkt an Alexander wandte. Es musste also einen besonderen Grund geben, warum sie zu ihr gekommen war.
„Was ist denn überhaupt los?“, fragte Kathleen neugierig, während sie zwischen den Zelten entlanggingen. „Ist alles in Ordnung?“
„Ich muss dir etwas zeigen“, erklärte Thabea. „Aber es
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