Nubila 05: Die letzte Schlacht
wert.
Kapitel 9
Sina und Ina
Lehrerin musste ein absoluter Horrorjob sein. Soweit Kathleen wusste, hatte sie als Mensch Jura studiert, und es gab sicherlich Gründe dafür, warum sie nicht stattdessen Lehramt gewählt hatte. Jugendliche waren wirklich schrecklich.
In all den Jahren, an die Kathleen sich bewusst erinnerte, hatte sie sich immer nur mit Laney und Simon befassen müssen. Simon war zwar sehr anstrengend gewesen, aber Laney hatte das durch ihre liebe und umgängliche Art wieder ausgeglichen. Außerdem waren sie nur zu zweit gewesen.
Durch die Outlaws waren nun aber haufenweise Jugendliche und junge Erwachsene ins Lager gekommen, die es alle zu kontrollieren galt. Ohne den großen und Respekt einflößenden Harold an ihrer Seite hätte Kathleen wahrscheinlich schon längst die Geduld verloren und alles hingeschmissen.
„Warum müssen wir eigentlich jeden Tag so viel Sport machen, Miss?“, fragte Freia, eine der jüngsten Outlaws. „Wir sind doch alle fit, und jeder von uns hat irgendeine besondere Gabe.“
„Ja. Aber gegen die Wilden wird euch das nicht viel nutzen“, konterte Kathleen. „Ihr seid es nicht gewohnt, gegen Kaltblüter zu kämpfen, und müsst das trainieren.“
„Bei uns gibt es ja auch keine Diener“, meinte Freia achselzuckend.
„Kaltblüter, nicht Diener“, betonte Kathleen. „Und jetzt konzentriere dich bitte wieder auf deinen Kampfpartner.“
Kathleen hatte beschlossen, dass es das Sinnvollste war, ihre Gruppe gegen Kaltblüter antreten zu lassen. Und zwar am besten gegen Kaltblüter aus der ersten Welle von Flüchtlingen. Denn diese waren schon sehr gut trainiert und konnten den frechen Neulingen problemlos das Wasser reichen.
„Warum müssen wir eigentlich immer nachts trainieren?“, fragte Tyr missmutig. „Seitdem wir hier sind, habe ich die Sonne noch kaum zu Gesicht bekommen.“
„Das liegt daran, dass ihr noch zu jung seid, um als Wachen eingeteilt zu werden. Einige eurer Dorfmitglieder sind durchaus auch tagsüber wach. Aber für euch ist es erst einmal wichtiger zu trainieren.“
„Bei diesem schwachen Licht?“, missmutig zeigte Tyr auf die Strahler, die zu allen Seiten des großen Übungsplatzes aufgebaut worden waren. „Da sieht man ja die Hand vor Augen nicht.“
„Die große Schlacht wird allein schon wegen der Wilden bei Nacht stattfinden, Tyr“, erklärte Kathleen geduldig. „Ihr solltet euch also lieber daran gewöhnen, nachts zu kämpfen. Außerdem ist das Training für uns tagsüber zu gefährlich.“
„Das ist unlogisch“, erklärte Tyr, während er den Angriff eines Kaltblüters abwehrte. „Warum sollten die Ältesten denn bitte schön nachts angreifen? Wilde hin oder her. Es wäre doch sehr viel klüger, tagsüber anzugreifen, wenn ihr ungeschützt seid. Dann könnten sie euch doch viel schneller vernichten. Immerhin wissen sie noch nichts von uns.“
Kathleen zuckte mit den Schultern.
„Wenn sie vorhätten, nachts anzugreifen, dann hätten sie sich nicht die Mühe machen brauchen, so viele Wilde einzufangen. Außerdem wissen sie, dass wir mehr sind. Es hat schon immer mehr Kaltblüter als Warmblüter gegeben. Und inzwischen übersteigt die Zahl der Aufständischen die Anzahl der Force-Mitglieder bei Weitem. Sie sind also auf die Hilfe derjenigen Kaltblüter angewiesen, die ihnen treu geblieben sind. Ohne die haben sie keine Chance. Und, genau wie wir, können diese tagsüber nicht raus.“
Tyr wollte gerne widersprechen, aber sein Kampfpartner schoss nach vorne und verpasste ihm einen Schlag in die Magengegend, sodass er erst einmal damit beschäftigt war, Flüche auszustoßen.
Ungerührt schritt Kathleen weiter die Reihe der Kämpfenden ab und kommentierte die Kampftechnik von jedem Einzelnen. Seitdem Gadha fort war, versuchte sie, sich besonders stark auf die Neuankömmlinge zu konzentrieren, um Alexander so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Er war immer noch wütend auf sie und Kathleen konnte ihm das nicht verdenken. Seit über einer Woche war Gadha nun fort, und sie hatten kein Lebenszeichen von ihr finden können.
Eigentlich war das nicht weiter verwunderlich, da Gadha dank ihrer Gabe allen aus dem Weg gehen konnte, aber Alexander war die Enttäuschung darüber deutlich anzusehen. Trotz der Streitereien und Gadhas offensichtlichem Unwillen, bei ihm zu bleiben, fehlte sie ihm – und das hatte nicht nur mit ihrer Gabe zu tun.
„Super, Swana!“, lobte Kathleen, als es dem Mädchen gelang, einen zielsicheren
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