Nubila 05: Die letzte Schlacht
andere Lösung suchen? Bei den Menschen gibt es einige Kulturen, in denen ein Mann mehrere Frauen haben kann, und ich glaube nicht, dass dieser Daniel etwas dagegen hätte.“
Sina und Ina sahen einander an, und mit einem Mal flammte das Band der Verbindung blau vor Kahleens Augen auf. Sina empfand Eifersucht, und Ina schien neben ihr in sich zusammenzusinken. Sofort bekam Kathleen Mitleid mit dem Mädchen. Sie wusste genau, wie es sich anfühlte, an jemanden gebunden zu sein, dessen Gefühle die eigenen so stark überlagerten konnten. Wenn diese beiden Schwestern verbunden blieben, würde das kein gutes Ende nehmen. Soviel war sicher.
„Niemals teile ich meinen Mann“, zischte Sina und funkelte Kathleen böse an, weil sie so etwas abstruses auch nur vorgeschlagen hat. „Eher bringe ich ihn um, als dass ich ihn mit meiner Schwester teile.“
„Sina. So etwas kannst du doch nicht sagen“, schalt Thabea.
„Es ist aber so. Die da kann ich ja nicht töten. Das würde mich auch umbringen.“
Sie zeigte auf ihre Schwester, und das Band flammte wieder auf. Irritiert schüttelte Kathleen den Kopf. Sie hatte immer gedacht, dass es praktisch unmöglich war, einander unglücklich zu machen, wenn man verbunden war, weil man sich damit ja auch selber unglücklich machte. Aber wie man an den Schwestern oder an Alexander und Gadha sehen konnte, war das manchen wohl einfach egal.
„Was immer du tust, Schwester, bitte verletze nicht Daniel“, bat Ina ehrlich betroffen. „Er kann doch nichts dafür, dass wir uns verbunden haben.“
„Nein. Aber du. Du hättest das nicht zulassen dürfen. Du weißt doch, dass ich ständig irgendwelche Schnapsideen habe. Du hättest dagegen reden müssen und mich davon abhalten sollen. Das ist doch alles deine Schuld.“
Unter den Worten ihrer Schwester wurde Ina immer kleiner und kleiner. Tränen liefen ihr über die Wange, aber Sina war unerbittlich.
„Du bist sowieso ein Nichtsnutz. Eine Schwester wie dich kann doch niemand gebrauchen“, wetterte sie weiter. „Du bist egoistisch und dumm. Außerdem …“
Sie brach ab und sah irritiert Kathleen an, die plötzlich zwischen ihr und ihrer Schwester stand.
„Ich habe genug gehört“, sagte Kathleen empört. „Eure Verbindung ist gelöst. Und ich hoffe, dass du, Ina, in Zukunft großen Abstand zu deiner Schwester halten wirst. Sie ist ein egoistisches Miststück und verdient deine Zuneigung nicht. Und dir, Thabea, verbiete ich hiermit, Sina jemals wieder zu verbinden. Denn auch wenn sie mit einem Mann verbunden ist, wird sie es schaffen, diesen zur Weißglut zu treiben. Lass es also vorsichtshalber sein, sonst stehen wir in ein paar Wochen wieder hier.“
Mit diesen Worten drehte Kathleen sich herum und verließ schnellen Schrittes das Zelt.
„Kath, warte …!”, rief Thabea ihr hinterher.
Aber Kathleen hörte nicht auf sie. Sie war wütend. Wütend auf Sina, weil diese ihre Schwester so schlecht behandelte, wütend auf ihre Gabe, weil diese eigentlich gar nicht existieren sollte. Aber vor allem war sie wütend auf Jason, weil er ihr vorschreiben wollte, wie sie ihre Gabe zu nutzen bzw. eben nicht zu nutzen hatte. Es musste sehr viele unglückliche Verbindungen geben, und jeder dachte, dass keine Möglichkeit existierte, diese zu beenden. Aber das stimmte nicht. Es war möglich und Kathleen verstand wirklich nicht, warum sie diese Fähigkeit für sich behalten sollte.
„Diese Zelte sind wirklich eine Zumutung“, schimpfte Johanna, ehe sie sich keuchend auf einem der Feldbetten niederließ.
„Ach so schlimm sind sie auch wieder nicht“, widersprach Swana, während sie Mady die Brust gab.
Einar saß auf dem Feldbett daneben und grinste in sich hinein.
„Wie ich gehört habe, hat Laneys Familie dir doch angeboten, dass du im Haupthaus schlafen kannst, Amma“, sagte er. „Das hättest du doch ruhig annehmen können.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihren Urenkel böse an. Natürlich hatten Viktor und Doreen ihr, als ältestes Mitglied der Outlaws, angeboten, ins Haus zu kommen. Nachts war es immerhin schon verdammt kalt in den Zelten, aber sie hatte abgelehnt. Immerhin hatte sie vor ihren Leuten einen Ruf zu verlieren.
„Hmpf. Denkst du etwa, ich hätte gut schlafen können bei dem Gedanken, dass ihr hier draußen in der Kälte seid? Nein. Da leide ich lieber mit euch zusammen.“
„Selber schuld“, sagte Einar und zuckte mit den Schultern. „Es zwingt dich schließlich niemand hier
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