Nudeldicke Deern
dir gerade einfällt, ein passendes (oder auch sehr, sehr unpassendes) Bild finden wirst. Ich suche manchmal, wenn ich bei meinen Lieblingen wie Tastespotting oder in meiner langen Liste von Kochblogs nichts gefunden habe, was ich gerade kochen möchte, auf Flickr nach Rezepten. Dafür gebe ich Stichworte (meist auf Englisch) ein – entweder Zutaten oder Überbegriffe wie «vegetarian» oder «lunch». Und schon spuckt dir Flickr Dutzende, manchmal Hunderte von Fotos aus, von denen du dich inspirieren lassen kannst. Gerne auch gleich mit Verlinkungen zu Blogs oder Restaurants.
Ich habe direkt nach dem Foodcoaching begonnen, eine Liste von Dingen zu machen, die ich gekocht habe beziehungsweise die mir geschmeckt haben. Quasi mein eigenes Kochbuch. Das hört sich vielleicht ein bisschen blöd an, aber wenn man es jahrelang gewöhnt war, bei der Frage «Was esse ich denn heute?» in den Supermarkt zu gehen, sich ein Fertiggericht aus dem Regal zu ziehen, es gedankenlos zu verzehren und schnellstmöglich wieder zu vergessen, ist der eigene Esshorizont recht eingeschränkt. Deswegen habe ich gnadenlos aufgeschrieben, was ich alles schon gekocht habe, um eben nicht wieder in Versuchung zu kommen, eine Dosensuppe aufzumachen, wo ich doch inzwischen weiß, wie grandios meine eigene Möhren-Orangen-Suppe schmeckt. Zum Beispiel mit kühler Crème fraîche, gerösteten Haselnüssen, ein bisschen Petersilie und einem fruchtigen Weißwein. Genau diese Kombination findest du in meinem Flickr-Pool. [42] Ich mache nämlich inzwischen nicht nur Listen, sondern auch Fotos von Dingen, die ich zubereitet habe.
Auf meiner Liste finden sich auch Käsesorten, bei denen ich notiert habe, wie sie schmecken und ob ich sie wieder essen wollen würde. Ich habe in Stichworten notiert, wie ich die Tomatensauce zu den Nudeln gemacht habe, die mir so gut geschmeckt hat (in diesem Fall war das Geheimnis, ein paar getrocknete Tomaten mit in die Sauce zu geben). Ich habe mir Zubereitungsarten aufgeschrieben, die mir nicht eingefallen wären, wenn ich sie nicht irgendwo gelesen und die ich garantiert wieder vergessen hätte. Klar kann ich mir ein Brot schmieren mit Ziegenkäse und Gurkenscheiben drauf, aber ich kann auch die Gurke in fünf, sechs Blöcke schneiden, sie aushöhlen und mit Ziegenkäse füllen, den ich mit frischen Kräutern vermischt habe. Und dazu röste ich mir die Brotscheibe und streiche vielleicht noch ein bisschen Butter darauf, bestreue sie mit Meersalz und Kräutern … klingt doch gleich ganz anders als «Käsebrot mit Gurke» und möbelt die Alltagsküche ein bisschen auf. Hätte ich aber garantiert vergessen, weil mein Gehirn noch ein paar andere Dinge speichern muss als Zubereitungsarten für Gurken.
Zu guter Letzt: Wenn du noch Großeltern hast, frag sie nach den Rezepten, die du bei ihnen in deiner Kindheit gerne gegessen hast. Wenn ich früher angefangen hätte, mich für gutes Essen zu interessieren, wüsste ich heute die Rezepte meiner Omi, die als junge Frau im damaligen Ostpreußen als Hauswirtschafterin gearbeitet hat. Ich wüsste, wie sie Leber so zart bekommen hat, dass sogar ich Nörgelnase sie essen mochte, warum ihr Grießbrei nicht so plockig war wie meiner und wie sie ihren Frankfurter Kranz meterhoch stapeln konnte. Weiß ich jetzt leider alles nicht. Also geh fragen. (Und mach Fotos von allem und schick mir den Link zu deinem Flickr-Pool.)
Blogeintrag 6. Mai
Free your mind and your fat ass will follow
Ich habe zwei Fotos [63] [64] von mir in der wunderbaren Facebook-Gruppe «How to look like your shirt print» [65] hochgeladen. Das mag für viele von euch jetzt nicht so die Heldentat sein, aber für mich war es ein ziemlich großer Schritt. Der ziemlich gute Laune gemacht hat.
Ich bin dick. Und das ändert sich auch nicht mehr. Ich habe durch mein Foodcoaching zwar (zum hundertsten Mal) gelernt, wie ich wohl abnehmen könnte, aber das wusste ich auch schon vorher. Ich habe die Weight Watchers hinter mir, die ominöse Max-Planck-Diät, bei der man sich wochenlang von Steak und saurer Sahne und Orangensaft ernährt, ich habe Kalorien gezählt und Fett, habe Kohlsuppen gegessen, Gemüsebrühen, überteuerte Pülverchen und Trennkost, habe vegetarisch gelebt, weil ich gehofft hatte, dass das was bringt, habe angefangen zu rauchen, weil das ja angeblich den Hunger bekämpft, kurz, ich habe 25 Jahre lang einen Kampf gegen mich und meinen Körper geführt, weil ich fett war. Bin. Bleiben
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