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Nudeldicke Deern

Nudeldicke Deern

Titel: Nudeldicke Deern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groener Anke
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Kleidungsstück habe ich innegehalten: meiner Golfhose. Die habe ich vor mehreren Jahren das letzte Mal angehabt, als mein Rücken den Golfabschlag noch tolerierte. Sie war mir eindeutig zu klein, aber genau wie meine Schläger noch in der Wohnung stehen anstatt auf dem Dachboden, wollte ich mich auch von der Hose nicht trennen. Nicht weil ich geglaubt habe, da jemals wieder reinzupassen, sondern weil ich glaube, eines Tages wieder Golf spielen zu können. (Und wenn’s Minigolf ist, Herrgott.)
     
    Also war meine Antwort auf Lus Frage: meine schwarze Golfhose. Ich hatte das schon völlig vergessen, bis ich vor einigen Wochen merkte, dass meine Jeans, die ich mir vor gut einem Jahr im Zuge meines Neustylings gekauft hatte, sehr locker saß. Und ich meine so locker, dass selbst der Gürtel beim letzten Loch angekommen war und ein, zwei weitere Löcher nicht hätten schaden können. Seit ich nicht mehr auf die Waage gehe (die steht in der Abstellkammer und nicht mehr im Bad), weiß ich überhaupt nicht mehr, wie viel ich wiege. Und ich habe komischerweise auch nicht darauf geachtet, ob meine Klamotten weiter werden oder nicht. Warum auch? Ich wollte ja nicht abnehmen.
     
    Worauf ich allerdings geachtet habe, war mein Umgang mit Süßigkeiten. Denn die waren immer der Grund, warum ich dick war und bin. Solange Lu hier war, habe ich mir natürlich Süßes verkniffen (das macht man als dicker Mensch ja eh – wenn dir jemand zuguckt, isst man viel weniger, damit niemand denkt, was frisst die Alte denn so viel). Zusammen mit dem Verzicht auf Kohlehydrate am Abend und ein bisschen mehr Bewegung waren dann auch gleich ein paar Kilo Speck weg, weswegen ich beim Neustyling eine andere Kleidergröße wählen durfte. Aber die Kartoffeln und die Nudeln waren abends sehr schnell wieder da, denn, wie im ersten Absatz da ganz weit oben gesagt: Ich wollte nicht abnehmen, sondern genießen. Oder ’ne Nummer kleiner: normal essen können.
    Also fing ich an, mir in Kochblogs Rezepte rauszusuchen. Kochbücher zu kaufen. Gewürze auszuprobieren, deren Namen ich noch nie gehört hatte, bevor sie in einem Rezept auftauchten. Ich fing an, normal zu essen. So einfach und doch so schwierig, wenn man es 25 Jahre lang nicht gemacht hat. Nur essen, mit guten Zutaten und einer gewissen Hingabe an die Zubereitung, mit der nötigen Ruhe (oder der passenden Fernsehsendung, schon gut) und einem Glas Wein dazu. Und nach dem Abendessen kam dann wie üblich die Schokolade.
     
    Jede halbwegs vernünftige Diät (wenn’s überhaupt eine gibt) arbeitet mit einer Obergrenze, meist an Fett und Kalorien, und innerhalb dieser Vorgabe kann man essen, was man will. Eigentlich ’ne prima Sache, und so ist jedes Diätforum voll mit tollen Tipps, mit wie wenig Nahrung man so über den Tag kommen kann, ganz gleich, ob man dauernd friert oder die Haut schlechter wird, und wie großartig das ist, den Körper im künstlichen Hungerzustand zu halten. Theoretisch hätte ich bei jeder Diät jeden Abend Schokolade essen können, nur eben nicht in der Menge, die ich gewohnt war. Einen Kinderriegel zum darauf Freuen, und dann gibt’s nichts mehr bis morgen. Hätte funktionieren können. Hat’s bei mir aber nie. Wenn ich einen Zehnerpack Kinderriegel im Kühlschrank hatte, wollte ich den auch essen. Wenn ich eine Tafel Schokolade aufmache, wollte ich die ganz und nicht nur einen Riegel. Also habe ich mir jede Schokolade verkniffen, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, weswegen ich bei jeder Diät spätestens nach vier Wochen einen riesigen Fressflash hatte, bei dem ich in fünf Minuten ein Weißbrot und ein Glas Nutella eingeatmet habe. Ich lernte bei keiner Diät ein auch nur halbwegs gesundes Essverhalten, weil ich mir vieles versagt habe, was mir nun einmal schmeckt. Und deswegen funktionierte bei mir auch nie eine Diät, sobald ich mir wieder etwas gönnte, was mir schmeckt. Was wieder meinen Punkt belegt, dass Diäten fürchterlicher Quatsch sind, weil man sich für den Rest des Lebens Dinge versagt, die einem guttun. («Gut» im Sinne von «mir geht’s gut» und nicht im Sinne von «Ich hab den BMI , den irgendwelche Statistikwichser für mich als gut ansehen».)
     
    Und so habe ich im letzten Jahr gut und gesund gefrühstückt, ein ebensolches Mittagessen gehabt, noch besser zu Abend gekocht (was meist das Mittagessen für den nächsten Tag war) und habe direkt danach viel, viel Schokolade gegessen. Nicht, weil ich noch hungrig war, sondern einfach, weil

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