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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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80
Millionen Bürger ... Mein Gott! Macht 125 Mal. Das geht doch noch ...
    Irgendetwas muss ja passieren. Wir können die Banken ja
nicht pleite gehen lassen, dann bricht die Währung zusammen, und dann ist
Feierabend. Die Banken haben sich nun mal verrechnet, und wer will da richten?
Wem ist nicht schon passiert, man guckt in die Küchenschublade, und plötzlich
500 Milliarden weg. Und man denkt, die waren doch gestern noch hier drin,
waren das die Kinder oder die Putzfrau, wo ist die überhaupt? Und wieso fährt
die da unten gerade mit einem Porsche vorbei?
    500 Milliarden Schulden sind unangenehm. Erheblich unangenehmer
ist es allerdings, wenn Sie einen Kredit haben, und Ihnen fehlen lediglich 400
Euro. Das gibt richtig Ärger! Da gibt es einen Schufaeintrag. Da nützt es auch
nichts, wenn Sie der Bundeskanzlerin schreiben: »Ich brauche dringend 400 Euro,
sonst bricht mein Finanzsystem zusammen.« Vergessen Sie das...
    Schon mit 400 000 Miesen wird die Lage einfacher. Da wird
die Bank nervös. Da müssen Sie auch nicht mehr warten, bis ein Mitarbeiter frei
wird. Ab 400 Millionen bieten die Banken sogar Kaffee an. Und ab 400 Milliarden
kommt die Bundeskanzlerin ganz unverbindlich zum Gespräch dazu. Und dann sagt
sie: »Kein Problem. Dann zahlt eben der Staat.«
    Und das ist ja gut so. Dass sie uns mitten in der Krise
verspricht: »Es passiert nichts!« Das beruhigt. Das sind Worte, die Vertrauen
schaffen. Und wenn doch was passiert, ist es auch wurscht, denn ob dann 500
Milliarden weg sind oder 1000 ...
    Viele regen sich ja jetzt auf in der Bankenkrise und
sagen: »Am Ende zahlt immer der Steuerzahler!« Nur zur Kenntnis: Der
Steuerzahler zahlt nicht, der investiert. Denn die Bankaktien sind ja im
Keller. So billig kommen wir als Steuerzahler nie wieder an eine Großbank!
    Wenn dann in ferner Zukunft die ganzen Bankenanteile
wieder verkauft werden, dann kassieren wir im Zweifel riesige Kursgewinne.
Oder wir kassieren als Anteilseigner die Milliardenprofite. Da kann sich der
Steuerzahler schon mal freuen. Denn wenn die Banken erst einmal gerettet sind,
dann wird das Geschäft schon wieder laufen.
    Insofern an alle, die sich jetzt gerade wieder furchtbar
aufregen, weil sie sich wie immer über den Tisch gezogen fühlen. Entspannen
Sie sich. Sonst erleben Sie die nächste Finanzkrise gar nicht. Und das wäre
doch schade ...
     
    Hochkultur und
Reich-Ranicki   29. Oktober 2008
    Als begeisterter Fan von Marcel Reich-Ranicki hoffe ich,
dass es ihm bald wieder besser geht. Schließlich erholt er sich noch von der
Fernsehpreisverleihung, er hat so unter dem Niveau gelitten. Und ganz Deutschland
war begeistert: »Ja! Endlich sagt es mal einer! Das Programm ist doof!« Das ist
ja ein Phänomen. Die Leute gucken am Tag gefühlte 25 Stunden Fernsehen. Aber
dass das Programm furchtbar ist, da sind sich alle einig. Vielleicht sollte man
dem geschätzten Publikum einfach mal mitteilen, dass man den Apparat auch ausschalten
kann.
    Aber es ist schon richtig, alles dreht sich doch nur noch
um die Quote, also um das Publikum. Was Leute wie Reich-Ranicki und uns alle
stört, das ist das Publikum. Fernsehen wäre ohne Publikum viel schöner. Das ist
wie in der Politik mit ihrem Populismusproblem. Die Politiker tun, was der
Wähler will, weil sie wiedergewählt werden wollen, das ist doch Populismus,
schrecklich. In einer Demokratie ist es der Wähler, der stört. Und beim
Fernsehen der Zuschauer, weil er über die Quote mitbestimmt.
    Da darf man doch mal fragen, ob man den Quatsch nicht
besser abschafft, und Reich-Ranicki wird Programmchef und Bundeskanzler in
Personalunion.
    Aber das passiert natürlich wieder nicht. Und darum gibt
es auch zu wenig gutes Programm. Beispielsweise Arte. Reich-Ranicki hat ja
gesagt: »Arte hat ein gutes Programm!« Und der ganze Saal hat geklatscht! Weil
der gesamte Saal, ja, unser ganzes Volk, von Arte begeistert ist. Die Quoten
sind vielleicht so mikroskopisch, dass sie gar nicht messbar sind, aber man
kann doch trotzdem davon begeistert sein!
    Immerhin ist Arte ein lustiger Sender, mit Themenabenden,
beispielsweise über nordafghanische Liedermacher der 40er Jahre. Das sind
Themen, die kommen bei RTL einfach zu kurz. Die senden immer nur Dieter Bohlen.
Dabei wäre das doch toll, ein Themenabend bei RTL! Dieter Bohlen in
Afghanistan. Mit dem Leopard durch den Hindukusch. Deutschland sucht den
Taliban. Das wären tolle Bilder, wenn Bohlen oben aus dem Panzer grinst und
singt: »Cheri Cheri Lady!«

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