Nuhr, Dieter
wenn etwa die Gedanken der Liebenden verschmelzen. Immerhin sind das
Synapsen und Neuronen, die da vom Kortex aus aktiviert werden. Dann wird Blut
in die Geschlechtsorgane gepumpt. Da ist der Mensch auch nur ein Karnickel ohne
Pelz.
Wenn der Pelz beim Menschen allerdings zu dicht ist, kommt
es gar nicht dazu. Auch Körpergeruch kann ab und zu das Verschmelzen
verhindern. Duschen Sie doch mal wieder! Liebe geht eben auch durch die Nase.
Und wenn sich da aufgrund mangelnder Körperhygiene die Basalganglien verhaken,
kann auch Kant mit seiner Liebe als allgemeinmenschlicher »Pflicht zur
teilnehmenden Empfindung« nichts mehr ausrichten.
Wenn Sie sich gar nicht mehr riechen können, liegt dies
vielleicht auch einfach an verschorften Rezeptoren in der Nase. Dann macht man
eine Nasenspülung, denkt, was riecht hier so - und dann trennt man sich
einfach. Das ist doch kein Problem.
Weihnachten 2008 24.
Dezember 2008
Weihnachten war schön. Ich habe alles bekommen, außer Krawatten.
Aber ich bin auch nicht der Krawattentyp. Servietten sind in Ordnung, aber
Krawatten? Die haben auch so wenig Saugkraft und sind auch zum Naseputzen wenig
geeignet. Socken habe ich auch nicht bekommen. Wer verschenkt schon Socken?
Dabei hätte ich Socken wirklich gebrauchen können. Meine alten sind
durchgeschlissen. Und ich kaufe immer gleich 25 Paar, damit alle Socken gleich
sind. Dann muss man sie nach dem Waschen nicht ordnen. Der Nachteil besteht
darin, dass man alle gleichmäßig benutzen muss, damit nicht eine Socke
verwaschen ist und die andere noch wie neu. Das Leben ist kompliziert.
Parfüm ist auch nichts, worüber ich mich freue. Parfüm ist
kontraproduktiv. Der Homo sapiens reagiert ja zwischenmenschlich auf
Pheromone, also körpereigene Geruchsstoffe, während der Parfümgeruch, also
Rosenduft etwa, Insekten anzieht, aber keine hochentwickelten Säuger. Es würde
also mehr Sinn machen, ein Parfüm zu verschenken, das »Geiler Schwitzer«
heißt.
Angeblich kann man übrigens sogar Erfolg riechen. Männer,
die Erfolg haben, verströmen andere Pheromone. So ein Parfüm würde weggehen wie
frische Brötchen. Du siehst aus wie ein alter Reissack, aber du riechst nach
Öltycoon oder Investmentbanker. Letzteres wäre natürlich heutzutage eher ein
Nachteil. Vor einem Jahr noch hat man gedacht, Investmentbanker wären diese
erfolgreichen Unternehmertypen. Das Bild hat sich gewandelt. Wenn bei Ihnen auf
der Straße ein Investmentbanker sitzt, bringen Sie ihm doch mal einen Teller
Suppe rüber, er freut sich.
Was ich zu Weihnachten ebenfalls nicht bekommen habe, ist
Geld. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es so selten ist. Geld macht auch
nicht glücklich, wobei kein Geld zu haben, ebenfalls nicht glücklich macht.
Stutzig hingegen macht einen ja schon, dass diejenigen, die sagen, Geld mache
nicht glücklich, meist haufenweise davon besitzen. Um zu wissen, dass Geld
nicht glücklich macht, muss man schließlich erst mal welches haben. Und es ist
ja auch keine sympathische Haltung, wenn einer sagt: »Ich habe jetzt meine
erste Milliarde zusammen und muss feststellen - glücklich bin ich nicht.« Man
weiß ja auch nicht, wie viel Geld nötig ist, um glücklich zu werden. Vielleicht
fängt es erst bei 2 oder 3 Milliarden an.
Wenn Sie also 1 Milliarde oder 2 oder 3 übrig haben, können
Sie mir die gern schicken, wir können das dann in aller Ruhe ausprobieren.
Sagen Sie jetzt nicht, es sei zu spät, Weihnachten sei vorbei. Das macht
nichts. Ich kaufe meine Socken auch mitten im Jahr. Man freut sich nicht, wie
bei der Bescherung. Aber es geht. Meine Kontonummer erfragen Sie bitte beim
Verlag. Ich sage schon einmal Danke.
Gerechtigkeit 1 . Januar 2009
2009 wird das Jahr der Gerechtigkeit. Das ist dringend
nötig, denn bei uns ist vieles ungerecht. Das beginnt bereits bei der
Berufswahl. Der eine wird Pilot, und ein anderer darf das nicht.
Das ist doch ungerecht! Das ist doch keine Freiheit, wenn
man nicht Pilot werden darf, bloß weil man zum Beispiel blind ist. Oder
bekloppt. Oder beides. Wenn ein bekloppter Blinder Pilot werden will, da muss
man doch was machen! Man könnte die Flugerlaubnis ja auf Kleinmaschinen
beschränken. Man muss ja nicht gleich mitfliegen.
Es kann auch nicht sein, dass es in unserem Land 80 Millionen
Menschen gibt, aber nur einen Bundespräsidenten. Das ist doch keine Demokratie.
Die einen dürfen ins Ballett oder auf die Universität, und die anderen gehen
mit zwölf Jahren zum dritten Mal in die
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