Nuke City
später zogen sich die Leute hinkend zurück, wobei sie die meisten ihrer gefallenen Kameraden mitnahmen. Kyle sah Blut auf der Straße. Es wurden also nicht ausschließlich Gelgeschosse verwendet.
Er sah zu, wie sich die kleine Gruppe fluchend und stöhnend sammelte. Zwei machten sich auf, um andere zu finden, die zu einem weiteren Versuch bereit waren. Sie waren zuversichtlich, daß die Barrikade überwun den werden konnte. Aber was dann? fragte sich Kyle. Glaubten sie, daß nach der Demarkationslinie nichts mehr kam? Kein Armeelager, keine Truppentransporter, keine leichten Panzer? Nur die Freiheit?
Plötzlich ertönten Schreie hinter ihm, einen oder vielleicht zwei Blocks entfernt. Er fuhr herum und sah Insekten. Ein ganzer Schwarm von ihnen, Schaben und Ameisen, brach aus einem Abwasserkanal hervor und stürzte sich in die Menge, die zu den angeblich über die Barrikade geworfenen Lebensmitteln unterwegs war. Kyle mühte sich, näher heranzukommen, aber jetzt wogte ihm die Menge entgegen. Er wollte die Insektengeister deutlich sehen, aber die Masse der Menschen hinderte ihn daran.
Eine Frau mit einem kleinen Jungen, der sich verzweifelt an sie klammerte, wurde gewaltsam in den Abwasserkanal gezerrt. Fünf oder sechs Wespen tauchten auf. Zornig summend, tauchten sie in die Menge, um Leute mit den Vorderbeinen herauszuziehen und sich dann mit ihnen in einem Regen aus Blut in den Himmel zu erheben und über den Häusern im Süden zu verschwinden. Die Armee eröffnete das Feuer. Insekten wurden getroffen. Den Geistern war das egal. Leute wurden getroffen. Viele starben.
Zwei Elementare tauchten auf und wurden sofort von einem Schwarm Insektengeister angegriffen und ausgelöscht. Die Insekten kletterten mit ihren krallenbewehrten, vielgelenkigen Beinen über die Leute hinweg, griffen dann einfach zu, um einige herauszupicken, und huschten dann mit ihnen weg. Weitere Schüsse und Explosionen ertönten.
Kyle sah eine Lücke, bereitete einen Zauber vor und wurde zu Boden geschleudert. Die fliehende Menge stampfte über ihn hinweg. Verzweifelt wirkte er einen Zauber, und eine graugrüne Blase hüllte ihn ein und schob die Leute beiseite. Diejenigen in der Nähe, die noch so klar denken konnten, daß sie begriffen, was vorging, schrien auf und rannten weg. Manche gerieten in Panik und liefen den Insektengeistern direkt in die Arme.
Kyle erhob sich und ließ die Wirkung des Zaubers erlöschen. Mittlerweile gab es weniger Insekten und auch weniger Leute. Eine Wespe, die in der Luft von einem Geschoßhagel erfaßt wurde, der einen Panzer in einen Schrotthaufen verwandelt hätte, wurde langsam zermürbt, bis sie nicht mehr verkraften konnte und in den Astralraum floh.
Die Menge wich von der Demarkationslinie zurück, als zwei Hubschrauber über ihren Köpfen erschienen und das ganze Gebiet in Licht tauchten und mit Sturm überzogen. Aber es gab nichts mehr für sie zu tun. Die marodierenden Geister waren verschwunden und mit ihnen vielleicht zwanzig Leute, wahrscheinlich sogar noch mehr. In den Seitenstraßen, zwischen und in den Häusern, begann das Jammern.
Kyle sah zu, während er sich gegen einen Baum lehnte, der vom Druck einer Planierraupe halb entwurzelt worden war. Wie war das nur möglich? Wie konnte das alles...
Vathoss.
Sergeant Keith Vathoss, Cybersoldat bei Knight Errant Security, stand ein halbes Dutzend Meter entfernt neben einem Mann, der ähnlich wie Vathoss einen wuchtigen langen Mantel trug. Beide hatten einen militärischen Haarschnitt, und beide machten einen angespannten Eindruck, während sie die Demarkationslinie mit dem Blick geschulter Profis musterten, die das Werk eines Handwerkers begutachteten. Anscheinend zufrieden standen sie im Schatten und unterhielten sich leise. Kyle glitt hinter den Baum und beobachtete sie. Er war ziemlich sicher, daß sie ihn nicht bemerkt hatten.
Nach einer Weile fortgesetzter Unterhaltung gingen sie an ihm vorbei und parallel zur Irving Park Road nach Westen. Kyle erwog, sie einfach anzurufen, tat es jedoch nicht. Irgend etwas an ihrer Art, wie ihre Blicke die Menge voraus nach Gefahren absuchten, hielt ihn davon ab. Ihm wurde klar, daß er den Männern nicht traute. Nur wenn sie mit Anne Ravenheart zusammen waren, würde er Kontakt aufnehmen.
Kyle folgte ihnen vorsichtig. Er hielt sich im Schatten und deaktivierte den Rest seiner Kraftfokusse. Er wollte sich in einen Zauber hüllen, würde jedoch sein gesamtes Maskierungspotential brauchen, um seine Aura
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