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Nuke City

Nuke City

Titel: Nuke City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dowd
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befahlen die Soldaten den Leuten, sich zurückziehen. Die Regierung wollte, daß sie nach Hause gingen, aber das konnten sie nicht - sie hatten kein Zuhause mehr. Ihre Heime gehörten den Insektengeistern.
    In einen gelben Regenmantel gehüllt, den er aus Beth' Kleiderschrank hatte, schritt Kyle auf der Suche nach Beth und Natalie die Linie ab, wobei er auch die Seitenstraßen nicht ausließ. Er zeigte jedem, der stehenblieb und ihn anhörte, Bilder von ihnen. Die meisten starrten ihn nur mit glasigen Augen an. Manche verfluchten ihn im Namen eigener Angehöriger, die sie verloren hatten. Ein paar lächelten mitfühlend und sahen sich die Bilder an. Aber keiner hatte das Kind oder die Mutter gesehen. Seeks-the-Moon tat das gleiche.
    Seit Sonnenuntergang regnete es, und überall kämpften Männer miteinander um das Vorrecht, die eigenen Kinder im Schutz eines Hauses schlafen zu lassen. Schließlich brüllte jemand, daß die Männer die Kinder doch einfach zusammen schlafen lassen sollten. Sie stimmten zu - einstweilen: Der Regen war nur leicht.
    Von einer Stelle etwa zwei Blocks weiter waren Schüsse zu hören. Schüsse aus kleinkalibrigen Waffen, also nicht aus Waffen der Armee. Kyle, der sich mitten unter den Flüchtlingen befand und seine Bilder herumzeigte, fragte sich kurz, was wohl der Grund für die Schüsse war.
    Ein Gerücht breitete sich wie der Blitz aus - die Regierung werfe in der Nähe des Sees Lebensmittel über die Demarkationslinie. Die Leute gerieten in Bewegung. Sie sammelten auf, was sie konnten, und liefen nach Osten zum Seeufer. Vielleicht gab es dort Lebensmittel, vielleicht war es auch nur ein Gerücht. Sie konnten es nicht darauf ankommen lassen.
    Kyle ließ den Strom der Leute an sich vorbeiziehen. Wenn Beth und Natalie dort waren, würde er sie jetzt niemals finden. Seine größte Hoffnung war, daß die Gruppe, der sie sich angeschlossen hatte, irgendwo in der Nähe ihre Zelte aufgeschlagen hatten, wenngleich es angesichts der Nähe ihrer Wohnung zur Demarkationslinie für Beth und Natalie sinnvoller gewesen wäre, zu Hause zu bleiben. Kyle und Seeks-the-Moon hatten trotz allem, was gestohlen worden war, noch Lebensmittel für eine Woche gefunden. Beth und Natalie hätten sich dort verstecken können, bis er gekommen wäre. Aber das hatten sie nicht getan. Statt dessen waren sie gegangen, um sich woanders nach einem sicheren Ort umzusehen.
    In diesem Augenblick kam hinter ihm Bewegung in eine kleine Gruppe von Männern und Frauen, die sich in dem Schutt versammelt hatten, der von einem Geschäft auf der Südseite der Straße gegenüber der Barrikade übriggeblieben war. Die Leute waren angespannt und aufgeregt und ließen die Soldaten nicht aus den Augen. Kyle sah sie sich ebenfalls an. Offenbar konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Soldaten auf den sich nach Osten wälzenden Strom von Leuten. Sie waren abgelenkt, und diesen Augenblick nutzte die kleine Gruppe von Männern und Frauen, um die Barrikade zu stürmen.
     
    Kyle hätte fast eine Warnung gerufen und mußte die Energie zurückhalten, die unwillkürlich in ihm aufstieg, aber die Erschütterungsgranaten explodierten bereits. Von einem der Türme schoß ein Wasserstrahl aus einem Wasserwerfer in die Gruppe, gerade als diese die Barrikade erreichte. Mehrere Mitglieder der Gruppe wurden förmlich weggeschwemmt oder humpelten nach den Granatenexplosionen zurück. Der Rest setzte über die Barrikade hinweg.
    Die Gruppe war nicht unvorbereitet. Zwei Rauchgranaten wurden gezündet und tauchten das Gebiet rasch in einen grünen Nebel. Außerdem wurde auch von dieser Seite der Barrikade aus geschossen. Offenbar waren Heckenschützen auf der Südseite der Demarkationslinie in Stellung gegangen. Der Beschuß war nicht sehr heftig, dafür aber sehr genau - eine Gruppe von Soldaten war durch die Schüsse gezwungen, in Deckung zu bleiben. Ein Teil der Barrikade bewegte sich, als die Leute daran zerrten und dabei den dichter werdenden Hagel von Betäubungsgeschossen ignorierten, die blind in den Rauch gefeuert wurden.
    Dann war plötzlich der Rotor da. Ein pechschwarzer Hughes Stallion mit gewaltigen Suchscheinwerfern und mächtigem Rotorwirbel. Der Rauch zerstob so schnell, wie er entstanden war, und plötzlich fielen die Leute von der Barrikade herunter, während sie sich Knie und Oberschenkel hielten. Irgendwo auf der anderen Seite saß ein Scharfschütze der Regierung und schaltete systematisch einen nach dem anderen aus. Augenblicke

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