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Nuke City

Nuke City

Titel: Nuke City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dowd
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Malleys zerfetzte Leiche lag, die von einer matten, mit dunklen Flecken übersäten Plane zugedeckt war.
    Von dort ging Kyle allein weiter, durch die Büros und hinaus in das Wartezimmer. Dort ließ er sich auf einen der Plastikstühle sinken, während aus dem Keller immer noch die Schüsse heraufdröhnten. Irgendein Teil von ihm wollte die Schüsse zählen, aber er ließ es nicht zu.
    Nur ein paar Eagle-Beamte waren anwesend, die von einem zum anderen sahen, als die Schüsse andauerten. Kyle stand auf und ging durch die aufgebrochene Eingangstür nach draußen in den Sonnenschein. Die strahlende Helligkeit des Spätnachmittags blendete ihn, aber einen Augenblick lang hielt er ihr stand.
    Überall auf der Straße parkten Polizei-, Sicherheitsund Krankenwagen. Ein Trupp uniformierter Eagle-Beamter, einen Block entfernt, hielt die Schaulustigen zurück. Eagle gab sich alle Mühe, daß kein Unbeteiligter mitbekam, was vorging. »Terroristen« lautete die Erklärung, die mehr oder weniger unter der Hand weitergegeben wurde. Das konnten die Leute akzeptieren.
     
    So etwas kam andauernd vor. Mit der Wahrheit verhielt es sich jedoch völlig anders.
    Kyle trat wieder in den Eingang zurück und zog sein Mobiltelekom aus der Tasche. Das Etui verhakte sich an dem Eagle-Körperpanzer, den er trug, aber nach kurzem, vorsichtigem Probieren bekam er es wieder frei. Er stöpselte sich nicht ein, weil er mit Sicherheit wie Drek aussah und nicht wollte, daß sie ihn so sah. Es kam ihm nicht einmal in den Sinn, daß sein Mobiltelekom überhaupt kein Bild übertrug. Über derartige Feinheiten war er längst hinaus.
    Er öffnete das schlanke schwarzgraue Etui und aktivierte die Adreßanzeige. Er fand die gesuchte Nummer und ließ sie wählen. Es klingelte dreimal, bevor sie sich meldete. Offenbar hatte sie gerade gelacht.
    »Büro von John Mikayama. Elizabeth Breman am Apparat.« Ihre Stimme klang munter und fast atemlos.
    »Hoi«, sagte Kyle.
    Sie stutzte. »Kyle?«
    »Ja, ich bin's.«
    »Geht es dir auch gut?« Manchmal kam es ihm so vor, als fragte sie ihn das immer.
    »Ja«, sagte er. »Ich bin nur etwas müde.«
    »Wo bist du? Da ist so ein Krach...«
    »Ich bin auf der Straße. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Klar...«
    Er hustete. »Hör mal, ich rufe an, um dir zu sagen, daß du auf dem Heimweg vielleicht bei deiner Schwester reinschaust, wenn du kannst.«
    Ihre Stimme bekam einen aufgeregten Unterton. »Ist sie zu Hause?«
    »Nein.« Er hörte sie scharf ausatmen. »Zumindest war sie das heute vormittag nicht. Du hast doch einen Schüssel, oder?«
    »Ja, ich habe einen. Wieso? Stimmt irgendwas nicht?«
     
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht. Sie ist nicht da, aber ihr Kater schon. Du solltest ihn vielleicht mitnehmen.«
    »Ach du lieber Gott.«
    »Ich weiß nicht, ob irgend etwas nicht stimmt. Sie ist einfach nicht da. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen.«
    »Bitte sag es mir.«
    »Beth, da gibt es nichts zu sagen.« Kyle blinzelte in die Sonne. »Ich weiß auch nicht mehr.«
    »Bitte sag es mir.«
    Er senkte den Kopf, so daß er nicht mehr in die Sonne sah. Er hätte nicht anrufen sollen. »Du bist heute abend zu Hause, oder?«
    »Ja, ich bin zu Hause.«
    »Gut. Ich versuche vorbeizukommen. Vielleicht kann ich Natalie bei den Hausaufgaben helfen oder
    so.«
    »Sie wird nicht da sein. Sie übernachtet mit ein paar anderen Mädchen aus dem Computerclub bei ihrer Freundin Pammy. Sie bereiten für die Schule ein Referat über das System von Pammys Vater vor. Er ist Medienprogrammierer. «
    »Dann vielleicht morgen.«
    »Komm ruhig heute vorbei. Sag mir Bescheid, ob du es zum Abendessen schaffst. Wenn ja, koche ich wieder.«
    Er lächelte. »Was für eine Behandlung.«
    »Nun ja«, sagte sie, »ich habe geübt.«
    »Ich ruf' dich an und sag' dir Bescheid.«
    »Bestimmt?«
    »Ja«, sagte er. »Bis dann.«
    »Bis dann.«
    Er unterbrach die Verbindung, schaltete das Telekom aus und verstaute es wieder in der Tasche.
    Wieder im Haus, durchstreifte Kyle langsam die Zimmer. Die Schüsse hatten aufgehört, aber von Woodhouse war noch nichts zu sehen. Ein paar Beamte gingen zögernd die Treppe herab. Dann kam Woodhouse herauf, und sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske. Er sah Kyle an und ging dann zur Hintertür. Kyle ließ ihn gehen.
    Die Beamten von der Spurensicherung durchsuchten jeden Winkel und untersuchten jeden Papierfetzen, den sie fanden. Kyle beobachtete sie und hörte ihnen zu. Die Papiere

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