Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
leben in der ständigen Furcht, sie könnten Miss Perfect verpassen.
Parallel-Dater auf der ganzen Linie, die stets mehrere Eisen im Feuer haben. Denn anbrennen lassen möchten diese „Herren“ natürlich nichts - derweil die alte Flamme noch warm gehalten wird, bis die neue Eroberung in trockenen Tüchern ist.
Solche Aktionen besiegeln freilich von Vorneherein das Ende jeder Beziehung. Somit fördert und forciert das Internet zweifellos die Paarbildung – genauso schnell trennen die Paare sich aber auch wieder.
Das Internet macht es ja auch so einfach. Sex und Schluss – denn der Sex wird stets mitgenommen. Gefühle dagegen werden zum lästigen Hindernis und sind unerwünscht. Eiskaltes Kalkül ist die Devise der Männer, Berechnung deren Welt.
Und die Waffen, mit denen die Männer kämpfen, sind alles andere als sauber. Denn die Typen sind um keine noch so fadenscheinige Ausrede verlegen, um sich ganz schnell wieder aus dem Staub zu machen: Ich bin noch nicht so weit für die Liebe, die Entfernung ist doch zu groß, ich lege mich niemals fest, ich brauche meine Freiheit, meine Großmutter ist gestorben, ich brauche erst eine größere Wohnung, ich bin im Moment beruflich so stark eingespannt, ich muss mich um meine kranke Mutter kümmern. Und, und, und.
Alles im Leben wird teurer - nur die Ausreden werden billiger.
Auch ich wusste darum und trotzdem hat es mich erwischt. Beim ersten Mal hieß er Albrecht und schnell hat er mich gefunden, in den satten Gewässern des Internets. Erst Mailverkehr, dann Geschlechtsverkehr. Nach wenigen Treffen sagt er dann: „Ich will nichts Verbindliches, ich lege mich niemals fest“, und schon war auch ich sehr weit weg, entfleucht, und nicht mehr zu erreichen.
Und beim nächsten Mann ging das Drama von vorne los. Mit Winfried. Ich sehnte mich nach Nähe. Und Winfried: vielleicht kommt Besuch am Wochenende. Und die weite Entfernung. Und es ist nicht gut, wenn man sich verliebt. Wieder einer, der seinen Gefühlen und sich selbst nicht traut. Der kneift, der davonläuft. Da habe ich die Reißleine gezogen.
Es ist absurd: Die Liebe ist zwangloser denn je, gleichzeitig aber so schwierig wie nie. Der Rapper Drake bringt es in seinem Song Marvins Room auf den Punkt: „Since Sex got easier to get, love got harder to find.“
Tausende Gelegenheiten - aber Gelegenheit macht keine Liebe , zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Dabei scheinen die Voraussetzungen für das Gelingen einer Beziehung so günstig wie nie. Gesellschaftliche Schranken und Zwänge scheinen weitgehend überwunden, auch räumliche Grenzen sind weggefallen.
Und seit der sexuellen Revolution der Achtundsechziger sind viele sexuelle Tabus weggebrochen, vieles ist erlaubt und fast alles akzeptiert.
Und es ist so simpel: Das Internet offeriert unendlich viele Möglichkeiten zum Daten und zum schnellen Sex, ein wahres Schlaraffenland an willigen Frauen. Die Auswahl scheint wahnsinnig groß. Alles und nichts.
Und auch bei der Auswahl des Partners scheinen alle Möglichkeiten offen. Nie schien es so leicht, einen geeigneten Partner zu finden, auch dank der Segnungen der elektronischen Revolution und des Online-Datings .
Ist es aber genau diese Freiheit, die dem Glück im Wege steht? Die Freiheit, ein Privileg der globalisierten und modernen Welt, aus einer unendlichen Fülle von Optionen zu wählen – ist dies der Grund, weshalb viele Männer sich nicht entscheiden und sich nicht festlegen können? Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Denn je mehr sie scheinbar haben können, desto weniger wissen viele Männer, was sie eigentlich wollen. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist leicht erklärt: Von der schieren Zunahme und dem Überangebot realer und imaginierter Partnerinnen sind viele Männer heillos überfordert.
Und genau deswegen klappt es nicht.
Denn eine wachsende Zahl von Möglichkeiten blockiert die Fähigkeit, sich an ein einzelnes Objekt oder eine einzelne Beziehung zu binden. Man schaut nicht mehr nur in eine Richtung, sondern nach allen Seiten.
So weiß man, dass Menschen mit eingeschränkten Wahlalternativen sich wesentlich leichter tun, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Bei einer geringeren Auswahl an verschiedenen Alternativen – zum Beispiel Schokoladen im Supermarkt – ist man eher bereit, eine Wahl zu treffen, und zudem ist man mit dieser Wahl zufriedener.
Der Grund besteht darin, dass die Problematik, unter einer Vielzahl einander ähnlicher Alternativen die
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