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Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Titel: Null Bock auf Mr Cock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Fetzner
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verloren gegangen. So schreibt ein Herr zum Beispiel: „Wer gegen den Strom schwimmt, findet die Quelle - deshalb suche ich eine Freischwimmerin.“ Keine weiteren Fragen bleiben an dieser Stelle. Kryptische Aussagen. Was will die Anzeige sagen? Man weiß es nicht.
     
    Mit Vergleichen und dichterischen Exzessen wird auch in folgender Annonce nicht gespart:
    „Harrend ein Mann am Bache steht, hoffend, ne nette Frau ihm zur Angel geht. Ein kleiner Fisch indessen beißt nur an, achtlos nach hinten wirft ihn unser Mann. Betrübt zum Gehen – und er dreht sich, Frau umarmt ihm: Ach Dich such ich.“
     
    Mit einem frustrierten und enttäuschten Mann hat Frau es bei nachstehender Anzeige zu tun:
    „Ein 25jähriger Betrug geht zu Ende. Münchner 69 J, Pensionär mit sehr gutem Einkommen und allem was dazu gehört mit Haus und Grundbesitz in München, sucht passende Partnerin zur Realisierung. Nur Damen mit paritätischem Background. Offene Karten.“
     
    An dieser Stelle schließe ich das „Brezelblatt“ und überlasse es seinem weiteren Schicksal, indem ich es zerknülle und in den Altpapiercontainer werfe.
     
    Fazit
    Konnte man früher in den großen, überregionalen Tageszeitungen sicherlich seriöse Heiratsanzeigen finden und bestand damals zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dort einen kultivierten Partner kennenzulernen, scheint man heutzutage an dieser Stelle eher auf alle Arten von Spinner und Freaks zu treffen, auf asexuelle Neutra oder aber auf alte, lüsterne Männer, die von einer jungen, attraktiven Partnerin träumen.
    Alle diese älteren Herren bezeichnen sich durch die Bank weg als jünger aussehend - wohl vergessend oder nicht wahrhaben wollend, dass man immer so alt ist wie man ist und dass selbst eine gewisse Gepflegtheit das Geburtsjahr nicht zu verändern oder auszulöschen vermag.
    Wieder andere Kerle suchen Frauen zum Ausleben von ausgefallenen Spielarten der Sexualität, vor allem für SM-Spiele und andere ungewöhnliche Sexualpraktiken. Was solche sexuellen Vorlieben in der Annonce einer überregionalen Tageszeitung zu suchen haben, ist dagegen unklar.
    Weiter suchen etliche Männer, z. B. ein Hobbygärtner und ein Tai-Chi-Mensch, eine Frau mit viel Kohle, die ihnen einen sicheren Lebensstandard zu bieten vermag. Und gleichzeitig wünschen sie sich die Möglichkeit und einen geeigneten Rahmen, sich in aller Ruhe ihren Hobbys und Steckenpferden zu widmen.
    Die Krönung dieser Missgestalten ist und bleibt aber das Münchner Kindl, das eine Frau zum Zwecke des Bürgens sucht - tiefer kann die Moral gar nicht sinken als in einer solchen Annonce.
     
    Sehr schlimm sind auch Anzeigen, bei denen die Herren sich als Dichter versuchen wollen - tatsächlich geben sich diese Männer lediglich der Lächerlichkeit preis.
    Natürlich habe ich nur die eigenwilligsten, auffälligsten und auf vielerlei Art komischsten Anzeigen in dieses Büchlein aufgenommen.
    Eine Anzeige, die mir spontan gefallen hat – und wo ich zu Feder und Papier gegriffen hätte, um neugierig und gespannt zu antworten - ist mir dagegen leider nicht untergekommen. Schade! Kontaktanzeigen in Zeitungen scheinen ihren Zauber längst verloren zu haben.
    Keine Anzeige, die wirklich Interesse weckt, die geheimnisvoll oder seriös klingt oder auch nur den Touch von Witzigkeit hat - anstelle dessen derbe Ansagen und peinliche Verse.
    So mag Frau sich im Anbetracht solcher Anzeigen - die allenfalls ein Quell der Heiterkeit sind - vielleicht kaputt lachen - einen akzeptablen Mann wird sie aber in solch’ Anzeigen vergeblich suchen.
    Kontaktanzeigen sind eine seltsame Lektüre – peinlich und stets ein bisschen ungemütlich. Seufzer, ausgestoßen mit dem Wunsch nach Gefühlen oder dem großen Geld.
    Viele tragische Fälle scheinen sich hinter den Anzeigen zu verbergen. Widergespiegelt im Formelhaftem und Marktschreierischen der Anzeigen. Zum Ausdruck kommt stets die ganze Uncoolness der Bedürftigkeit.
    Unter manchen Inserenten scheint indes auch eine große Bereitwilligkeit vorhanden zu sein, die eigenen Marotten ins Zentrum des Selbstverständnisses zu rücken. Die Absurdität mancher Anzeigen lässt vielerlei Rückschlüsse auf die Neurosen ihrer Verfasser, vor allem aber auf die Schrulligkeit der verzweifelt nach Liebe Suchenden im Allgemeinen zu. Und auf die irritierende, leicht sarkastische Sachlichkeit, mit der viele auf der Suche nach der Liebe zu Werke gehen.
    Ob alle Anzeigen ernst gemeint sind, darüber kann nur spekuliert

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