Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Chance der Frauen auf einen bindungsfähigen und -willigen Mann, der auch eine Familie gründen möchte, immer weiter verringert.
    Denn die biologische Uhr tickt, Tag für Tag, erbarmungslos und unerbittlich. Und immer lauter tickt sie, tick, tack. Und anders als bei einer mechanischen Uhr kann das eigene Uhrwerk nicht nach Belieben vor- oder zurückgestellt werden.
    Die Mittfünfziger aber gehören einer Gruppe rücksichtsloser Menschen an: der Spaßgesellschaft, einer egoistischen Gruppierung, die den eigenen Spaß an erste Stelle setzt - ohne Rücksicht auf Verluste. Ihr Lebensmotto lautet: „An erster Stelle stehe ich und meine Bedürfnisse, ich bin das Maß aller Dinge - ich will alles er- und ausleben, jetzt und sofort.“ Die Gefühle anderer Menschen interessieren nicht. Empathie und Einfühlungsvermögen - eine aussterbende Tugend und auf diesem Parkett nicht zu finden.
    So erklärt mir ein Mittfünfziger tatsächlich voller Stolz, dass Frauen seines Alters für ihn praktisch tot seien, nicht mehr existent, und mit einem Bein schon im Grab stehend. Eine Kontaktanfrage einer gleichaltrigen Frau empfinde er gar als Beleidigung und Affront.
    Was ihn aber dafür prädestiniert, sich mit einer jüngeren Frau kopulieren zu dürfen, bzw. welche Vorzüge er aufweisen kann, ist dagegen nicht ersichtlich.
    Denn entgegen der Ansicht dieser „edlen Herren“ sind es doch meist die Frauen, die im fortgeschrittenen Lebensalter viel fitter, gesünder und auch im Gesellschaftsleben aktiver sind als die gleichaltrigen Männer.
    Aber dies scheinen die „edlen Herren“ vollkommen zu verkennen, denn sie taxieren und berechnen die Frauen geradewegs wie eine Ware oder ein Stück Vieh - ohne jegliche Hemmungen fordern sie eine junge Frau, die möglichst viele Vorzüge aufzuweisen hat und ihnen dadurch den gewünschten Status verleiht.
    Fun und Erotik - dies ist am besten mit einer jüngeren Frau zu verwirklichen - aber bitte bloß keine Zwänge. Keine Heirat, keine Kinder, keine finanziellen Verpflichtungen. Anstelle dessen nur Spaß im Bett, eine umkomplizierte Affäre ohne Folgen – so verlangen es die Männer, die in Wirklichkeit die Frauen nur sexuell ausbeuten.
    Bequem und ungezwungen soll die Liaison sein - Sex ohne Reue und ohne lästige Probleme, nur mit Vorteilen und Annehmlichkeiten verbunden. Jünger sein sollte die Partnerin durchweg, zehn Jahre gehen vielleicht gerade noch, besser sind 20 Jahre, es gehen aber auch 30, da ist der edle Herr nicht so.
     
    Warum ist das so, und womit lässt sich dieser Anspruch rechtfertigen, fragen Sie vielleicht. Durch rein gar nichts, antworte ich Ihnen.
    In früheren Zeiten konnte man die Tatsache, dass ein Mann eine jüngere Frau zum Weibe auserkor, noch teilweise erklären und nachvollziehen.
    Ein Mann musste beruflich erst einmal etwas geleistet haben und Fuß gefasst haben, etwas auf- und vorweisen können, und eine bestimmte berufliche Position erreicht haben, bevor er überhaupt den Stand der Ehe eingehen konnte. Beim Antrittsbesuch beim gestrengen Schwiegervater in spe wurde er einem Gespräch unter vier Augen unterzogen und dann auf Herz und Nieren geprüft - und er musste detailgenau seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse auf den Tisch legen. Der alte Herr legte seine Stirn in Falten, denn er wollte seine Tochter ja nicht an irgendeinen Hochstapler oder Taugenichts verschachern.
    Die zukünftige Ehefrau dagegen musste oder durfte - das kann man je nach Standpunkt sehen, wie man will - keine lange Schul-, Ausbildungs- oder Universitätszeit durchlaufen. Sie konnte also, frisch und jung wie sie war, vom Fleck weg geheiratet werden.
    Und die Ehe bedeutete ja fast immer einen Pakt zur Bildung einer Familie, die Frau musste also noch im gebärfähigen Alter sein. Der Mann hingegen war sich seiner Rolle als Familienoberhaupt und -ernährer bewusst und war bereit, Verantwortung für seine künftige Familie zu übernehmen.
     
    Dies alles spielt heutzutage aber keine Rolle mehr. Tempi passati . Trotzdem fordern sehr viele ältere Herren eine jüngere Frau ein, gleichsam als eine ihnen nach einem ungeschriebenen Gesetz zustehende Selbstverständlichkeit - ohne aber, dass sie selbst dafür auch nur irgendetwas in die Waagschale werfen wollten oder könnten.
    Eine gleichaltrige Frau dagegen empfinden sie geradewegs als Zumutung und als Beleidigung ihres männlichen Egos.
    Einige dieser älteren Herren bei „Edelagentur“ beschreiben gleichaltrige Frauen – ungelogen –