Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Fuß auf den anderen. »Spuck’s schon aus Garry, was hast du noch auf dem Herzen?«
Er sah mich eindringlich an, dann trat er einen Schritt auf mich zu und zog mich unvermittelt an sich. Seine großen Augen leuchteten, als er langsam seinen Kopf senkte, den Mund leicht öffnete und versuchte, mich zu küssen.
Erschrocken stieß ich ihn von mir. Garry taumelte einige Schritte nach hinten, verblüfft von meiner heftigen Reaktion, machte dann aber erneut einen Schritt in meine Richtung.
Ohne nachzudenken, drehte ich mich um und rannte davon, folgte dem Verlauf der breiten Straße. Was war bloß mit meinem Freund los? Ich hörte Garry hinter mir, hörte das Echo seiner Schritte immer lauter werden. Er kam unaufhaltsam näher und ich wusste, dass ich ihm so nicht entkommen konnte. Meine Kräfte ließen schon nach, gegen Garrys ausdauernde Kondition hatte ich noch nie eine Chance gehabt, immer hatte er mich am Ende eingefangen. Das war schon seit unserer Kindheit so.
Ich dachte kurz daran, mich freiwillig zu ergeben, doch als ich mich umdrehte, darauf gefasst, sein vertrautes, vor Lachen verzogenes Gesicht zu erblicken, sah ich nicht meinen Freund hinter mir, sondern Mr. Pongs grimmige Miene. »Hey Party Girl! So trifft man sich wieder! Ich habe dir schon bei unserem ersten Treffen gesagt, ich bekomme früher oder später immer, was ich will.« Er streckte gierig seine Hand nach mir aus, strich mit kalten Fingern über meinen Oberarm.
Schweiß überzog meine Haut. In panischer Angst drehte ich mich wieder um und rannte weiter. Mr. Pong nahm sofort die Verfolgung auf. Doch bevor er zu mir aufschließen konnte, bog ich in eine dunkle Seitenstraße ab in der Hoffnung, hier meinen unheimlichen Verfolger abschütteln zu können. Unser Abstand schien sich zu vergrößern, dann hörte ich überhaupt keine Geräusche mehr. Hatte er die Verfolgung etwa aufgegeben?
Eine Bewegung am anderen Ende der schmalen Gasse ließ mich abrupt stehenbleiben. Dort wartete der Anzugträger auf mich, Mr. Pongs bereitwilliger Helfer.
Angsterfüllt sah ich mich nach allen Seiten um, nirgendwo waren andere Menschen zu sehen, die ich um Hilfe bitten konnte. Ein Auto kam aus heiterem Himmel in rasendem Tempo die verlassene Straße entlang, fuhr mir direkt entgegen. Die Scheinwerfer blendeten mich, ich konnte den Fahrer erst im letzten Moment erkennen.
Gott sei dank! Es war Mr. Burton. Er hatte das Fenster heruntergekurbelt und hielt etwas in der ausgestreckten Hand. Im Vorbeifahren warf er mir einen Gegenstand zu, dann war er genauso plötzlich wieder verschwunden.
Stille herrschte um mich herum, nur das Rascheln der Blätter in den großen Bäumen war zu hören und es war so dunkel, dass ich nichts erkennen konnte. Wo waren Mr. Pong und der Anzugträger? Lauerten Sie mir hier irgendwo auf? Oder hatten Sie etwa so schnell und unerwartet die Verfolgung aufgegeben?
Im Dunkeln war es nicht leicht, den Gegenstand, den mir Mr. Burton zugeworfen hatte, wiederzufinden. Doch dann stieß mein Fuß gegen etwas, ein metallisches Scheppern ertönte. Ich bückte mich und tastete mit der Hand über den feuchten Asphalt. Dann hielt ich inne. War da nicht eben ein Knistern? Gleich hinter dem nächsten Baum?
Als ich nichts weiter vernahm, ließ ich meine Hand noch einmal über den Boden gleiten. Dann endlich fand ich, wonach ich gesucht hatte. Meine Waffe. Erleichtert fühlte ich das kühle Metall in meinen Händen und richtete mich langsam auf, versuchte, mich zu orientieren. War da vorn nicht schon der Eingang zum Theater?
Grenzenlose Erleichterung machte sich in mir breit, als ich die schwere Klinke herunterdrückte. Ich war in Sicherheit! Hier inmitten meiner Freunde und Kollegen konnte mir Mr. Pong nichts anhaben.
Katie erwartete mich schon, winkte mir ungeduldig zu. »Nun komm endlich, Juliet! Wo hast du denn so lange gesteckt? Alle warten schon auf dich.« Sie zog mich mit sich, ich folgte ihr willenlos. »Schnell, zieh dich um, wir sind gleich dran.« Katie wies in eine dunkle Ecke und wartete. Mit zitternden Händen wechselte ich meine Kleidung, schon während des Umziehens schminkte mich die Maskenbildnerin. »Juliet, du bist ja heute so verschwitzt. Was ist denn los?«
Aber ich kam nicht mehr dazu, ihr zu antworten, denn in diesem Moment hob sich der Vorhang und die Vorstellung begann. Katie und ich standen allein auf der dunklen Bühne, zwei einzelne Lichtpunkte, umgeben von absoluter Finsternis. Wir tanzten unsere Rollen synchron, führten
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