Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
die Augen. Wie um Himmels Willen sollte ich das umsetzen? Wenn ich meine momentanen Gefühle in dieses Lied einfliessen ließ, würde daraus eine grauenhafte Mischung aus herzzerreißender Arie und aggressivem Hardrock.
Mr. Cox griff meine Zweifel auf: »Denken Sie an eine Situation, die Sie zutiefst berührt hat, irgendetwas, egal ob gut oder schlecht.«
Ich überlegte. Wenn ich an Daniels Überfall in Berlin dachte, bekam ich noch immer eine Gänsehaut. »OK, mache ich. Und nun?«
»Nun singen Sie das Lied noch einmal. Stellen Sie sich vor, das Lied ist die letzte Gelegenheit, um Ihrem Gegenüber Ihre wahren Gefühle klarzumachen. Nicht durch Worte, sondern nur durch den Klang Ihrer Stimme. Legen Sie alle Emotionen in dieses Lied, lassen Sie Ihre Stimme genauso klingen, wie Sie sich jetzt gerade fühlen.«
Ich schloss die Augen und besann mich. Wenn ich mich ganz stark konzentrierte, konnte ich Daniel jetzt über mir stehen sehen. Ich spürte wieder, wie sich der Gürtel in meine Haut einschnitt, ich fühlte, wie seine Hände sich um meinen Hals legten und fest zudrückten, merkte, wie eine einzelne Träne über meine Wange rollte. Leise begann ich, die erste Strophe zu singen.
Unsere Story begann wie ein Märchen,
Du warst mein Lover, mein Sonnenschein.
Ich liebte dich mit heißem Herzen,
Ich wollte immer nur für dich da sein.
Ich fand mich wieder inmitten des Bösen,
Umgeben von Schatten und Gewalt.
Selbst Engel haben ihre dunklen Seiten,
Und ich fühlte mich einsam und kalt.
Du nimmst mir die Luft zum Atmen,
Bezahlst deine Sünden mit schmutzigem Geld.
Und trotzdem bist du für immer in meinem Herzen,
Als mein ewiger Lover und Held.
Refrain
Ich verbrenne fast an meinen Schmerzen,
Bleib ruhig stehen und schau mir dabei zu.
Du kannst alles machen mit meinem Herzen,
Denn am Ende gewinnst sowieso immer du.
Du hast mich geschlagen und getreten,
Und du hast geweint in meinem Arm.
In unseren Krieg wirst du immer siegen,
Weil ich dir niemals so wehtun kann.
Nach dem Streit versagt mir die Stimme,
Trotzdem liege ich hier bei dir.
In deinem Arm vergesse ich die Schmerzen,
Doch sie hinterlassen Narben in mir.
Mein einziger Held, ich muss dich verlassen,
Und ohne dich gibt es kein wir.
Ich werde dich niemals vergessen,
Denn du bist ein Teil von mir.
Refrain
Ich verbrenne fast an meinen Schmerzen,
Bleib ruhig stehen und schau mir dabei zu.
Du kannst alles machen mit meinem Herzen,
Denn am Ende gewinnst sowieso immer du.
Eine einzelne Träne lief mir über die Wange als ich endete. Meine Stimme klang vielleicht nicht so perfekt wie Katies, doch ich war mir nun sicher, dass ich eine eindrucksvolle Vorstellung abliefern konnte, wenn ich es nur schaffte, mich am Dienstag genauso zu konzentrieren.
Auch Mr. Cox schien beeindruckt. »Ich sehe, Sie haben es endlich geschafft, Ihre innere Stimme freizulegen. Das reicht für heute, Sie sehen erschöpft aus. Kommen Sie morgen Nachmittag noch einmal vorbei, dann zeige ich Ihnen ein paar Tricks, damit Sie auch den gesamten Abend durchhalten und nicht zwischendurch heiser werden.« Er nickte mir freundlich zu, damit war ich entlassen. Ich fühlte mich erleichtert, als ich sein Haus verließ.
Vor dem Gebäude wartete Konstantin in einem feuerrot glänzenden Ferrari auf mich. Staunend umrundete ich den nagelneuen Sportwagen. Auch wenn ich wenig von Autos verstand, dies war eindeutig ein Schmuckstück!
Der Motor dröhnte laut und voll, als Konstantin beschleunigte. Links und rechts starrten uns Leute entgegen, aber Konstantin schien die sehnsüchtigen Blicke gar nicht zu bemerken. »Na, wie war der Unterricht? Du siehst zufrieden aus, also hat es etwas gebracht?«
»Wohin fahren wir jetzt?«, fragte ich neugierig, als Konstantin mit hoher Geschwindigkeit die I-90 in Richtung Norden entlangbrauste.
»Die Detektei befindet sich auf halben Weg zwischen Boston und Gloucester. Dort sind die Immobilienpreise niedriger und die Verkehrsanbindung für unsere Kunden ist optimal.«
Ich lehnte mich zurück und genoss die Fahrt.
»Hast du eigentlich schon die Ermittlungsergebnisse der Polizei erhalten?«, fragte mich Konstantin nach einer Weile.
Ich richtete mich überrascht auf und blickte ihn an. »Nein, mir würde Kommissar Santoro wohl kaum solche Informationen anvertrauen. Ich dachte, du wüsstest vielleicht schon mehr?«
»Alles, was ich höre, sind Gerüchte. Es scheint, als ob die Polizei noch dabei ist, Beweise zu sammeln.«
»Und darum
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