Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Gespräch, das mir den Appetit verdirbt. Wie genau hast du dir das denn vorgestellt?«
Ich nahm das große Glas mit frisch gepresstem Orangensaft und trank mit kleinen Schlucken daraus.
» Es tut mir leid, dich so zu überfallen, aber wenn du nicht mitmachen willst, ist das auch okay. Dann finde ich eben jemand anderen.«
Doch diese Aussicht fand ich noch beunruhigender. »Nein, so meinte ich das nicht. Ich bin bloß überrascht über deinem Vorschlag, das ist alles. Also erklär mir noch mal genau, was ich machen soll.«
»Wenn du einverstanden bist, könnten wir die Kameras noch heute aus der Detektei holen. Ich zeige dir, wie man sie installiert, das sind nur ein paar Handgriffe. Und du müsstest sie dann bei Stone in der Wohnung platzieren. Wir brauchen Aufnahmen aus dem Wohnbereich und dem Schlafzimmer. Da das Wohnzimmer ziemlich weitläufig ist, musst du dort die Kameras an drei verschiedenen Stellen verstecken, im Schlafzimmer platzierst du nur eine einzige. Und sobald ein Bild übertragen wird, bekommst du deine Prämie.«
Unruhig sah ich mich im Restaurant um. Hatte Daniel wieder einen seiner Sicherheitsleute auf mich angesetzt? Aber niemand schien sich um uns zu kümmern. Obwohl sich alles in mir gegen Konstantins Vorschlag sträubte, beschloss ich, sein Spiel mitzuspielen. Später konnte ich mich immer noch entscheiden, ob ich seine Kameras wirklich aktivierte. Ich dachte an meine Liste von gestern Abend, vielleicht hatte er ja wirklich recht.
»Ich weiß nicht, ob ich das wirklich schaffe«, bemerkte ich zögernd, »und es könnte auch eine Weile dauern, bis ich Gelegenheit dazu habe, Stone in seiner Wohnung zu besuchen, es soll ja schließlich auch nicht auffallen, richtig?«
Konstantin musterte mich durchdringend. »Wir brauchen die Aufnahmen am übernächsten Wochenende. Nach meinen Informationen wird Stone sich dann mit einer Person treffen, die womöglich eine Schlüsselrolle in dem Mord an meinem Onkel spielt. Bis dahin muss alles vorbereitet sein.«
Ich lehnte mich mit der Kaffeetasse in beiden Händen in meinem Stuhl zurück und starrte vor mich hin. Was nun?
»OK, ich kann es versuchen. Zwei Wochen sollten reichen. Aber ich brauche vierhundert Dollar Vorschuss, ich muss heute nachmittag den Gesangslehrer bezahlen.« Oh Gott, wo hatte ich mich nun schon wieder reingeritten?
Konstantin sah mich zufrieden an. »Abgemacht. Wann ist dein Unterricht zu Ende? Ich kann dich danach abholen und wir fahren gemeinsam in meinem neuen Schlitten zur Detektei?«
»Du hast ein neues Auto? Hast du nicht gesagt, das würdest du erst nach dem erfolgreichen Abschluss deines Falls kaufen?«
»Naja, ich konnte mich einfach nicht so lange gedulden. Also, wann soll ich dich abholen?«
Der erste private Gesangsunterricht meines Lebens verlief ganz anders als erwartet. Als ich den schweren eisernen Türgriff zum Studio von Rob Robsons Bekanntem herunterdrückte, zitterte meine Hand vor lauter Aufregung. Wenn dieser Lehrer nicht in der Lage war, mir binnen zwei Tagen wenigstens die Grundlagen der Tonbildung beizubringen und mir bei der Ausführung des Titelsongs zu helfen, würde meine Darbietung am Dienstag ein mittleres Desaster werden. Allein mit dem Tanzen war es nicht getan, die Musik war zwar zumeist instrumental, aber der Titelsong stellte natürlich einen unverzichtbaren Teil des Musicals dar, seine unverkennbare Melodie prägte den Charakter des ganzen Stücks. Und bis jetzt klang meine Stimme schaurig.
Mr. Cox war ein gebeugter, älterer Herr, dessen stets lächelndes Gesicht leicht darüber hinwegtäuschte, dass er ein absolutes Gehör besaß und vermutlich schon viele hundert Hobbymusiker und –sänger wie mich unterrichtet hatte. Er war geduldig mit mir, auch wenn er nach einer halben Stunde anfing, über Kopfschmerzen zu klagen.
Immer wieder ließ er mich dieselben Tonfolgen wiederholen. »Sie müssen auf Ihre innere Stimme hören. Mit einfachem Kopieren ist es nicht getan, Sie müssen Ihre Seele in den Song geben, sonst klingt es wie nachgesungen. Dieses Lied bringt eine tragische Liebe zum Ausdruck, vollkommen aussichtslos und doch die einzige Hoffnung für die Sängerin. Sie klammert sich an diesen Mann, obwohl sie weiß, dass das auch ihr Untergang ist. Das müssen Sie dem Zuschauer zeigen. Es ist egal, ob Ihre Stimmlage hoch oder tief ist, ob Sie schnell oder langsam singen, den Text vergessen oder die Strophen durcheinanderbringen. Das Gefühl ist wichtig, sonst nichts.«
Ich schloss
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