Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
schmerzte von der ungewohnten Tätigkeit. Ich las mir die Punkte noch einmal durch, die ich bisher aufgelistet hatte. Zu jedem einzelnen gab es tausend neue Fragen.
Wie sollte ich das jemals verstehen, alles kam mir vor wie ein altes Spiel, dass wir zu Hause manchmal gespielt hatten – Finde den Schwindelmeier . Dabei geben verschiedene Personen Aussagen zu einem Sachverhalt, eine Person lügt. Durch geschickte Kombination aller Antworten ist es möglich, den Betrüger zu überführen. Corinne war eine echte Meisterin in diesem Spiel, die nie aufgab, bis sie das Rätsel gelöst hatte. Ich dagegen war eine totale Niete und übersah selbst die einfachsten Zusammenhänge. Vielleicht sollte ich diesen Zettel ja an Corinne schicken.
Eine Weile saß ich unschlüssig vor dem vollgeschriebenen Blatt Papier und entschied mich dann, das Ganze auf einen anderen Zeitpunkt zu vertagen. Jetzt hatte ich wirklich Wichtigeres zu erledigen, allem Voran meine Aufführung am kommenden Dienstag.
Wollte ich überhaupt wissen, was hier gespielt wurde? Brachte ich mich nicht unnötig in Gefahr, wenn ich meine Fragen weiterverfolgte? Und was um alles in der Welt ließ mich glauben, dass Daniel mit all dem nichts zu tun hatte?
Endlich fühlte ich mich müde und erschöpft genug, um schlafen zu gehen.
Samstag, 09. Juni 2012
Ich erwachte vom unablässigen Klingeln meines Telefons. Verschlafen griff ich nach dem Handy. Wer rief mich schon so früh am Morgen an? Heute war mein freier Tag, ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, auszuschlafen. Als ich Konstantins Namen aufleuchten sah, kniff ich verwundert die Augen zusammen. Ich hatte ihn in den letzten Tagen bewusst gemieden, mein Ärger über seine unvollständigen Hinweise zu der Stimmanalyse war noch nicht gänzlich verpufft. Was wollte er von mir?
»Juliet, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?«, ertönte seine Stimme. Er klang putzmunter.
»Doch, leider ja. Was gibt es denn so Dringendes?« Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er so früh am Morgen von mir wollte.
Er räusperte sich mehrmals, bevor er weitersprach. »Was ich mit dir besprechen will, geht am Telefon nicht. Ich bin gerade in einem kleinen Café gleich um die Ecke von dir, kannst du in einer halben Stunde hier sein? Ich spendiere dir auch ein Frühstück.«
»Gib mir wenigstens einen Hinweis, worum es geht. Ich liege noch im Bett und brauche einen guten Grund, um jetzt schon aufzustehen.«
Unvermittelt waren meine Gedanken wieder bei Daniel, ich dachte daran, was er mir auf diese Frage antworten würde. Er hätte tausend gute Gründe für mich gefunden, um nicht aufzustehen.
»Es geht um Stone. Alles weitere gleich beim Frühstück.«
Ich schreckte auf. Es ging um Daniel? Ob Konstantin neue Erkenntnisse aus den Ermittlungen gegen ihn hatte? Oder wollte er mich schon wieder hinters Licht führen?
»OK, ich bin gleich da. Warte auf mich, wenn ich nicht ganz pünktlich sein sollte.«
Dreißig Minuten später saß ich Konstantin gegenüber und starrte ihm ungläubig ins Gesicht. »Du willst, dass ich für dich spioniere?«
Er setzte lächelnd seine Kaffeetasse ab und nickte. »Stone mag dich, ich habe gesehen, wie er dich im Theater angestarrt hat. Der ist ganz verrückt nach dir, da ist es ein leichtes Spiel für dich, in seine Wohnung zu gelangen und die Kameras zu verstecken.«
»Also, ich weiß nicht. Das ist doch illegal und außerdem würde Stone mich umbringen, wenn er je davon erfährt.«
Mir war der Appetit vergangen, trotz des aromatischen Dufts von frisch gebackenem Brot, der durch das kleine Café zog. Genau hier hatte ich vor fast einem Monat mit Daniel gesessen, nach unserer ersten gemeinsamen Nacht! Unbewusst hatte Konstantin sogar denselben Tisch ausgewählt.
»Stone erfährt erst davon, wenn alles vorbei ist und er selbst endlich hinter Gittern sitzt. Da gehört er schon lange hin. Und für dich ist ein schöner Batzen Geld drin. Ich habe doch gestern beim Training dein Gesicht gesehen, als du gehört hast, wieviel Kohle der Gesangslehrer dir abnimmt. Du bist doch zur Zeit knapp bei Kasse, oder nicht?«
Ich erschrak über Konstantins außergewöhnlich scharfe Beobachtungsgabe. Wenn er mich so leicht durchschaute, was wusste er dann erst über mein Verhältnis zu Daniel?
»Du isst ja gar nichts. Ich hatte keine Ahnung was du magst, also bestell dir ruhig etwas anderes, wenn das hier nicht das Richtige ist. «
Hastig schüttelte ich den Kopf. »Nein, es ist nur unser
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