Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
einfach, es handelt sich um zwei betagte Damen, die noch nie mit der Polizei zu tun hatten. Wir sind ratlos, was sie dazu bewogen hat, unter Eid falsch auszusagen.«
»Und was wollen Sie, beziehungsweise was will Daniel jetzt von mir?« Ich hatte die Kaffeemaschine inzwischen fertig befüllt und drückte auf die Start-Taste. Ein ohrenbetäubender Lärm ertönte, dann herrschte abrupte Stille. Erstaunt betrachtete ich die Maschine, statt Kaffee lief eine wässrige Flüssigkeit aus dem Ausgaberohr.
»Die ist wohl hin«, kommentierte Smith trocken.
»Das sehe ich selber. Kommen Sie endlich zur Sache. Warum sind Sie hier?« Die Aussicht auf einen Monat ohne vernünftigen Kaffee verschlechterte meine Laune weiter. Mein Konto ließ solche Luxusausgaben in absehbarer Zukunft wohl nicht zu.
»Mr. Stone hat mich gebeten, Sie in Ruhe zu lassen. Aber ich möchte Sie trotzdem darum bitten, mit mir aufs Präsidium zu fahren und Ihre Zeugenaussage zu Protokoll zu geben. Zusammen mit den Videoaufnahmen sollte das ausreichen, um eine sofortige Freilassung Mr. Stones zu bewirken.« Smith sprach mit ruhiger Stimme, sah mir dabei geradewegs ins Gesicht. Er hatte nichts zu verbergen.
»Ehrlich gesagt fühle ich mich bei dem Gedanken, dass Mr. Stone hinter Gittern sitzt und mir nicht hier im Haus auflauern kann, viel wohler. Warum sollte ich daran etwas ändern wollen?« Ich blickte ihn herausfordernd an.
»Miss Walles, ich kann Ihre Gefühle gut verstehen...«, begann Smith wieder, doch ich unterbrach ihn sofort.
»Ach ja? Sie können mich verstehen? Sind Sie schon einmal von Mr. Stone mit einem Gürtel verprügelt worden? Hat er Sie schon einmal gewürgt?« Tränen traten mir in die Augen und rannen dann über mein Gesicht. »Sagen Sie es mir, hatten Sie schon einmal Todesangst?«
Lautlos trat der große Mann auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich erzitterte unter meinen Tränen und er hielt mich vollkommen still, wartete geduldig darauf, dass ich mich wieder beruhigte. »Miss Walles, ich habe Sie in Mr. Stones Zimmer gesehen. Er hat mich gerufen, als ihm klar wurde, was er getan hatte. Sie müssen mir glauben, Mr. Stone ist ein guter Mann. Aber er ist krank, sehr krank sogar. Manchmal verliert er einfach die Beherrschung. Ich bemühe mich, auf ihn aufzupassen, aber in Ihrem Fall habe ich die Situation völlig falsch eingeschätzt.«
Ich schluchzte immer noch in seinem Arm. »Daniel ist krank? Was ist denn mit ihm?«
»Mr. Stone lebt nicht ohne Grund so zurückgezogen. Er muss etwas Schlimmes in seiner Vergangenheit erlebt haben, ein tiefes Trauma, eine schlimme Enttäuschung oder so etwas. Genau weiß ich das auch nicht, er spricht mit niemandem darüber. Aber er hat jedenfalls große Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Nur bei Ihnen war er ganz anders, ich hatte schon Hoffnung, dass er sich ändert.«
»Hat er solche Anfälle öfter?«, fragte ich, einer inneren Eingebung folgend. Immerhin gab es da noch den Vermisstenfall und Daniel war der einzige Verdächtige. War es nicht möglich, dass er schon einmal im Affekt auf eine Frau losgegangen war?
Doch Smith beruhigte mich. »Nein, so wie in Berlin habe ich ihn noch nie erlebt. Hendricks‘ dumme Bemerkungen haben ihm schwer zu schaffen gemacht, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er das wirklich glaubt. Es tut mir leid Miss Walles, zum Teil war es auch meine Schuld, was mit Ihnen passiert ist.«
Ich trat einen Schritt zurück, verlegen löste ich mich aus Smiths Armen. »Wo ist Hendricks jetzt eigentlich? Ist er zusammen mit Daniel und den anderen zurückgeflogen?« Die Erinnerung an meine Begegnung mit dem CFO der Stone Corporation auf einer Toilette konnte mich nicht erschüttern. So widerlich sein Angriff auch war, so jämmerlich hatte er mich am Ende vor mit schmerzverzerrtem Gesicht angestarrt. Mein Tritt in seine Weichteile war ihm hoffentlich in Zukunft eine Lehre.
»Mr. Stone hat ihn sofort gefeuert. Die schon fertig verhandelten Verträge wurden auf Eis gelegt und im Moment sucht man fieberhaft nach einem Nachfolger für Hendricks.«
Bedrückt dachte ich daran, dass meine unbedachten Handlungen eine ganze Kette von Ereignissen ausgelöst hatten, die am Ende alle Daniels Firma beschädigten. Vielleicht war ich ihm ja doch etwas mehr Entgegenkommen schuldig? »Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Daniel helfen sollte!«, forderte ich.
Smiths Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Solange die Polizei Mr. Stone für den Täter
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