Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
hält, sucht sie nicht nach dem wahren Mörder. Und nach allem, was passiert ist, müssten auch Sie ein Interesse daran haben, dass man den so schnell wie möglich ausfindig macht.«
Ich dachte an die Anrufe und an die Nachricht von Wallenstein vor seinem Tod, an die zusammengeschnittenen Wortfetzen, die mich davon überzeugen sollten, dass Daniel sowohl in den Mord als auch in das Verschwinden meines besten Freundes Garry verstrickt war. Ja, es war auch in meinem Interesse, den Mörder zu finden und alles aufzuklären. Trotzdem zögerte ich. »Aber die Polizei scheint fest davon überzeugt zu sein, dass Daniel damit etwas zu tun hat. Warum sollte ich etwas anderes glauben?«
»Sie kennen Mr. Stone besser, als die meisten Leute...«, begann Smith.
Doch wiederließ ich ihn nicht ausreden. »Ich kenne Daniel überhaupt nicht. Ich hätte auch nie gedacht, dass er mich je angreifen würde. Wieso sollte er nicht in der Lage sein, einen Mord anzuordnen?«
»Er war es aber nicht. Und er hat ein Alibi für diese angebliche Geldübergabe. Sie sollen ja nur das bestätigen, nichts weiter«, erklärte Smith kurzangebunden.
Ich dachte einen Moment nach. »Können wir sofort aufbrechen, ehe ich es mir anders überlege?«
Smith sah mich einige Sekunden lang befremdet an, dann machte sich Erleichterung auf seinem Gesicht breit. »Kommen Sie, Miss Walles. Ich bringe Sie aufs Präsidium. Aber seien Sie leise, wir wollen Burton lieber schlafen lassen. Und lassen Sie bloß Ihre Waffe zu Hause.«
Ich musste unwillkürlich grinsen. Offenbar traute mir Smith inzwischen fast alles zu. Aber ich war durchaus lernfähig und eine einmal gegangene Dummheit würde ich kein zweites Mal wiederholen.
Daniels Anwalt erwartete mich vor dem Hauptquartier der Bostoner Polizei. Nach meinem Besuch in der letzten Woche kannte ich mich hier etwas aus, und doch war jetzt alles anders. Ohne Daniel an meiner Seite fühlte ich mich unsicher und obwohl ich freiwillig hier war, hatte ich Angst davor, Santoro zu begegnen. Meine einzige Hoffnung war, dass er schon Feierabend hatte oder gerade in einem anderen Fall ermittelte.
Doch diese vage Hoffnung erfüllte sich natürlich nicht. »Miss Walles, schön, dass Sie uns auch mal wieder mit Ihrer Anwesenheit beehren. Ich habe mich schon gefragt, wo Sie bleiben. Ich nehme an, Sie sind gekommen, um Ihren Arbeitgeber zu sehen?«
Daniels Anwalt schritt ein. Wahrscheinlich wollte er nicht riskieren, dass ich mich schon wieder um Kopf und Kragen redete. Santoros Äußerungen hatten mich schon einmal auf die Palme gebracht.
»Miss Walles ist gekommen, um eine Aussage zu machen. Es geht dabei um die fragliche Zeit, zu der die beiden Augenzeugen Mr. Stone angeblich bei einer Geldübergabe gesehen haben wollen.«
Santoro grinste hinterhältig. »Natürlich will sie eine Aussage machen. Es geht dabei schließlich auch um ihre eigene Zukunft, nicht wahr Miss Walles? Ohne einen großzügigen Spender müsste sie doch bis in alle Ewigkeit hinter ihrem kleinen Schalter stehen und Hotelgäste anlächeln.«
»Bitte, Kommissar Santoro. Wir sind nicht hier, um die Absichten von Miss Walles zu hinterfragen, sie ist schließlich aus freien Stücken gekommen. Es geht uns ausschließlich darum, ihre Stellungnahme zu Protokoll zu geben, damit die bedauerliche Inhaftierung meines Mandanten so schnell wie möglich beendet werden kann.«
Schweigend drehte sich Santoro um und bedeutete uns, ihm zu folgen. Smith winkte mir zu. »Ich will mal sehen, wie es Mr. Stone geht. Wir treffen uns nachher hier am Ausgang wieder.«
Als wir in einem Verhörraum Platz nahmen, setzte sich auch Taylor, der Assistent Santoros mit zu uns. Doch der Hauptkommissar behielt alle Fäden wie gewöhnlich selbst in der Hand.
»Dann fangen Sie mal an, Miss Walles. Was möchten Sie uns denn Spannendes erzählen?«
Wieder sprach der Anwalt an meiner Stelle. »Miss Walles hat Informationen zu Mr. Stones Aufenthaltsort zum Zeitpunkt der angeblichen Geldübergabe am Dienstag, den 22. Mai.«
Santoro beugte sich mit dem Oberkörper nach vorn und blickte mich durchdringend an. »Dann schießen Sie mal los.«
Ich wurde rot. Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt eine Aussage machen wollte.
»Miss Walles, wir hören Ihnen zu. Bitte fangen Sie an.« Der Anwalt nickte aufmunternd.
»Also, am Dienstagnachmittag habe ich Mr. Stone in seinem Büro getroffen«, begann ich zögernd. »Wir waren dort von drei bis sechs Uhr.«
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