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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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passieren. Sie fragte sich, ob sie die Kugel spüren würde, wenn sie sich in ihre Stirn bohrte.
    Nichts.
    Sie spürte nur den Regen auf ihrer Haut. Durch den Wolkenbruch klebte Navas Kleidung sofort am Körper, die Kälte drang ihr bis in die Knochen. Sie sah kurz zum Himmel hoch, ein schiefergrauer Hintergrund, der mit schweren schwarzen Wolken verhangen war. Doch sie war noch am Leben, und das war schon mal ein Erfolg. Nun, wo die beiden die erste Hürde genommen hatten, wägte Nava ihre Situation ab.
    Die NSA würde diesen Einsatz so still und leise wiemöglich handhaben wollen, besonders angesichts der Tatsache, dass es bereits ein Todesopfer gegeben hatte. Wenn sie Caine jedoch wirklich für eine Art «allwissende Intelligenz» hielt, würde sie ihn nicht kampflos entkommen lassen. Sie sah auf ihre Armbanduhr: 9.03   Uhr. Caine war schon fast fünfzehn Stunden von ihrem Radar verschwunden. Wenn Forsythe noch keine Verstärkung herbeigerufen hatte, würde er es bald tun.
    Zuerst mussten sie aus New York verschwinden, dem Fokus der Fahndung. Sie spielte mit der Idee, das Land zu verlassen, wollte aber nicht riskieren, am Flughafen Ziel einer durch den 11.   September verschärften Sicherheitskontrolle zu werden. Damit blieben drei Fluchtmöglichkeiten: Auto, Bus oder Bahn.
    Sie konnte mit Leichtigkeit einen Wagen knacken, fürchtete aber, durch irgendwelche Mautstellen zu kommen, und die würden beobachtet werden. Caine und sie konnten mit einer U-Bahn die Stadt verlassen und in einem der Außenbezirke einen Wagen kurzschließen, doch auch in den U-Bahn -Stationen fürchtete sie die Kameras. Sollten sie im Untergrund von einem Einsatzkommando in die Enge getrieben werden, würde es keinen Ausweg geben.
    Die Idee, einen Bus zu nehmen, gefiel ihr nicht, da Busse schnell im Verkehr stecken blieben und leicht von einer Straßensperre gestoppt werden konnten. Ihr war klar, dass auch ein Zug angehalten werden konnte, aber der war wenigstens groß genug, um in einem solchen Fall ein Versteck zu bieten.
    Sie rieb sich den Kopf, unsicher, was sie tun sollte. Normalerweise war sie ein sehr entschlussfreudiger Mensch, doch Caine hatte etwas an sich, das sie entmutigte und an sich zweifeln ließ. Sie versuchte ihre Unsicherheit abzuschütteln.
    Caine, der ihre Zweifel spürte, sah sie an. Ihre Blicke trafen sich, und dann tat er etwas sehr Merkwürdiges: Er kniff die Augen zu, als hätte ihn grelles Licht geblendet.
    Sie packte seinen Arm. «David, was ist los?»
    Für einen Moment reagierte er nicht. Es war, als hätte sein Bewusstsein seinen Körper verlassen. Und dann kam er plötzlich wieder zu sich. Er öffnete die Augen und rang nach Atem.
    «David, was ist passiert?»
    «Nichts», sagte er, ein bisschen wackelig auf den Beinen. «Mir geht’s gut.» Und dann: «Wir müssen die Stadt verlassen.»
    «Ich weiß», sagte Nava. «Fragt sich nur wie.»
    «Zug», platzte er heraus. «Wir müssen den Zug nehmen.»
    «Warum?»
    «Keine Ahnung, aber das müssen wir tun.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Ja», sagte Caine ein wenig resigniert, «aber fragen Sie mich nicht warum.»
    «Okay, aber zuerst müssen wir Sie neu einkleiden.» Sie zeigte auf sein zerrissenes Hosenbein und das nackte Knie darunter. Die Haut rund um den blutigen Verband hatte sich dunkelviolett verfärbt.
    «Gute Idee», sagte er. «Sie könnten wahrscheinlich auch ein paar neue Klamotten gebrauchen.» Nava sah auf ihre blutverschmierte Hose hinab. So schnell Caine konnte, führte sie ihn in einen Armeeladen zwei Blocks weiter. Zehn Minuten später verließen sie das Geschäft in neuer Kleidung.
    Nava trug eine Bomberjacke über einem engen schwarzen Tanktop, ihr langes braunes Haar hatte sie unter einer grünen Bandana versteckt. Caine trug eine weite Tarnhoseund eine gebrauchte Armyjacke, um seine Wunden zu verdecken. Seinen selbst gemachten Gehstock hatte er gegen einen schwarzen Spazierstock mit einem silbernen, glatt gewetzten Griff in Form eines Schlangenkopfes eingetauscht. Trotz des Regens setzte Caine eine billige Sonnenbrille auf. Die beiden machten keinen guten Eindruck, aber wenigstens sahen sie nicht mehr wie wandelnde Verwundete aus.
    Nava winkte ein Taxi herbei.
    «Wohin?», fragte der Fahrer mit breitem indischem Akzent.
    «Penn Station», sagte Nava. «Je schneller, desto besser.»
     
    Forsythe ging unruhig in seinem Büro auf und ab. Caine wurde bereits seit fast fünfzehn Stunden vermisst. Fünfzehn verdammte Stunden. Forsythe konnte es

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