Null
hatte.
Er war jedoch aufgeschlossen genug zu glauben, dass Caine vielleicht gewisse paranormale Fähigkeiten oder übersinnliche Kräfte besaß. Aber alles darüber hinaus war schlicht unmöglich. Doch wenn Caine auch nur über die Hälfte der Fähigkeiten verfügte, die Forsythe beschrieben hatte, könnte sich der Auftrag als äußerst schwierig erweisen.
Das und die abtrünnige Agentin gaben Crowe kein gutes Gefühl. Wenn ihm etwas zustieß, würde sich niemand mehr um Betsy kümmern. Doch wenn er andererseits nicht bald etwas Bargeld auftrieb, würde Betsy, ob mit oder ohne ihn, nicht mehr lange leben.
Und wenn das Geld hier zu finden war, wusste Crowe, dass er trotz der Risiken keine Wahl hatte. «Ich bekomme 15 000 Dollar pro Tag, dazu eine Prämie von 125 000 Dollar , sobald der Auftrag ausgeführt ist . 250 000 Dollar , wenn die Aktion keine vierundzwanzig Stunden dauert. Das ist nicht verhandelbar.»
Forsythe schluckte kurz und presste dann hervor: «Das kann ich bezahlen.»
«Gut.» Crowe stand auf und streckte eine seiner kräftigen Hände aus. Dieses Mal ergriff Forsythe sie und schüttelte sie knapp. Crowe sah ihm kurz in die Augen, dann wandte sich Forsythe ab. Crowe gefiel nicht, was er hier sah, aber das spielte keine Rolle. Die Zeiten, wo er für die Guten gekämpft hatte, lagen lange hinter ihm. Jetzt kämpfte er nur noch für Betsy. Solange sie ihn brauchte, war sein Ehrgefühl auf Eis gelegt.
Während Crowe über den Auftrag nachdachte, der vor ihm lag, begann das Adrenalin in seinen Adern seinen Zauber zu entfalten. Das Gefühl erinnerte ihn an die Zeit, alser FB I-Beamter geworden war, damals, als es noch eine klare Grenze zwischen Recht und Unrecht gab.
Bevor er Sandy kennen lernte.
Bevor sie Betsy bekamen.
Und bevor sie krank wurde.
Solange er sich erinnern konnte, hatte Martin Crowe seinen Mitmenschen dienen wollen. Seine Mutter hatte immer gehofft, dass er dies tun würde, indem er Priester wurde, doch Martin wusste, dass er viel zu aggressiv für einen Geistlichen war. Statt das Priesterseminar zu besuchen, studierte Crowe deshalb in Georgetown Jura, denn er glaubte, das streitbare Wesen des Rechtssystems würde seinem kämpferischen Charakter eine natürliche Heimstatt bieten.
Nachdem er sein Examen abgelegt hatte, zog Crowe es jedoch vor, sich beim FBI zu bewerben, anstatt einen Posten bei der Generalbundesanwaltschaft anzunehmen. Sobald die Ausbildung in Quantico begann, schaute er nicht mehr zurück. Crowe wurde den Anforderungen spielend gerecht und hatte große Freude an der massiven Konkurrenzsituation, die er seit seiner Zeit als Collegesportler vermisst hatte.
Angetrieben von einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, wurde er der von seinen Vorgesetzten in ihn investierten Zeit voll gerecht und erwies sich als Ausnahmefall: ein außergewöhnlicher Agent mit keinerlei anderweitigen Interessen, der fünfzehn Stunden am Tag sieben Tage die Woche über Monate hinweg ohne Unterbrechung arbeiten konnte, ohne die geringsten Ermüdungserscheinungen zu zeigen.
Er war bereit, die schlimmste Drecksarbeit und die anstrengendsten Observierungen zu übernehmen, ganzgleich, ob er in Milwaukee oder Miami stationiert wurde. Wohin das FBI ihn auch schickte, er erledigte seinen Dienst mit Präzision und Bravour. Und wenn eine Verhaftung bevorstand, stürmte Martin Crowe als Erster mit gezogener Waffe durch die Tür.
In den ersten Jahren gab es nichts Wichtigeres als den Job. Dann lernte er eine Kollegin namens Sandy Bates kennen, und alles änderte sich. Nach einer stürmischen dreimonatigen Liebesaffäre machte Martin Crowe ihr einen Heiratsantrag. Anderthalb Jahre später brachte Sandy eine hübsche Tochter zur Welt. Bei Betsys Taufe weinte Martin Crowe die einzigen Tränen seines Erwachsenenlebens. Er war nie glücklicher gewesen.
Als er Familienvater wurde, erhielt seine Arbeit eine neue Bedeutung, und obwohl es ihm nicht mehr gefiel, wochenlang unterwegs zu sein, wusste er, dass er das Land zu einem sichereren Ort für seine Frau und seine Tochter machte. Und dann kam sein Leben eines Tages zum Stillstand. Er konnte sich noch an Sandys erstickte Stimme erinnern, als sie ihm erzählte, dass bei Betsy Knochenmarksleukämie diagnostiziert worden sei. Plötzlich war Crowes Welt in einen beängstigenden Ort verwandelt worden, in dem das Böse nicht nach dem Strafgesetzbuch, sondern nach Krebszellen und Blutbildern bemessen wurde.
Hier hatte er es mit einem Gegner zu
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