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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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exakten Positionen haben. Und da dieses Wissen zur Vorhersage der Zukunft erforderlich ist, kann man die Zukunft unmöglich vorhersagen. Daher ist auch der Laplace’sche Dämon ein Ding der Unmöglichkeit.
    Außerdem», fügte Caine hinzu, «weiß ich weder alles, noch kann ich die Zukunft vorhersagen.»
    «Und was war in dem Restaurant?», entgegnete Nava.
    Caine spürte, wie ihm kalt wurde. «Woher wissen Sie davon?»
    «Die NSA hat es beobachtet.» Nava beugte sich vor. «Ich habe gesehen, was passiert ist, David. Ich habe gesehen, wie Sie eine Sekunde, bevor der Pickup durch die Wand geflogen kam, jeden aus der Gefahrenzone gezogen haben. Wenn das keine Vorhersage der Zukunft war, was war es dann?»
    «Hören Sie, ich habe keine Ahnung, was in diesem Restaurant geschehen ist. Nennen Sie es Intuition, zum Teufel, meinetwegen auch Vorahnung. Aber das macht mich nicht zu einer allwissenden Intelligenz.» Caine fuhr sich mit der Hand durch sein zerzaustes Haar. «Mein Gott, wenn ich alles wüsste, glauben Sie, dass ich der Russenmafia dann zwölftausend Dollar schulden würde? Nava, ich kann nicht einmal die nächste Karte vorhersagen, geschweige denn die gesamte Zukunft.»
    Doch schon als Caine seine Worte hörte, wurde ihm klar, dass sie nicht ganz der Wahrheit entsprachen. Hatte er nicht gewusst, dass die Explosion ihn töten würde, wenn er keinen Ausweg fand? Hatte er nicht den Koffer geworfen, der die Kettenreaktion auslöste, die es Nava ermöglichte, rechtzeitig zu ihm zu gelangen? Caine kamen nur noch Dinge in den Sinn, die schier unmöglich waren.
    Plötzlich wurde ihm noch klarer, dass das Ganze eine Wahnvorstellung war. Vielleicht funktionierte seine Geistesübung – vielleicht war er kurz davor, einen Weg zurück zur geistigen Klarheit zu finden. Er fühlte sich bereits konzentrierter, aufmerksamer. Er beschloss weiterzumachen.
    «Okay, sagen wir mal, ich bin   …», Caine hielt inne, «…   was Sie sagen. Was machen wir jetzt?»
    «Egal, ob Sie der Laplace’sche Dämon sind oder nicht, wir müssen hier weg.» Nava deutete auf einen StreifenSonnenlicht auf dem Boden. «Es ist fast neun. Wenn wir zu lange hier bleiben, werden sie uns finden.»
    «Wer sind ‹sie› eigentlich genau?», fragte Caine.
    «FBI, NSA, RDEI – suchen Sie es sich aus», antwortete Nava ernst.
    Er nickte. Es spielte sowieso keine Rolle. Es war alles ein Traum. Er konnte genauso gut Navas Instinkt folgen und abhauen. Sie kniete sich neben ihn und legte sich seinen Arm über die Schulter.
    «Stützen Sie sich auf mich und versuchen Sie aufzustehen.» Caine tat, was sie verlangte, und versuchte mit seinem rechten Bein zu helfen, als sie ihn in einer flüssigen Bewegung vom Boden hob. Sie war noch kräftiger, als sie aussah. Er belastete seinen linken Fuß ein wenig, doch sofort wurde ihm schwindelig und schwarz vor Augen.
    «Hey!» Nava packte ihn mit dem anderen Arm und hielt ihn eng an ihrem Körper. Er kam wieder zu sich.
    «Was war los?», fragte Caine.
    «Sie wären fast ohnmächtig geworden», sagte sie. «Meinen Sie, Sie können stehen, wenn ich jetzt loslasse?»
    Caine verlagerte sein Gewicht erneut vorsichtig auf den linken Fuß und nickte. Langsam ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück. Caine schwankte ein wenig, blieb aber auf den Beinen. Ein weiterer Schwindelanfall überkam ihn, doch er schloss die Augen und ließ ihn vorbeigehen, während er sich auf dem Kühlschrank abstützte.
    «Glauben Sie, Sie werden nochmal ohnmächtig?»
    «Ich glaube nicht.» Er hüpfte vorsichtig ein paar Schritte vorwärts. «Aber ich glaube, ich wäre schneller mit einer Krücke oder so.»
    Sie nickte. «Stimmt. Ich bin gleich wieder da.» Sie öffnete die Tür und verließ die Wohnung. Er hörte ein Geräusch, als würde Brennholz gehackt.
    «Hier, versuchen Sie es damit», sagte sie, als sie mit einem behelfsmäßigen Gehstock wiederkam. Er nahm ihn vorsichtig und achtete darauf, nicht die scharfen Kanten zu berühren.
    «Ja», sagte er, «das wird gehen.»

Kapitel   // 20 //
    «Aha», sagte Caine auf dem Weg nach unten und zeigte auf die drei fehlenden Streben im Geländer, die ihm nun als Schiene und Stock dienten. Nava nickte nur und half ihm, die enge Treppe hinabzukommen. Im Erdgeschoss angelangt, wappnete sie sich gegen alles, was sie draußen erwarten mochte, und trat dann aus der Haustür.
    Einen Moment lang hielt Nava den Atem an – wenn die NSA aus irgendeinem Grund wusste, dass sie hier waren, würde es jetzt

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