Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
Vom Netzwerk:
die Zeit in eine Endlosschleife versetzt, und er war ein weiteres Mal von einem Déjà-vu heimgesucht worden. In einem Meer aus Watte treibend, kämpfte er sich in den Wachzustand zurück. Er gähnte und öffnete die Augen.
    Da stürzte es alles wieder auf ihn ein. Erneut quälten ihn dumpfe Schuldgefühle wegen Tommy   … er hätte nie sterben dürfen. Es war allein Caines Schuld. Wäre er nur dem Podvaal ferngeblieben, dann wäre das alles nicht pa-
    Nein. In Wirklichkeit gab es das alles gar nicht. Nicht die Explosion, nicht die Frau, nicht den verrückten Telefonanruf. Er musste weitermachen. Wenn es sein Traum-Selbst nur zu Jasper schaffte, dann kam alles in Ordnung. Er sah zu Nava hinüber. Unter anderen Umständen wäre er hocherfreut gewesen, mit dieser Wahnsinnsfrau davonzulaufen. Aber hier – in diesem Hirngespinst – flüchteten sie nicht vor Alltagsproblemen, sondern vor Killern.
    «Verehrte Fahrgäste, wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit. Wir erreichen in wenigen Minuten Thirtieth Street Station. Wir möchten uns noch einmal dafür entschuldigen, falls Ihnen durch die Fahrplanänderung Unannehmlichkeiten entstanden sind. Vielen Dank für Ihr Verständnis.»
    Wieder überkam Caine ein Gefühl des Déjà-vu, und aufeinmal war ihm klar, dass er in den Speisewagen musste. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
     
    Nava fragte sich, ob Caine jetzt endgültig übergeschnappt war. In der einen Sekunde schlief er tief und fest, in der nächsten zerrte er sie hektisch zum Speisewagen. Dort angekommen, kaufte er zehn Tüten Chips. Ehe Nava etwas dazu sagen konnte, riss er die ersten Tüten schon mit den Zähnen auf und hinkte zum Wagenende.
    Caine betätigte das schwarze Schaltfeld an der Tür, sie glitt auf und ließ ihn auf den beweglichen Metallboden hinaustreten, der den Speisewagen mit dem nächsten Waggon verband. Durch die kleinen Lücken im Boden sah Nava die Gleise vorbeirasen. Caine bückte sich und fing an, Chips durch die Lücken rieseln zu lassen. Als Caine die letzte Tüte geleert hatte, warf er sie zu den anderen.
    «Sind Sie verrückt?», fragte Nava.
    «Ja, Nava», sagte Caine. «Das bin ich wohl.»
    «Warum haben Sie das gerade getan?», wollte sie wissen.
    «Ich   … ich weiß nicht genau», stammelte Caine, einen abwesenden Ausdruck in den Augen.
    Nava fröstelte. «Dann wissen die, dass wir in diesem Zug sind?»
    «Ja   … ich glaube schon.» Caine nickte.
    Bei einer normalen Mission wäre sie jetzt ihre Ausweichpläne durchgegangen, aber heute arbeitete sie ohne Netz und doppelten Boden. Und wenn sie Caine benutzte? Er hatte es schließlich irgendwie geschafft, sie nach Philadelphia zu bringen, nicht wahr? Aber wenn sie ihn drängte, seine   … Fähigkeiten einzusetzen, hatte das womöglich verheerende Folgen. Dann dachte sie wieder daran, was auf sie wartete, und beschloss, dass es das Risiko wert war.Sie wandte sich um und starrte Caine in die smaragdgrünen Augen.
    «David, ich möchte, dass Sie sich vorstellen, wie wir unverletzt aus dem Bahnhof entkommen.»
    «Nava, ich glaube, so funktioniert das nicht.»
    «Aber Sie
wissen
es nicht, nicht wahr? Also los. Profisportler visualisieren das Spiel, bevor sie aufs Spielfeld gehen. Soldaten machen sich Gedanken über die Schlacht, bevor sie Gefechtsformation annehmen. Bitte, David, tun Sie mir den Gefallen.» Dann, einen Moment später: «Irgendwo muss Vertrauen anfangen.»
    Caine sah aus, als wolle er protestieren, aber dann nickte er. «Sie haben Recht.» Er schloss gerade die Augen, da fing die Sprechanlage an zu knistern.
    «Verehrte Fahrgäste. Wir erreichen Thirtieth Street Station, Philadelphia. Allen, die jetzt aussteigen, danken wir herzlich, dass Sie mit Amtrak gefahren sind. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in der Stadt der brüderlichen Liebe.»
     
    Sekunden nachdem das Metallungeheuer vorbeigedonnert war, schwang sich eine schwarzgrau gefleckte Taube vom dunklen Himmel herab und landete auf den Gleisen. Sie pickte die zerkrümelten Kartoffelchips auf, die überall verstreut lagen. Sie musste nehmen, was sie kriegen konnte, bevor der Schwarm kam. Plötzlich hörte sie ein Fiepen, und als sie sich umsah, huschten fünf pelzige Tiere auf sie zu. Ohne zu zögern, schoss sie in die Luft hinauf.
    Den riesigen brüllenden Vogel bemerkte sie erst, als es zu spät war.
     
    Der Ring schloss sich um die Flüchtenden. Crowe lauschte dem FB I-Team über Kopfhörer. Er hatte keine Ahnung,wie, zum Teufel, Forsythe so schnell

Weitere Kostenlose Bücher