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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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schießen würde. Nava sah sich um und entdeckte eine junge Mutter, die ihre Zwillingstöchter in den Griff zu kriegen versuchte und gleichzeitig ein Kleinkind in einem Buggy schob. Perfekt.
    Nava verlangsamte ihre Schritte, sodass die vier sie einholen würden. Sie drückte kurz Caines Arm; er verlangsamte ebenfalls. Nava suchte weiter im Gewimmel nach verräterischen Zeichen. Zwei sportliche Typen glotzten sie an, aber ihre Blicke waren sexueller Natur, nicht professioneller. Eine athletische Frau ein paar Schritte weiter sah nach einer Agentin aus, war aber mit drei Einkaufstüten bepackt. Nava glaubte schon, sie hätten ihre Verfolger abgehängt, da entdeckte sie ihn.
    Der Mann in der abgetragenen Jeans und dem alten Sweatshirt, das am Halsausschnitt ausfranste. Die Kleidung passte nicht zu ihm. Er hatte einen adretten Kurzhaarschnitt und einen perfekt getrimmten Schnauzbart. Ein rascher Blick auf seine nagelneuen Turnschuhe beseitigte jeden Zweifel.
    Er beobachtete sie nur aus dem Augenwinkel, aber da er Nava nun aufgefallen war, war klar, dass er sie beschattete. Nava lehnte sich an Caine und warf noch einen Blick zu Mr.   Schnauzbart hinüber, der jetzt über ihre Schulter starrte. Sie sah nach vorn und begegnete dem Blick einer jungen Frau in Geschäftskleidung. Die Frau war gut, sie hatte sich im Griff und wartete ein paar Sekunden, ehe sie wieder in ihre Zeitung guckte. Aber Nava erspähte die Ausbeulung einer Schusswaffe, bevor der
Philadelphia Inquirer
sie wieder verdeckte.
    «Schnauzbart im Sweatshirt, sieben Uhr. Blonde mit Zeitung, zwei Uhr.»
    Caine nickte und hielt den Blick strikt nach vorn gerichtet. Nicht schlecht, er lernte dazu. Nava holte tief Luft. Ihr war klar, dass sie es allein auf Caine abgesehen hatten, sie selbst also verzichtbar war. Sie hielt einen Moment die Luft an, dann beruhigte sie sich. Kein Grund zur Panik, sie würde es überleben oder dabei umkommen, wie jedes Mal.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und schaffte es, sich so neben die dreifache Mutter zu schieben, dass die Kinder zwischen Caine und Mr.   Schnauzbart blieben. Ihre linke Flanke war gedeckt, nun richtete Nava ihre Aufmerksamkeit auf die rechte. Sie waren jetzt beinahe bei der Agentin; die Menge schob sie langsam vorwärts. Die Rolltreppe war keine drei Meter mehr entfernt. Die Frau drehte sich ein paar Grad nach rechts und korrigierte ihre Haltung, machte sich kampfbereit. Wenn die Agenten sie noch auf dem Bahnsteig schnappen wollten, war das ihre letzte Chance.
    Und es sah ganz danach aus, als wollten sie sie jetzt ergreifen.
     
    Caine bemerkte nichts Auffälliges an der Frau in Geschäftskleidung, aber wenn Nava sagte, sie sei eine von denen, dann nahm er es als Tatsache hin. Er war sich die ganze Zeit ihrer Nähe bewusst, während er weiter zur Rolltreppe ging. Zwei Meter. Er wollte langsamer gehen, aber die Menge ließ es nicht zu. Ein Meter. Und dann war er neben ihr. Sie duftete nach Parfüm. Er war ihr so nahe, dass er nicht widerstehen konnte und sie durch seine dunkle Sonnenbrille direkt ansah.
    Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Sie wirkte nicht gefährlich. Unter anderen Umständen hätte er sie anziehend gefunden mit ihrer frischen Ausstrahlung und ihrem, wie Jasper es genannt hätte, «Idealkörper kollektiver Pornophantasien». Caine lächelte zurück, vergaß für eine Sekunde, dass er verfolgt wurde. Dann sah er etwas in ihrer rechten Hand glitzern. Es sah aus wie ein übergroßer silberner Kugelschreiber.
    Caine sah sie wie gebannt an. Dann begriff er, dass der Kuli in Wirklichkeit der federgetriebenen Spritze glich, die Nava in New York benutzt hatte. Unvermittelt stieß die Agentin die Spritze auf ihn zu.
    …
    Die Nadel dringt in sein Fleisch ein und –
    (Schleife)
    Sie stößt die Spritze auf ihn zu; er versucht, ihren Arm abzublocken, aber es gelingt ihm nicht. Er spürt einen schmerzhaften Stich und –
    (Schleife)
    Er schwingt sein verletztes Bein in die Flugbahn der Nadel, wehrt den Angriff ab und –
    …
    Die Spritze ging direkt über seinem Knie ins Ziel, grub sich in die hölzerne Beinschiene. Als die Nadel abbrach,packte die Frau Caine beim Arm und riss ihn aus dem Gleichgewicht. Einen Augenblick lang versuchte er stehen zu bleiben, aber es half nichts, also machte er aus seinem Sturz das Beste. Er warf sich nach vorn und rammte ihr seine Schulter unters Kinn.
    Sie taumelte zurück, zog Caine mit sich hinunter. Sie drehte sich im Fallen und landete auf der Seite, ihm

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