Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
Vom Netzwerk:
ihren Hals. Ihre Drosselvene pumpt Blut in die Luft wie ein Geysir. Und –
    (Schleife)
    Wieder und wieder stirbt sie, als würde er sich in einer Endlosschleife den Zapruder-Film über die Ermordung Kennedys ansehen. Während er voller Entsetzen zusieht, verlangsamt die Zeit noch mehr. Nun kann er sehen, wie die Kugel in ihr Fleisch eindringt. Meist fährt sie ihr durch die Augenhöhle, aber manchmal
zerfetzt sie ihr auch den Unterkiefer und überschüttet Caine mit zersplitterten Zähnen.
    Ein paar Mal spürt er sengenden Schmerz, als die Kugel ihm selbst in den Schädel kracht, aber diese Sinneseindrücke enden zum Glück schnell – wenn das Bleigeschoss sein Hirn erreicht, wirft es ihn zurück an den Anfang der Filmrolle. Und endlich ändert sich das Drehbuch, als Caine begreift, was er zu tun hat. Mit aller Kraft zwingt er ihren Unterarm hoch und –
    …
    – die Kugel krachte ihr durchs Handgelenk, veränderte die Flugbahn um 12,3   Grad nach links, und das Bleigeschoss bohrte sich in die Wand. Ehe Caine reagieren konnte, kam ein Schatten herabgestürzt und knallte der Agentin den Kopf auf den Boden, und sie blieb bewusstlos liegen.
    «Gehn wir», sagte Nava und zog ihn hoch. «Uns bleibt nicht viel Zeit.»
     
    Der Bahnsteig war fast leer, bot ihnen keinerlei Deckung. Die Schüsse hatten einen Teil der Menge auf die Gleise getrieben, die Menschen rannten durch den Tunnel auf das diffuse Tageslicht zu. Nava warf die Waffe der Agentin weg und beugte sich vor.
    «Rauf mit Ihnen!»
    Bevor Caine wusste, was geschah, hob sie ihn hoch, warf ihn sich über die Schulter und sprang auf die Gleise hinab. Sie landeten hart, aber irgendwie gelang es Nava, nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren. Vielmehr nutzte sie den Schwung, um Caine wieder von der Schulter zu schwingen und auf den Boden zu stellen.
    Binnen Sekunden tauchten sie zwischen den verängstigten Menschen unter, die auf das Licht am Ende des Tunnels zu hinkten.
     
    «Schusswechsel! Ich wiederhole, wir haben einen Schusswechsel!», kreischte es in Crowes Kopfhörer.
    «Was ist los? Irgendjemand getroffen?» Die Mission ging den Bach runter, und er war immer noch einen Kilometer entfernt. «Team eins, antworten, verdammt!»
    «Hier Team eins. Keine Antwort von Agenten auf Bahnsteig.»
    «Dann gehen Sie dort runter!»
    «Unmöglich, Sir. Eine Horde Menschen kommt die Rolltreppe rauf. Auch Verletzte. Wir können erst runter, wenn die weg sind. Wir gehen davon aus, dass die Zielperson sich immer noch auf dem Bahnsteig befindet.»
    Wenn die beiden Agenten nicht antworteten, waren sie entweder nicht mehr in der Lage dazu oder tot. Crowe hatte unter seinem Kommando noch nie einen Agenten verloren. Der Gedanke, dass es vielleicht gerade passiert war, war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Er hätte gern Zeit zum Nachdenken gehabt, aber ihm war klar, dass jedes Zögern weitere Menschenleben kosten konnte. Er war der Leitende hier. Er musste leiten.
    Crowe vergegenwärtigte sich die Lage. Vaner würde auf gar keinen Fall auf diesem Scheißbahnsteig bleiben und abwarten, während sich von überall her weitere Agenten ihrer Position näherten. Sie hatten den Fahrstuhl außer Betrieb gesetzt und die Treppen versperrt, sodass als Ausgang nur die Rolltreppe blieb. Er bezweifelte, dass Vaner die riskieren würde, und wenn da noch so ein panisches Gedränge war. Der einzige andere Weg nach draußen war   …
    «Der Tunnel! Sie versuchen, über die Gleise rauszukommen!», brüllte er, während er eine weitere rote Ampel überfuhr und einen weißen BMW schnitt, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. «Die beiden Tunnelausgänge abriegeln!»
    «Wir können nicht gleichzeitig den Bahnhof und den Tunnel adäquat abdecken!»
    «Erzählen Sie mir keinen Scheiß von wegen adäquat abdecken! Lassen Sie ein Zweierteam bei der Rolltreppe. Alle anderen auf die Gleise. Sofort!»
    «Verstanden.»
    «Noch eins», sagte Crowe, kurz innehaltend. «Erledigen Sie Vaner. Ich gehe kein weiteres Risiko mehr ein. Bei Identifikation   … töten.»
     
    Ein paar Ratten machten sich fiepend davon, als Vaner und Caine versuchten, mit der Menschenmenge Schritt zu halten. Caine beachtete die Tiere nicht, konzentrierte sich vielmehr voll darauf, nicht hinzufallen. Als sie sich dem Ende des Tunnels näherten, verlangsamten Nava und Caine ihre Schritte und blieben stehen. Obwohl es mitten am Tag war, war das Licht trübe, der Himmel schwarz von Sturmwolken. Nava sah sich um, aber der Regen fiel in Strömen

Weitere Kostenlose Bücher