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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Ricks Reaktion. Sein Gesicht nahm einen bizarren Ausdruck an, irgendetwas zwischen Angst und Wut, wenngleich darunter auch eine stille Resignation zu spüren war.
    «Was wollen Sie?», flehte Rick. Ehe Nava antworten konnte, übernahm Caine. Er konnte dem armen Kerl, den er sich als Opfer auserkoren hatte, besser gut zureden.
    «Ich sag Ihnen mal, was wir nicht wollen», sagte Caine. «Wir wollen nicht, dass Ihrer Familie etwas zustößt. Glauben Sie mir das?»
    Rick nickte langsam; seine Lippen zitterten. Er sah so aus, als ob er Caines Worten keinen Glauben schenkte, und das war auch gut so. Caine hasste sich selbst dafür, aber ihm war klar, dass Rick alles tun würde, was sie wollten, solange er glaubte, dass seine Familie in Gefahr war.
    «Wenn Sie genau das tun, was ich Ihnen sage, wird Ihrer Familie nichts passieren.» Caine machte eine Pause und starrte Rick in die Augen, wohl wissend, dass er gerade dabei war, eine Grenze zu überschreiten. «Wenn nicht, werden
Sie
derjenige sein, der sie getötet hat, nicht ich. Ist das klar?»
    Rick nickte erneut. Auf einmal wollte Caine am liebsten alles zurücknehmen und dem Mann sagen, dass niemand in seinem Haus war, dass seine Frau und sein Kind in Sicherheit waren. Aber das konnte er nicht. Es gab keinZurück. Er versuchte, sich damit zu trösten, dass nichts von alldem wirklich geschah, aber irgendwie gelang es ihm nicht. Anscheinend trat gerade der gesunde Teil von ihm in den Hintergrund, während der Wahn seine eigenen Regeln aufstellte.
    Caine schüttelte den Gedanken ab und wandte sich wieder an Rick, erläuterte ihm sorgfältig seinen Plan. Rick protestierte, aber Caine versicherte ihm, dass alles prima klappen würde, solange er nur tat, was Caine sagte.
    «Strecken Sie Ihre Hand aus», sagte Caine. Rick befolgte die Anweisung, und Caine drückte ihm die Pistole in die zitternde Hand. Rick starrte auf die Waffe hinab, als handelte es sich um eine scharfe Handgranate. «Stecken Sie sie in die Tasche.» Rick versuchte es, aber seine Hand zitterte so sehr, dass er es erst beim dritten Versuch schaffte.
    Caine zeigte auf die kürzeste der drei Schlangen. Rick sah dorthin, dann wieder zu Nava. Sie senkte ihre Waffe. Er trottete los, langsam, wie ein Mann auf dem Weg zur Hinrichtung. Sobald er außer Hörweite war, sah Nava Caine beeindruckt an.
    «Das haben Sie gut hingekriegt.»
    «Ja – so gut, dass er fast einen Herzinfarkt bekommen hat.»
    «Sie hatten keine andere Wahl.»
    Caine starrte sie an. «Man hat immer eine andere Wahl.» Aber schon als ihm die Worte über die Lippen kamen, wurde Caine klar, wie scheinheilig das war. Er fragte sich, wann ihm seine Menschlichkeit abhanden gekommen war.
     
    Schweigend warteten sie fünf Meter hinter Rick in der Schlange. Zehn Minuten vergingen. Nava hatte den Eindruck, dass es für Rick die längsten zehn Minuten seinesLebens waren. Alles, was er tat, offenbarte dem geübten Auge sein langsam anwachsendes Grauen. Ständig trat er von einem Fuß auf den anderen, nestelte an sich herum. Aber seine nackte Angst bereitete Nava keine Sorgen.
    Wohl aber, dass er alle halbe Minute einen flehenden, furchtsamen Blick zurück zu seinen vermeintlichen Verfolgern warf. Bei diesem Blick gefror ihr das Blut in den Adern. Wenn die Agenten vorn bei der Absperrung etwas von ihrem Job verstanden, wussten sie Burrows Verhalten sofort zu deuten, und das Spiel war aus.
    In Anbetracht der äußeren Umstände bot Caines Plan ihnen wahrscheinlich die größte Chance zu entkommen. Im Großen und Ganzen hielt sie ihn auch für gut; viel entscheidender aber war, dass ihr Vertrauen in Caine immer stärker wurde, dass sie mit immer größerer Sicherheit wusste, dass alles, was Caine plante, auch genau so eintrat.
     
    «Der Nächste.» Agent Sands blieb auf Draht. Gerade hatte er über Funk erfahren, dass Hauser und Kelleher auf dem Weg ins Krankenhaus waren. Wer die zwei außer Gefecht setzen konnte, hatte was drauf.
    Sands konnte nicht fassen, was Caine und Vaner mit ihnen angestellt hatten. Er betete zu Gott, dass Caine in seiner Schlange stand und dass er ihn festnehmen durfte. Und wer weiß, vielleicht krachte Caines Gesicht auf dem Weg in die Zentrale ein paar Mal versehentlich gegen Sands Faust. Sands lächelte bei der Vorstellung. Wenn er Caine schnappte, dann würde das Schwein erfahren, was es hieß, Reue zu empfinden, noch bevor er in Untersuchungshaft kam.
    «Der Nächste!», brüllte Sands erneut. Sicher, in dem strömenden Regen

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