Null
auch verarbeiten können, und das ist unmöglich.»
«Beides richtig», sagte Jasper mit einem Lächeln.
«Aber wenn es unmöglich ist, wie kann ich dann der Laplace’sche Dämon sein?»
«Weil», sagte Jasper, «du gar nicht über die Fähigkeit zur Verarbeitung der Informationen verfügen musst; du musst nur auf sie zugreifen können. Stell es dir einmal so vor: Wenn du dich mit jemandem verständigen möchtest, der nur Japanisch spricht, was tust du
dann- wann-Mann-
Bann
?»
«Ich weiß nicht … ein Wörterbuch benutzen wahrscheinlich. Entweder das oder einen Dolmetscher hinzuziehen.»
«Ganz genau», sagte Jasper. «Du müsstest nicht Japanisch können, solange du Zugang zu einem Werkzeug hättest, das es dir gestatten würde, deine Gedanken ins Japanische zu übersetzen. Allgemein gesprochen würdest du die Informationsverarbeitung auslagern, entweder zu einer Person oder zu einem Wörterbuch.»
«Gut», sagte Caine zögernd. «Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Allerdings verstehe ich nicht, wie du das Übersetzen einer Sprache mit der Verarbeitung sämtlicher Daten des Universums gleichsetzen kannst.»
«Warum
nicht- dicht-schlicht-Wicht
?», fragte Jasper.
«Weil es auf der ganzen Erde keine geistige Macht gibt, weder Mensch noch Maschine, die in der Lage ist, diese Unmenge an Daten zu verarbeiten.»
«Denkst du», sagte Jasper. «Es gibt sie sehr wohl.»
«Und was ist das für eine Macht?»
«Das kollektive Unbewusste.»
Caine starrte seinen Bruder an, versuchte zu begreifen. Aus seiner Zeit am College wusste er noch, dass Mitte deszwanzigsten Jahrhunderts ein deutscher Psychologe namens C. G. Jung die Theorie vom kollektiven Unbewussten aufgestellt hatte, aber das war auch schon beinahe alles, woran er sich erinnerte. Jasper sah den verwirrten Ausdruck auf Caines Gesicht und setzte zu einer Erklärung an.
«Gut, lass es mich so beschreiben: Die meisten Menschen schlafen durchschnittlich acht Stunden pro Nacht, was bedeutet, dass sie ein Drittel des Lebens in einem unbewussten Zustand verbringen. Jung nahm an, dass das Bewusstsein zumindest teilweise vom Unbewussten angetrieben und beeinflusst wird. Das Unbewusste teilte er in drei Kategorien ein: Die erste umfasst persönliche Erinnerungen, auf die du frei zugreifen kannst, zum Beispiel den Namen deiner Klassenlehrerin im vierten Schuljahr. Du weißt ihn zwar vielleicht gerade nicht, aber höchstwahrscheinlich erinnerst du dich, wenn du ein wenig nachdenkst.»
«Das Langzeitgedächtnis.»
«
Genau- Frau-wau-schlau
», sagte Jasper und nickte nachdrücklich. «Die zweite Kategorie umfasst persönliche Erinnerungen, auf die du
nicht
frei zugreifen kannst. Das sind entweder Dinge, die du einmal wusstest, aber inzwischen vergessen hast, oder aber ein Kindheitstrauma, das du verdrängt hast. Diese Erinnerungen waren alle einmal Teil deines Bewusstseins, aber aus irgendeinem Grund sind sie so tief vergraben, dass du nicht mehr auf sie zugreifen kannst.
Die dritte Kategorie ist das kollektive Unbewusste. Seine Inhalte können definitiv nicht ins Bewusstsein gelangen, weil sie
nie
dessen Bestandteil gewesen sind. Daher enthält das kollektive Unbewusste im Wesentlichen ein Wissen, das keinen bekannten Ursprung
hat- matt-
Watt-Patt
.»
«Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?», fragte Nava.
«Ein Neugeborenes weiß, wie es zu saugen hat, wenn es zum ersten Mal an die Mutterbrust gehalten wird, und wie es zu schreien hat, um seinem Hunger Ausdruck zu verleihen. Ein Rehkitz macht seine ersten Schritte nur Sekunden, nachdem es geboren wurde. Wenn Fische schlüpfen, dann wissen die Jungtiere, wie sie schwimmen müssen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Sämtliche Lebewesen besitzen bei der Geburt komplexe körperliche Fähigkeiten und ein komplexes Wissen über sich selbst und die Umwelt, ohne dass es dafür einen bekannten Ursprung gibt.»
Caine runzelte die Stirn. «Aber ich dachte, dieses Wissen wäre in unserer DNA gespeichert.»
«Ja, nach Überzeugung der Biologen; die Physiker sehen das anders – und bis jetzt hat noch kein einziger Biologe die Frage beantworten können, woher diese Anweisungen zum Leben ursprünglich stammen.»
«Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir folgen kann.»
«Sieh es einmal von der Warte her: Da alles Leben auf der Erde von primitiven Einzellern abstammt, müssen die Anweisungen, mit denen wir alle geboren werden, irgendwann einmal
gelernt
worden sein, um in den Gencode übergehen zu
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