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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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aufwärts und über die Straße, löste sich auf. Er ließ seine Gedanken schweifen, während er den Rauch betrachtete.
    Was würde er an Caines Stelle jetzt tun? Er musste denken wie ein Zivilist. Zunächst einmal würde er am Leben bleiben wollen, und Vaners Akte und ihren letzten Arbeitsergebnissen nach zu urteilen, würde Caine ihr in dieser Hinsicht wahrscheinlich einiges zutrauen. Dann würde er gern sein normales Leben wieder aufnehmen wollen. Er würde Angst haben, zur Polizei zu gehen, aber auch nicht den Rest seines Lebens auf der Flucht verbringen wollen. Er würde also   …
was
tun? Zuflucht bei einem Freund suchen – oder bei seinem Bruder.
    Aber wo steckte sein Zwillingsbruder? Crowe konnte es nicht fassen, dass Grimes Jasper Caine hatte gehen lassen, nachdem Vaner ihn ihnen als Lockvogel vorgesetzt hatte. Hätte Crowe diese Operation geleitet, er hätte den Zwilling für seine Zwecke verwendet. Aber jetzt war es zu spät – Jasper Caine war ebenso verschwunden wie sein Bruder. Crowe hatte ein paar Agenten zur Überwachung von Jaspers Wohnung in Philadelphia abgestellt, aber große Hoffnung machte er sich nicht.
    Er drückte die Zigarette aus und starrte zum Himmel hinauf. Die beiden Brüder konnten sich nicht ewig verstecken. Am Ende würden sie auftauchen. Und wenn sie das taten, würde Crowe da sein.
    Das nächste Mal würde es keine Fehler geben.
     
    Caine verbrachte den Rest der zweistündigen Fahrt damit, seinen alten Mentor über Jasper, Nava, Forsythe, Peter und den Laplace’schen Dämon ins Bild zu setzen. Während Caine redete, überdachte Nava ihre Lage. Als sie anfangs Tverskys Akten gelesen hatte, hatte sie das alles für pure Science-Fiction gehalten. Aber Julia hatte sie in der Gasse eines Besseren belehrt.
    Dennoch war Nava noch nicht davon überzeugt gewesen, dass Caine all das tun konnte, was Tversky ihm zutraute. Aber jetzt – nach ihrem «Glück» auf dem Bahnhof und dem «zufälligen» Zusammentreffen mit Doc – hielt sie Caine zumindest teilweise dafür verantwortlich, selbst wenn er nicht wusste, wie er es eigentlich anstellte. Sie hatte keine Ahnung, welchen Beschränkungen Caines Fähigkeiten unterlagen, und sie wollte es auch gar nicht so genau wissen. Sie hatte Angst, was passieren würde, wenn er lernte, aktiv mit seiner Gabe umzugehen.
    Sie dachte an die Zeit zurück, als sie als Kind zum ersten Mal Elefanten im Zirkus gesehen hatte. Es waren drei gewesen, und jedes dieser Sechs-Tonnen-Viecher wurde dadurch am Weglaufen gehindert, dass man ihm ein dünnes Seil um einen seiner massigen Knöchel gebunden hatte. Das verwirrte Nava. Sie fragte ihren Vater, warum die Tiere die Seile nicht einfach durchrissen.
    «Es geschieht alles in ihrem Kopf», erklärte ihr Vater. «Wenn die Elefanten noch klein sind, werden sie mit schweren Stahlketten an die Pfosten gekettet. In diesen ersten paar Monaten lernen sie, dass sie die Ketten nicht zerreißen können, so sehr sie sich auch anstrengen.»
    «Aber Seile halten doch viel weniger aus als Ketten», erwiderte Nava. «Die Elefanten könnten sie ganz leicht kaputtmachen.»
    «Ja. Aber die Dompteure nehmen erst Seile, wenn dieElefanten schon gelernt haben, dass eine Flucht unmöglich ist. Verstehst du, Nava, nicht die Seile hindern die Elefanten daran wegzulaufen – sondern ihre Köpfe. Darum ist Wissen so mächtig. Wenn du denkst, dass du etwas tun kannst, auch wenn du dazu eigentlich gar nicht in der Lage bist, dann kannst du es oft tatsächlich. Und wenn du denkst, du kannst etwas nicht, dann wirst du es auch nie können, weil du es gar nicht erst versuchst.»
    Das war, knapp zusammengefasst, David Caine. Er war einmal mit einer Kette angebunden gewesen, und jetzt war die Kette weg, durch ein dünnes Seil ersetzt. Er hatte bereits entdeckt, dass er das Seil manchmal in die Länge ziehen konnte. Aber wenn er nun entdeckte, dass das Seil sich zerreißen ließ – dass es tatsächlich bereits zerrissen
war
– was dann? Nava überlief ein Schaudern.
    Was würde passieren, wenn Caine klar wurde, dass die normalen Regeln für ihn nicht mehr galten?
     
    «The Real Me» von The Who kam aus der Jukebox, und Roger Daltreys Löwengebrüll erfüllte die Kneipe im East Village: «Can you see the rrrrreal me? Can ya? Can ya?»
    Jasper nippte an seiner Cola und beobachtete nervös die Tür. Jedes Mal, wenn sie aufging, kniff er wegen des hellen Sonnenscheins, der in die schummrig beleuchtete Kneipe drang, die Augen zu. Im ersten Moment

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